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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Menschen einfach nur Luft machen, dann reden auch die Vernünftigsten Müll. Später finden sie wieder zu sich selbst zurück, und alles wird gut. Setz sie nicht ins Unrecht, wenn es nicht nötig ist. Sonst wirst du zum Feindbild für Leute, die deine Verbündeten sein könnten.
    Nie hatte sie so sehr wie jetzt gespürt, wie sehr ihr Vater damit recht hatte. Die hier waren die Guten und nicht die Bösen. Wie in die Enge getriebene Ratten bissen sie jetzt um sich.
    Ann Kathrin ging zu dem großen Aktenschrank und sagte: »Die hier würde ich auch noch gerne mitnehmen.«
    Auf den Ordnern stand:
Aktuelle Abrechnungen Krankenkasse, Sozi/Privat
.
    Es waren zwölf Akten, geordnet nach Klientennamen. Auf einer stand:
K - Kleine, Sylvia. Kohlhammer, Rainer
    Josef de Vries begann, auch diese Aktenordner in die Kiste zu packen.
    Er hatte keine fünf Stunden mehr zu leben.
     
    In der Bank herrschte weniger Aufregung. Es war eine geradezu wohltuend sachliche Stimmung. Zunächst erschrak der Filialleiter, als die Kripo ihn am Samstag von der Gartenarbeit holte, aber als ihm klar wurde, dass es nicht um Steuerhinterziehung, sondern um Mord ging, war er zunächst erleichtert und dann sofort hilfsbereit.
    Gern eröffnete er ihnen Einblicke in die Vermögensverhältnisse von Sylvia Kleine, Inga Traumin und Rainer Kohlhammer. Ulf Speicher hatte die Aktiendepots online verwaltet. Dabei war er nicht ganz ungeschickt gewesen, wie der Filialleiter gern zugab. In den Hochzeiten der Börse habe zum Beispiel das Aktiendepot von Sylvia Kleine fast 8 Millionen Euro ausgemacht. Aber auch beim Niedergang der Börsen habe sie nicht, wie die meisten anderen Depots die Hälfte ihres Geldes verloren, sondern nur knapp eine Million, denn Herr Speicher hatte alles mit Puts abgesichert. Stolz fügte er hinzu: »Das ist sicherlich auch ein Erfolg unserer intensiven Beratungstätigkeit.«
    »Wer entschied denn, ob Aktien ge- oder verkauft wurden?«
    »Nun, wir bieten für so etwas natürlich einen Service an, aber hier wäre eigentlich eine professionelle Vermögensverwaltung vonnöten gewesen. Doch Herrn Speicher hat das Spaß gemacht. Er war keineswegs ein Spieler, aber er vermehrte das Vermögen der ihm anvertrauten Depots sehr geschickt.« Grinsend gab der Filialleiter zu: »Ich hätte ihm am liebsten bei uns einen Job angeboten. Mut zum Risiko, die richtige Nase, und das gepaart mit Sicherheitsdenken und einer gehörigen Portion Sachverstand.«
    Ann Kathrin Klaasen fühlte den Sitz ihrer Waffe. Als sie die Bank verließ, sah sie sich nach rechts und links um. Wer sagt mir, dachte sie, dass er immer nur im Dunkeln zuschlägt? Welche Waffe wird er als Nächstes benutzen?
    Sie überlegte, ob sie sich Weller anvertrauen sollte. Auf keinen Fall würde sie Rupert und Scherer mit ihrer Situation vertraut machen. Dazu brauchte sie die blaue Feder als Beweis.
    Ein grüner Golf rollte im Schritttempo auf sie zu. Die Sonne spiegelte sich in der Windschutzscheibe und blendete Ann Kathrin. Saß darin ihr Mörder?
    Fast hätte sie die Waffe gezogen, doch dann fuhr der Golf einfach weiter.
    Sie schluckte. Ihre Knie zitterten leicht. Nach außen hin wirkte sie aber selbstsicher und gelassen.
    Wenn der Mörder hinter mir her ist, dann muss ich ihn kennen. Wahrscheinlich bin ich ihm im Rahmen der Ermittlungen begegnet, und er will mich zur Strecke bringen, bevor ich ihn erwische, dachte sie.
    Zunächst ging sie bewusst die Bilder der Verdächtigen durch.
    Tim Gerlach, der kurz davor war, sich Sylvia Kleines Millionenvermögen anzueignen.
    Georg Kohlhammer, dem der Regenbogen-Verein im Weg war wie sonst nichts auf der Welt und der mit Sicherheit genügend Hass entwickelt hatte, um zum Mörder zu werden.
    Ludwig Bongart, der für einen Zivildienstleistenden im Verein ein erstaunlich großes Wort führte und sich wie der Nachfolger von Ulf Speicher gab. Konnte es sein, dass er die Morde beging, um sich den Verein unter den Nagel zu reißen und gleichzeitig als Held an der Behindertenfront dazustehen?
    Er erinnerte sie an einen Feuerwehrmann, den sie zu Beginn ihrer Dienstzeit verhaftet hatte. Ein Held, der dreizehn Menschen das Leben gerettet hatte. Leider gingen die Brände auf sein Konto.
    Auch das Gesicht von Jutta Breuer tauchte vor Ann Kathrins innerem Auge auf, wie sie hasserfüllt mit schmalen Lippen sprach. Sie hatte Tim Gerlach scharf angegriffen. Sie wirkte auf Ann Kathrin wie eine Frau, die zornig auf alle war, die ihr Leben genießen konnten. Hatte sie von

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