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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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den Affären ihres Lebensgefährten gewusst? Hatte sie es irgendwann nicht mehr ertragen? Hatte sie begonnen, alle die Menschen in ihrer Umgebung umzubringen, die ihre Sexualität schamlos auslebten?
    Ann Kathrin lächelte. In diese Reihe passte sie selbst nicht hinein. Der Mörder konnte nur einen Grund haben, ihr nachzustellen: Sie war näher an ihm dran, als sie es selbst ahnte.
    Mit wem, fragte sie sich, habe ich seit Donnerstagabend noch geredet?
     
    Bis in spätestens einer Woche musste alles erledigt sein. Keiner von ihnen durfte den 7.Mai erleben. Zehn Jahre Regenbogen. Die große Jubelfeier. Spätestens in der Nacht vom 6. auf den 7. musste der Letzte von ihnen ausgelöscht werden.
    Die Zeit wurde knapp. Es standen noch drei Namen auf der Liste.
    Die Flammen sollten das Böse auffressen. Oder war es doch besser, mit Gift zu arbeiten?
    Manchmal kamen dankbare Eltern im Regenbogen-Verein vorbei und brachten Pralinen oder Schokolade für die freundlichen Helfer.
    Josef de Vries behauptete, sich damit den dicken Hintern angefressen zu haben. Er hatte neben seinem Computer ständig eine geöffnete Pralinenschachtel oder einen angebissenen Schokoriegel liegen.
    Vielleicht war Gift wirklich besser als eine Explosion. Sie sollten sich vor Schmerzen am Boden winden und genau wissen, dass es mit ihnen zu Ende ging.
    Wie viel Gift brauchte man, damit es nicht zu schnell ging, sie aber auch nicht mehr zu retten waren? Das Internet bot genügend Anregung. Gab es bessere Berater als die Internetforen für Selbstmörder? Dort suchten die Menschen nach schmerzlosen Methoden, um schnell aus dem Leben zu scheiden.
    Nein, schmerzlos sollte es für diese Schweinebande nicht werden. Schmerzlos ganz sicherlich nicht.
    Hier riet einer von einem Gift ab, weil es ein jämmerlicher Tod sei. Ein langsames Ersticken.
    Na bitte. Wenn das kein guter Tipp war …
    Ann Kathrin Klaasen ging in ihrem Garten auf und ab. Sie sah aus wie eine Frau, die konzentriert nachdachte. Sie trug ein viel zu weites blaues Kapuzenshirt von Hero. Ihre Hände hatte sie in den tiefen Taschen vergraben. In der Rechten hielt sie dabei ihre Heckler & Koch P 2000. Ohne diese Waffe würde sie keinen Schritt mehr gehen. Sie war bereit, herumzuwirbeln und zu feuern.
    Während sie ihren Garten wieder und wieder durchschritt, suchten ihre Augen jeden Zentimeter ab. Vielleicht war sie ja hier noch irgendwo, die blaue Feder … vielleicht hatte sie sich in der Hecke verfangen, im Kirschbaum oder dort, beim Kompost. Leuchtete da nicht etwas Blaues? Hoffnung keimte in ihr auf, aber es war nur ein Stück Zeitung.
    Während ihre Blicke jetzt die Häuserfassade abtasteten, überlegte Ann Kathrin, ob es noch eine andere Verbindung zwischen den drei Toten geben könnte.
    Na klar, dachte sie. Wir haben uns viel zu schnell damit zufriedengegeben, dass sie alle drei im Regenbogen-Verein sind. Aber da gibt es außer ihnen noch viele andere. Warum hat es ausgerechnet Ulf Speicher, Kai Uphoff und Paul Winter getroffen? Warum keinen der anderen? War das Zufall?
    Sie hatte es sich abgewöhnt, an Zufälle zu glauben. Darin stimmte sie mit Hero überein. Als Therapeut sagte er immer wieder: »Es gibt keine Zufälle. Zufall ist das, was dir auf Grund deines So-Seins zufällt.«
    Ann Kathrin fand diese Sichtweise eigentlich unangemessen. Damit machte er jeden Klienten für alles selbst verantwortlich, was ihm passiert war. Hero nannte das: Dem Klienten die Eigenverantwortung zurückgeben.
    Aus kriminalistischer Sicht war es klug, nicht an Zufälle zu glauben, sondern an eine zwingende Dynamik. Wenn es noch irgendeine andere Verbindung zwischen den drei Männern gab, außer dem Regenbogen-Verein, dann …
    Ann Kathrin rief Jutta Breuer an. Zunächst war sie für Ann Kathrin nicht zu sprechen. Ludwig Bongart versuchte, die Kommissarin abzuwimmeln, aber sie ließ sich vom Charme des Zivildienstleistenden nicht beeinflussen.
    »Gibt es«, fragte Ann Kathrin, »irgendeine Gemeinsamkeit zwischen Ulf Speicher, Kai Uphoff und Paul Winter, von der wir bis jetzt nichts wissen?«
    »Sie haben sich alle für Behinderte eingesetzt. Das haben sie als eine Lebensaufgabe angesehen. Und sie sind alle drei tot.«
    »Vielleicht gibt es ja noch etwas. Haben sie gemeinsam Fußball gespielt oder waren sie alle drei in einem Gesangverein?«
    Am anderen Ende der Leitung trumpfte Jutta Breuer geradezu hysterisch auf: »Ulf hasste Fußball! Und gesungen hat er höchstens unter der Dusche. Ich weiß wirklich

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