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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sylvia in die Enge geriet. Erinnerte sie sich nicht daran, wie sie diese Getränke bezahlt hatte, oder war es ihr peinlich?
    Dann platzte Sylvia mit der Antwort heraus: »Die doofe Kuh hat meine Schecks platzen lassen. Ich bin jetzt nicht mehr …«, sie überlegte, »ich weiß nicht mehr, wie das Wort heißt. Jedenfalls darf ich keine Schecks mehr unterschreiben. Sie lässt die einfach zurückgehen. Ist das nicht gemein? Es ist doch mein Geld!«
    »Und jetzt?«
    »Die haben gesagt, dass sie alles wieder abholen wollen, wenn ich es nicht bezahlen kann. Aber Tim war da und hat alle beruhigt. Er hat ihnen gesagt, dass ich bald wieder über mein eigenes Geld bestimmen kann. Sollen wir uns jetzt so einen Wein aufmachen?«
    Ann Kathrin atmete tief aus.
     
    Sie öffneten eine Domaine de Saint Cosme St. Joseph 2003. Ann Kathrin trank den Wein mit Sylvia zusammen im Wohnzimmer. Er schmeckte wundervoll. Ein bisschen hatte Ann Kathrin dabei ein schlechtes Gewissen. Gleichzeitig spürte sie, dass sie der Lösung des Falles immer näher kam, während sie beide hier wie Freundinnen saßen und aus edlen Gläsern Rotwein tranken.
    Sie hatten die Vorhänge zugezogen und die Rollläden heruntergelassen. Niemand sollte ein freies Schussfeld in das Zimmer haben.
    Ann Kathrin wusste nicht wohin mit ihrer Waffe. Sie wollte sie bei sich haben, gleichzeitig saß sie unbequem damit im Sessel. Sie schob die P 2000 neben sich unters Sofakissen.
    Sylvia Kleine wollte von ihrer neuen Freundin Genaues wissen: Wie war ihr Vater wirklich gestorben?
    Ann Kathrin erzählte freimütig die Wahrheit über den Banküberfall, bei dem ihr Vater sich als Geisel hatte austauschen lassen. Wie er dann niedergeschossen in seinem Blut lag, bis endlich der Hubschrauber kam. Niemand wäre auf die Idee gekommen, den Rettungshubschrauber zu behindern. Doch das alles war nur eine Finte gewesen.
    »Mein Vater wurde nicht mit dem Hubschrauber ins nächste Krankenhaus geflogen, sondern die Täter flohen darin mit der Beute. Mein Vater starb.«
    »Waren das auch Terroristen?«, fragte Sylvia.
    Ann Kathrin schüttelte den Kopf: »Nein, ich glaube, das waren ganz einfache Verbrecher. Die hatten keine politischen oder religiösen Ziele. Die wollten einfach nur das Geld und dabei sind sie eben über Leichen gegangen.«
    Sylvia schien den Unterschied zwischen einfachen Kriminellen und Terroristen nicht wirklich zu begreifen. Aber auch für Ann Kathrin geriet das manchmal durcheinander.
    »Und du hast den Mörder deines Vaters nie geschnappt?«
    »Nein. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Eines Tages krieg ich ihn.«
    Sylvia nickte begeistert. »Ja. Eines Tages. Ganz bestimmt. Und was machst du dann? Knallst du ihn ab?«
    Diese Frage hatte Ann Kathrin sich oft gestellt. In ihren Träumen war die Antwort ganz klar. Sie sah den Täter, wie er vor ihr kniete und um Gnade flehte. Im Traum schoss sie ihn fast jedes Mal nieder, wenn sie nicht vorher wach wurde. Mit ihrem Tagesbewusstsein sah die Sache natürlich ganz anders aus. Sie war eine Kriminalbeamtin. Und sie wollte den Mörder ihres Vaters seiner gerechten Strafe zuführen. Natürlich würde sie ihn abliefern, mit Indizienbeweisen, damit kein cleverer Anwalt ihn herauspauken konnte. Er sollte sitzen bis zum Ende seiner Tage.
    »Die meisten sitzen nicht mehr lebenslänglich«, sagte Sylvia. »Meistens kriegen sie nur fünfzehn oder zwanzig Jahre. Und selbst wenn sie lebenslänglich kriegen, werden sie nach ein paar Jahren entlassen – hat mein Opa gesagt.«
    Guten Gewissens konnte Ann Kathrin nicht wirklich widersprechen. Aber sie befürchtete, dass daraus gleich ein Plädoyer für die Todesstrafe werden würde.
    »Ich möchte, dass die Mörder meiner Eltern auch sterben.«
    »Ja«, sagte Ann Kathrin, »das kann ich verstehen. Aber weißt du, Sylvia, wenn wir so etwas tun, dann machen wir uns genauso schuldig. Wir dürfen uns mit den Mördern nicht auf eine Stufe stellen.«
    Sylvia goss den Wein herunter wie einen kühlen Schluck Bier. Der edle Geschmack offenbarte sich ihr scheinbar nicht. Sie holte Fotoalben von ihren Eltern und setzte sich auf die Sessellehne von Ann Kathrin, so dass sie gemeinsam in den Alben blättern konnten. Es war keine bequeme Sitzhaltung für Ann Kathrin, und sie musste ständig daran denken, dass Sylvia mit dem halben Hintern auf ihrer P 2000 saß. Aber es ging hier nicht um Bequemlichkeit, sondern um Nähe.
    Es war schon nach Mitternacht, als Ann Kathrin sich in einem der vielen Gästezimmer

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