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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Niemand tut dir etwas. Ich bin bei dir.«
    Die ältere Dame raffte ihre Sachen zusammen. Ihre Handtasche war aufgegangen, und der Inhalt lag im Vorgarten verstreut. Natürlich erkannte sie, dass etwas mit Sylvia nicht stimmte. Sie deutete es aber falsch.
    »Überall diese Junkies! Man kann sich nirgendwo mehr hintrauen!«
    Ann Kathrin sah die Frau ruhig an und blieb sachlich: »Sie ist keine Drogensüchtige.«
    »Ist das Ihre Tochter? Dann passen Sie mal besser auf sie auf. Ich könnte Sie anzeigen! Seien Sie froh, dass ich mir nichts gebrochen hab!«
    Die Dame raffte sich auf und stolperte mit ihrer Handtasche davon.
    Ann Kathrin kniete bei Sylvia und hielt sie fest. Sie kam sich vor wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet, das von Trauer geschüttelt wird und die Welt nicht mehr versteht.
    Sylvia schluchzte laut und trommelte mit ihrer Faust gegen Ann Kathrins Brust. »Ich weiß alles! Alles! Das mit meinen Eltern war kein Unfall! Das haben die bloß gesagt, der Speicher und alle! Das Boot ist nicht einfach so explodiert! Das war ein gutes Fischerboot. Terroristen haben meine Eltern ermordet, Terroristen! Die verstellen sich, glaub mir. Die sind wie Giftschlangen, die tun ganz harmlos. Du denkst, das ist ein Ast, du trittst drauf, und dann beißen sie zu!«
    Ann Kathrin wunderte sich über das Bild mit der Giftschlange. Sie fragte sich, ob das auf Sylvias eigenem Mist gewachsen war, oder ob ihr jemand den Tod der Eltern so erklärt hatte.
    Sylvia zitterte immer noch am ganzen Körper. Was hatte sie so sehr zum Ausflippen gebracht?
    »Sag mal«, fragte Ann Kathrin, »brauchst du irgendwelche Medikamente?«
    Sylvia stand auf, stemmte die Fäuste in die Hüfte und sah Ann Kathrin patzig an. »Ich nehme meine Pillen. Keine Sorge. Fang bloß nicht an wie die Jutta.«
    Stumm gingen sie nebeneinander zum Auto zurück. Jede bemüht, auf dem schmalen Bürgersteig so zu gehen, dass sie die andere auf keinen Fall berührte.
    Beide Türen vom Twingo standen offen. Der Schlüssel steckte.
    Sylvia zögerte an der Tür. Sie wusste nicht, ob sie einsteigen sollte oder nicht. Inzwischen konnte Ann Kathrin in Sylvias Gesicht lesen. Im Grunde zeigte sie jede Gefühlsregung, lange bevor sie die Dinge formulierte.
    Sie rechnet jetzt mit Ablehnung, dachte Ann Kathrin. Sie kennt das. Sie flippt bestimmt öfter so aus, und dann versucht sie, es mit Geld und Freundlichkeiten wiedergutzumachen.
    »Bist du jetzt nicht mehr meine Freundin?«
    Ann Kathrin bemühte sich um ein offenes Lachen. »Aber natürlich bin ich noch deine Freundin. Herrje, ich weiß, wie das ist, wenn man ein Elternteil verliert. Mein Vater ist auch keines natürlichen Todes gestorben.«
    Sylvia öffnete den Mund, als wolle sie die Worte von Ann Kathrin nachformen. Ein Gedanke schoss Ann Kathrin durch den Kopf: Sie hat mich gar nicht richtig verstanden. Keines natürlichen Todes. So ein Quatsch! Ich muss eine klarere Sprache sprechen.
    »Mein Vater ist erschossen worden. Er war bei der Kriminalpolizei, genau wie ich.«
    Dieser Satz von Ann Kathrin veränderte alles für Sylvia. Jetzt waren sie so etwas wie Komplizen. Geschwister. Leidensgefährtinnen.
     
    Das Zimmer in der Villa Kunterbunt, das vorher vermutlich einmal das Büro von Hinrich Kleine gewesen war, diente jetzt als Vorratsraum. Es gab zwei große Tiefkühltruhen darin, die randvoll waren. Dazu mindestens zehn bis zwölf Kisten Sekt. Weine, die nicht ganz billig waren.
Mont Ventoux. Domaine le Murmurium. Talisman 2003
stand auf einer Kiste. Fünfundzwanzig Euro pro Flasche.
    Übereinandergestapelt mehrere Kästen Flens, Desperados und bunte Alcopops.
    »Hast du das alles eingekauft?«
    »Nein, das ist für …«, Sylvia schluckte, »na ja, die Jungs trinken das ganz gerne.«
    »Hat Tim es bestellt?«
    »Ja, das Bier. Den Wein hab ich für Ludwig gekauft, der hat gesagt, das ist der beste. Aber der kommt ja nicht mehr.«
    Ann Kathrin nahm eine Rotweinflasche in die Hand und sah sich das Etikett an. »Die hast du dir vom Kontor liefern lassen?«
    Sylvia nickte.
    »Weiß Jutta Breuer, dass du hier Getränke für all deine Freunde hortest?«
    Sylvia zuckte mit den Schultern.
    »Sie muss doch die Rechnungen kennen, die du bezahlt hast, oder nicht?«
    Sylvia lachte. »Ich darf nicht mehr mit Opas Goldener Karte bezahlen. Die haben sie mir abgenommen. Das war toll. Damit kriegt man alles. Man braucht nie Geld mit sich rumschleppen.«
    »Und wie hast du das bezahlt?«, insistierte Ann Kathrin. Sie bekam mit, dass

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