Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
Schütteln aus, das seine ganze Gestalt erfasste. Dann schimpfte er los:
»Na toll! Natürlich glaubt ihr diesem Bloem wieder viel mehr als mir! Wie kann das sein? Dieser Zivilist macht irgendeine Aussage, und die ist Gold wert. Aber wehe, Rupert sagt was, dann …«
»Er hat sie nicht an ihrem Hintern erkannt.«
Ubbo Heide schnitt das Gespräch ab. »Genug geredet. Wir haben die Anwältin von Ollenhauer jetzt lange genug warten lassen. Bist du soweit, Ann?«
Sie atmete tief durch den Mund aus und holte dann durch die Nase Luft.
»Ja«, sagte sie, »nichts lieber als das. Ich brenne darauf.«
»Ich auch«, freute Weller sich. »Ich hab sie vorhin im Flur getroffen. Wie es scheint, hat Ollenhauer seinen Anwalt abgeschossen und stattdessen dieses Weibsbild engagiert.«
Ubbo Heide fragte: »Sollen wir die Fotos mitnehmen? Willst du Ollenhauer konfrontieren?«
»Ich denke, er weiß, was er auf seinem Computer hat«, antwortete Ann Kathrin. Trotzdem nahm sie ein paar ausgesuchte Bilder an sich, unter anderem auch das, auf dem Rupert glaubte, Frau Professor Dr. Hildegard erkannt zu haben.
Nur Ann Kathrin ging zu Ollenhauer und seiner Anwältin, Frau Dr. Schmidt-Liechner, in den Raum.
Ubbo Heide, Rupert und Weller standen vor der Scheibe, um unerkannt das Gespräch mitzuverfolgen.
Weller wollte zu gern mit rein, aber Ann Kathrin hatte sich das verbeten. »Niemand wird mich da drin angreifen, Frank. Du musst mich nicht beschützen, und ich möchte nicht, dass das Gespräch in eine falsche Richtung läuft.«
Ubbo Heide versuchte, Rupert in den großen Besprechungsraum zu Ludwig Schwindelhausen zu schicken, aber Rupert fand das hier jetzt viel spannender.
Aus dem Besprechungsraum drang Lärm. Es wurden Türen geknallt und jemand, dessen Stimme Ubbo Heide nicht kannte, brüllte herum.
Weller ließ sich davon nicht ablenken. Diese Anwältin, die aussah, wie aus dem Modejournal, brachte ihn noch mehr gegen Ollenhauer auf. Das Ganze würde zu einem Duell zwischen Ann Kathrin und ihr werden, bei dem Ollenhauer sich genüsslich zurücklehnen und zusehen würde. Genau das war Wellers Befürchtung, und er hätte zu gern etwas dagegen unternommen.
Er, der eigentlich immer dafür war, den Rechtsstaat zu verteidigen, sah plötzlich gar nicht mehr ein, warum ein Verdächtiger beim Verhör einen Anwalt mit dabei haben konnte, und wenn es schon sein musste, dann doch nicht so eine Schnepfe! Der waren doch Recht und Unrecht völlig egal. Die stand auf Seiten dessen, der sie bezahlte, und in Wellers Phantasie pflasterte sie diesen Verhörraum mit scharfen Tellerminen, in der Hoffnung, dass Ann Kathrin auf eine treten würde.
»Sollen wir nicht besser doch reingehen?«, fragte Weller Ubbo Heide, aber er kannte die Antwort schon im Voraus.
Ubbo schüttelte den Kopf, was Rupert nicht mitbekam, der sich freudig Wellers Meinung anschloss: »Au ja, und dann spielen wir Guter Bulle – böser Bulle ! Das ist doch immer sehr erfolgsversprechend.«
»Ich würde lieber Böser Bulle – böser Bulle spielen«, brummte Weller resigniert. Er wusste, dass jeder weitere Versuch, Ubbo Heide umzustimmen, sinnlos war. Ubbo deckte Ann Kathrin im Grunde immer und stärkte ihr den Rücken, wo es nur ging.
Als Ann Kathrin Dr. Ollenhauer und seiner Anwältin gegenüberstand und die Eiseskälte spürte, die von Frau Dr. Schmidt-Liechner ausging, geriet sie für einen Moment in die Versuchung, den Raum wieder zu verlassen und sich um ihre Mutter zu kümmern.
Warum bin ich mit solchen Menschen zusammen? Was tue ich hier eigentlich?, fragte sie sich. Meine Mutter braucht mich. Der Umzug muss organisiert werden. Vielleicht hat ihr das Essen heute nicht geschmeckt. Vielleicht braucht sie etwas von mir. Sie wird mich bestimmt schon vermissen.
Was bin ich nur für eine Tochter? Ich habe nicht nur als Ehefrau und Mutter versagt, sondern jetzt auch noch als Tochter …
Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht und hoffte, dass niemand ihr anmerkte, dass sie nicht wirklich bei der Sache war.
Die Anwältin legte sofort los: »Ich protestiere im Namen meines Mandanten aufs Schärfste gegen die ehrenrührige Behandlung, mit der sein Lebenswerk und sein gesellschaftliches Engagement in den Dreck gezogen werden soll …«
»Ich heiße Sie auch herzlich willkommen. Mein Name ist Ann Kathrin Klaasen. Ich leite die Ermittlungen in diesem Fall. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie die anwaltliche Vertretung von Herrn Dr. Ollenhauer
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