Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
Hinterteil?«
»Ja. Na klar. Guck ihn dir doch genau an. Ich habe sie in der Pathologie gesehen. Das ist ihr Hintern, darauf wette ich alles, was ich besitze. Sie hat diese besondere Wölbung, die eigentlich gar nicht zu ihren blonden Haaren und zu ihrem nordischen Typ passt. So eine Wölbung findet man eher in Afrika.«
Weller war es peinlich, wie Rupert in Anwesenheit von Ann Kathrin redete. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und drehte sich von seinem Kollegen weg.
»In Afrika«, schimpfte Weller gegen die Wand, »was für ein Scheiß!!«
»Aber du bist doch mit mir in der Pathologie gewesen. Hast du das etwa nicht gesehen? Sie hat doch die ganze Zeit damit vor unserer Nase rumgewackelt. Ihr runder Hintern hebt den Rock hinten an. Die italienischen Röcke sind für so etwas einfach nicht geschneidert. Dadurch werden sie hinten kürzer und vorne länger.«
Weller schielte zu Ann Kathrin, als müsse er sich bei ihr für Rupert entschuldigen.
Ann Kathrin sagte: »Nun, sollen wir das jetzt in die Akten schreiben? Rupert hat Frau Professor Dr. Hildegard an ihrem Negerhintern erkannt?«
»Nein«, stellte Ubbo Heide klar, »das werden wir nirgendwohin schreiben. Diese Aussage würde uns doch zu Recht sofort als rassistisch ausgelegt oder als …«
»Und ich sage euch, Kollegen, das ist Frau Dr. Hildegard! Das stellt doch den Fall in einem ganz anderen Licht dar. Sie arbeitet in der Pathologie. Sie ist als Chirurgin jederzeit in der Lage, Leute auszustopfen. Sie kommt an die Sachen. Sie …«
»Das hat sie mit Ollenhauer gemeinsam …«
»Sie hatten die Möglichkeit. Sie hatten die Kinder. Hier sind sie alle gemeinsam zu sehen. Gehen wir rüber, nageln wir sie ans Kreuz«, schlug Rupert vor und reckte sein Kinn nach vorne.
Weller brachte es auf den Punkt: »Ich stelle mir gerade die Hauptverhandlung vor, wenn wir ihrem Anwalt erklären, dass wir seine Mandantin an ihrem Hintern eindeutig identifiziert haben …«
»Ich hab da Ahnung von. Ich hab einen Blick für sowas«, tönte Rupert, und Ann Kathrin nickte. »Ja. Dass du dich mit solchen Aussagen um Kopf und Kragen redest und uns alle in Verruf bringst, genau das ist unsere Angst, verstehst du?«
Rupert hob den Zeigefinger und dozierte jetzt los: »Was seid ihr doch für Kleingeister! Wo steht denn geschrieben, dass man Menschen nur am Gesicht identifizieren kann? Gibt es dazu irgendeine Dienstvorschrift? Irgendein Gesetz? Das ist doch alles nur ein Haufen Müll! So ein Hinterteil ist genau so ein eindeutiges Merkmal wie eine Nase, eine Mundpartie, die Augen oder eine DNA-Spur.«
Ubbo Heide wollte abwiegeln, doch jetzt fiel Rupert das schlagende Argument ein: »Die BRAVO! Ihr habt doch bestimmt alle BRAVO-Starschnitte gesammelt, oder nicht?«
Ubbo Heide nickte und ärgerte sich sofort darüber, es getan zu haben.
»Und? Brauchtet ihr da die Nase oder die Augen oder den Mund, um jemanden zu erkennen? Oh nein. Manchmal reichte ein Stück vom Handrücken, vom Ellbogen, vom Nacken oder, ja, verdammt nochmal, vom Hintern, und ihr wusstet genau, wer das ist!«
Weller musste sich eingestehen, dass er die Argumentation schlüssig fand, wollte das aber auf keinen Fall vor Ann Kathrin zugeben.
Ubbo Heide ging zu seinem Schreibtisch und suchte nach Marzipan. Er brauchte das jetzt dringender als irgendeine Medizin. Er fand den kleinen Seehund und grub seine Zähne hinein. Er schloss die Augen, und für einen Moment wirkte er glücklich.
»Okay«, sagte Ann Kathrin, »ich bin mal bereit, Rupert, anzunehmen, dass du der größte Hinternspezialist der Republik bist. Du erkennst Menschen daran. Frauen insbesondere, stimmt’s?«
Rupert nickte und stellte sich breitbeinig hin. »Darauf kannst du einen lassen.«
»Dann ist das jetzt etwas, das wir in Erwägung ziehen, aber wir müssen es auf eine andere Art beweisen.«
»Was soll das heißen, auf eine andere Art beweisen?« Rupert nahm das Foto, drehte es um und sagte: »Auf der Seite ist nichts, oder meinst du, wir können das einfach umdrehen und sehen dann ihr Gesicht?«
Auf diesen Unsinn ging Ann Kathrin nicht ein. Stattdessen sagte sie: »Ich halte es für möglich, dass sie es einfach zugibt, wenn wir sie darauf ansprechen. Holger Bloem hat sie in der Ollenhauer-Villa gesehen, vor vielen Jahren, als er ein Interview mit ihm fürs OMA gemacht hat.«
Wenn Weller sich nicht täuschte, knirschte Rupert gerade vor Wut mit den Zähnen. Er ballte die Fäuste, und von seiner Körpermitte ging ein
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