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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sie alleine lassen.
    Irgendetwas veränderte sich hier gerade. Die Position von Thomas in der Familie wurde geschwächt, und Lucy fühlte sich dadurch besser. Je stärker ihre Mutter wurde, umso weniger dominant war Thomas. Sie nahm ihm den Wind aus den Segeln. Das tat Lucy gut.
    Sie stieg aus ihren Klamotten und duschte viel zu heiß, bis die Haut krebsrot brannte. Immer wieder schrubbte sie mit der langen Rückenbürste aus Birnbaumholz über ihre Haut zwischen den Schulterblättern und kratzte sich damit die Schuldschlangen ab, die ekelhaft langsam über ihren Rücken krochen.

    Oh ja, der Himmel hält zu mir. Wie wunderbar. Der Regen hat die vielen Touristen verjagt. Ich bin jetzt ganz alleine hier im Muschelweg. Sie haben sich in ihre Ferienwohnungen verkrochen.
    Kinder, wenn ihr die Blitze sehen könntet, direkt über dem Haus! Deshalb haben die Menschen damals gedacht, dass eine Gottheit, Thor, oder wie immer sie ihn genannt haben, voller Zorn brennende Pfeile nach unten warf.
    Die Blitze zielen direkt auf das Haus, in dem du bist, meine Kleine, damit ich den Weg auch finde. Das Universum zeigt mir, wohin ich zu gehen habe. Gott ist unser Freund.
    Alles verändert sich so schnell. Nichts bleibt, wie es war. Familien fallen einfach auseinander. Menschen gehen weg, lassen ihre Liebsten im Stich. Das gefällt dem Herrgott nicht länger. Jemand muss kommen und das verändern.
    Ich bin die wahre Konservative. Ich bewahre die Welt vor dem Verfall, die Menschen vor dem Auseinandergehen. Alles versinkt im Chaos. Ich bin die stabilisierende Kraft.
    Ich hol dir dein Schwesterchen, Tina. Keine Angst, bald wird sie bei dir sein. Ich hol sie dir. Jetzt.

    Weil Ann Kathrin und Ubbo Heide nicht zurückkamen, verließ auch Weller die Dienstbesprechung, die mehr zu einer Ein-Mann-Show von Schwindelhausen geworden war.
    Im Flur begegnete er der Anwältin von Ollenhauer, die ihn kalt fixierte. Weller hatte, als er an ihr vorbei ging, das Gefühl, durch einen Scanner zu laufen. Sie wollte ihn einschätzen, ob sie mit ihm fertig werden würde oder nicht. Er konnte ihr anmerken, dass sie ihn für ein Weichei hielt und ihn nicht weiter ernst nahm.
    Es hatte ihm schon oft geholfen, dass man ihn unterschätzte, deshalb ärgerte es ihn überhaupt nicht.
    Du wirst mich noch kennen lernen, dachte er und ging instinktiv zu der Tür, hinter der sich Ubbo Heide und Ann Kathrin befanden. Er staunte aber, als er dort auch Rupert sah. Mit dem hatte er gar nicht gerechnet.
    Charlie Thiekötter hatte alle einhundertsechs Fotos in DIN-A-4-Größe ausgedruckt. Da an der Wand nicht genug Platz dafür war, lagen sie verstreut auf den verschiedenen Schreibtischen. Ein paar hingen wie Röntgenbilder an der Lichtwand, was in diesem Fall aber überhaupt keinen Sinn machte, da die Fotos ja das Licht abdeckten.
    Weller hatte nie begriffen, wer warum dieses Ding hier angebracht hatte. Vielleicht war dieses Büro ja früher einmal eine Arztpraxis gewesen …
    Ubbo Heide zeigte auf den nackten Mann, der sich nach einem Ball streckte und einen halben Meter hoch in der Luft schwebte. Hinter ihm war die Oase auf Norderney zu sehen.
    »Das ist Ollenhauer, das dort Nils Renken. Hier sind Kinder, die von ihrer Stiftung betreut wurden. Jule Freytag, Kevin Becker, Larissa Kuhl.«
    »Alle drei werden vermisst«, fügte Ann Kathrin hinzu.
    »Der da müsste Adrian Harmsen sein. Der hat inzwischen an den Olympischen Spielen teilgenommen. Ist eine echte Sportkanone als Fünfkämpfer. Das da könnte Sven Olberts sein, der ist an einer Überdosis Heroin gestorben.«
    Rupert fiel eines der Mädchen besonders auf: »Das ist Svenja Roth. Ich hab sie bei Doepke getroffen. Sie ist ja immer noch der Meinung, dass Ollenhauer ein toller Typ sei.«
    Die Kinder waren nackt. Sie tollten herum, spielten Ball.
    »Hier sind sie beim Radschlag«, sagte Weller. »Da ist auch noch eine Frau mit dabei, aber man kann ihr Gesicht nicht sehen. Sie ist immer nur von hinten drauf, oder der Kopf ist abgeschnitten.«
    »Oh«, lachte Rupert, »das ist Frau Professor Dr. Hildegard.«
    »Woran willst du das denn erkennen?«, fragte Ubbo Heide, und seine Augen huschten über die Fotos. Hatte er irgendetwas übersehen?
    Weller räusperte sich und fächelte sich Luft zu. Ihm wurde heiß in dieser Situation.
    »Das ist ganz eindeutig Frau Dr. Hildegard. Ich erkenne sie an ihrem Arsch.«
    Ubbo Heide atmete schwer aus.
    Ann Kathrin hakte nach, als hätte sie ihn falsch verstanden: »An ihrem

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