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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Altmeisters, und wo er auf dem Flohmarkt einen ergattern konnte, schlug er zu. Einen Moment lang wog er sogar ab, ob er diesen hier nicht einfach mitnehmen könnte, denn er fehlte noch in seiner Sammlung. Er nahm sich vor, von zu Hause aus dem Distelkamp ein anderes Buch zu holen, um es gegen dies hier auszutauschen.
    Er schaltete den Fernseher aus. So viele Programme, dachte er, und nichts im Fernsehen …

    Wolfgang Müller wunderte sich über den Anruf seiner Exfrau Gundula. Sie klang weich, weinerlich, als brauche sie Trost. Es war ein triumphales Gefühl für ihn, als hätte Schalke den Pokal geholt.
    Er wollte Angela nicht dabei haben. Sie störte ihn jetzt bei diesem Gespräch. Am liebsten hätte er sie mit einem Wink aus dem Zimmer geschickt, aber er wusste, dass sie sich das nicht gefallen lassen würde, und er wollte keine endlose Beziehungsdiskussion heraufbeschwören, deshalb ging er mit dem Telefon nach nebenan in die Küche und begann, während er telefonierte, mit Tassen und Tellern zu klappern, damit Angela nicht jedes Wort mitbekam. Er war überzeugt davon, dass sie mit großen Ohren lauschend nebenan saß. Wenn er sich nicht täuschte, hatte sie sogar den Fernseher leiser gestellt.
    »Ich will dich sehen, Wolfi«, sagte Gundula. »Lass uns beide miteinander reden.«
    Die Frage: Sind es meine Kinder? brannte in ihm, aber er wagte es nicht, sie zu stellen. Er wusste nicht, welche Auswirkungen ihre Antwort auf sein Leben haben könnte. Manchmal hatte er Halt bei Gundula gefunden, dann wieder kam es ihm vor, als hätte sie ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Das Verhältnis zu ihr war ähnlich wie seine Beziehung zum Alkohol. Er konnte nicht mit, aber auch nicht wirklich ohne.
    »Warum sprichst du so leise?«, fragte er.
    »Thomas darf mich nicht hören«, antwortete sie. »Kannst du weg?«
    »Ja, jederzeit. Treffen wir uns am Hafen? Norddeich-Mole?«
    »Nein, da rennen vielleicht noch zu viele Touristen rum. Ich will ganz allein mit dir sein. Wir müssen ungestört miteinander …«
    »Ja, meinetwegen. Wo?«
    »Der Parkplatz vom Combi. Das ist nicht weit. Wir treffen uns bei den Glascontainern. Da ist um diese Zeit nie einer, höchstens ein Pärchen zum Knutschen, und die sind dann ja mit sich selbst beschäftigt.«
    Das Gespräch war im Grunde beendet, und er wollte schon auflegen. Er überlegte sich bereits eine Ausrede für Angela, warum er jetzt alleine weggehen wollte. Da fragte Gundula: »Ist Lucy bei dir?«
    »Nein«, antwortete er, doch es klang wenig überzeugend, wie er fand. Fast so, als würde er sich dafür entschuldigen, dass er nicht wusste, wo seine Tochter sich aufhielt.
    Gundula stieß einen Grunzton aus, als würde sie ihm nicht glauben, dann legte sie auf.
    Er ging ins Wohnzimmer. Angela hatte den Ton nicht nur leise gestellt, sondern völlig ausgeschaltet. Es flimmerte aber noch ein Quiz auf dem Flachbildschirm.
    »Ich muss nochmal weg«, sagte Wolfgang so bestimmt wie nur möglich.
    »Wohin?«, fragte sie katzig nach und funkelte ihn dabei zornig an.
    »Meine Tochter suchen.«
    »Wenn ich hier verschwinden soll, musst du es nur sagen.«
    Er antwortete nicht darauf. Er drehte ihr den Rücken zu und angelte seine Windjacke vom Kleiderständer.
    Seine Gefühle fuhren Achterbahn mit ihm, während er über die Norddeicher Straße zum Combi-Parkplatz fuhr.
    »Combi-Parkplatz bei den Glascontainern.« Das hörte sich nicht gerade an wie ein besonders romantisches Date.
    Das Gebäude kam ihm vor wie ein Schlaraffenland, in dem jemand die Lichter ausgeknipst hatte. Hier gab es alles, und wer drin war, musste sich entscheiden. Das schien ihm sehr symbolisch zu sein.
    Gundula wollte nicht einfach mit ihm reden, das war ihm klar. Es steckte mehr dahinter. Wollte sie, dass er zu ihr zurückkam? Gab es wirklich eine Chance für einen Neuanfang? Hatte sie Thomas Schacht endlich durchschaut?
    Er war bereit, vieles zu verändern. Vor allen Dingen für Lucy. So viele Jahre mit ihr hatte er verpasst und vom Alkohol benebelt im Grunde gar nicht mitgekriegt. Aber die Momente mit ihr, an die er sich erinnern konnte, gehörten zu den schönsten in seinem Leben.
    Er wollte versuchen, ihr ein wirklicher Vater zu sein. Vielleicht könnte ihm das auch für die Zwillinge gelingen. Er spürte im Augenblick sogar, dass er eine Chance hatte, König Alkohol zu besiegen.
    Vielleicht, so dachte er, ist das hier der Wendepunkt in meinem Leben.
    Er war vor ihr da, und das war auch gut so. Er parkte, stieg

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