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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sehen. Jetzt hätte Weller eher darauf getippt, eine Frau vor sich zu haben, die mindestens vierzig filterlose Zigaretten am Tag rauchte und zum Frühstück Cognac trank. Sie hatte blutunterlaufene Augen, und ihre Frisur war eine andere.
    Weller ärgerte sich, dass er sich nicht an die Haarfarbe der Frau erinnern konnte, aber auf jeden Fall war sie irgendwie anders. Ihre Haare waren jetzt wuschiger. Ihm fiel kein besseres Wort dafür ein, obwohl er danach suchte, denn er wollte später Ann Kathrin von der beobachteten Veränderung erzählen.
    »Waren Sie beim Friseur?«, fragte er.
    Sie sah ihn geschmeichelt an. »In der Tat, Herr Kommissar. War ich. Schön, dass Sie so etwas bemerken. Die meisten Männer gucken mir auf den Busen oder auf den Hintern und können sich hinterher nicht mal an meine Haarfarbe erinnern.«
    Er schluckte den Satz So ähnlich ging es mir auch. hinunter und wurde dienstlich.
    Gundula Müller folgte den beiden in einen kalten, gekachelten Raum, dessen Geruch sie an die Metzgerei erinnerte, in der sie als junges Mädchen mal einen Ferienjob gehabt hatte. Sie versuchte, nur das zu tun, was jetzt genau notwendig war und immer nur einen Schritt vor den anderen zu setzen. Was sich ein paar Meter von ihr entfernt befand, nahm sie nicht zur Kenntnis.
    Der Mann auf dem silbernen Tisch war ohne jede Frage ihr Ex.
    Frau Professor Hildegard erklärte: »Er ist mit einem stumpfen Gegenstand geprügelt worden. Breitflächig. Möglicherweise einer Schaufel. Ich bin noch nicht ganz fertig, aber ich habe bis jetzt zwölf Knochenbrüche gezählt. Vier am rechten …«
    Weller machte ihr gestisch klar, dass sie jetzt bitte keinen Vortrag über die Todesursache halten sollte, und zeigte auf Gundula Müller. Er hoffte, Frau Dr. Hildegard würde das verstehen und rücksichtsvoll vorgehen.
    »Ja, das wird ja später sicherlich alles aus Ihrem Bericht hervorgehen«, sagte er.
    Sie fuhr fort: »Trotz der zahlreichen Verletzungen, die ihm zugefügt wurden, ist er nicht erschlagen worden. Ich habe Wasser in seiner Lunge gefunden. Er ist ertrunken.«
    Gundula Müller hielt sich tapfer, fand Weller, und bewunderte sie ein bisschen für ihre Haltung. Sie stand kerzengerade, mit unbewegtem Gesicht.
    Weller liebäugelte mit den Desinfektionsmitteln an der Wand und hoffte, damit den Geruch erbrochener Magensäfte aus seinem Leinenjackett reiben zu können.
    »Ja«, sagte Gundula, »das ist mit hundertprozentiger Sicherheit mein Exmann Wolfgang Müller. Können wir jetzt wieder gehen? Ich möchte zu meiner Tochter Lucy.«
    Weller ging neben ihr her, jederzeit bereit, sie zu halten, falls sie fallen würde. Er kannte solche Reaktionen von Menschen in ähnlicher Situation. Plötzlich klappten sie zusammen. Doch diesmal geschah es gegen jede Vermutung nicht.
    Er erwischte sich bei dem Gedanken, dass bei Frau Dr. Hildegard alle Fäden zusammenliefen, wobei das Wort Fäden ihn an die zusammengenähte Haut der Moorleiche erinnerte.
    Als sie sich verabschiedeten, sah er die Professorin noch einmal genau an. Hatte sie sich bewusst verändert und eine neue Frisur zugelegt, weil man sie dann schwerer identifizieren konnte? War die plötzlich schlechte Haut einem schlechten Gewissen geschuldet?

    Mit der BKA-Truppe kam die schwarze Wolke. Der Platzregen wartete aber noch, wie ein Schauspieler auf sein Stichwort. Erst als alle ausgestiegen waren und über den Parkplatz auf das Krankenhaus zugingen, ließ die Wolke lange Regenfäden wie abgerissene Perlenketten herunterprasseln.
    Kriminaldirektor Ludwig Schwindelhausen tat zunächst so, als würde ihm das Ganze nichts ausmachen, und beschleunigte seine Schritte nicht im Geringsten. Er wirkte hochkonzentriert. Dann, plötzlich, der Regen lief ihm schon in den Kragen und die Schultern seines Anzugs färbten sich von der Nässe dunkel, rannte er los.
    Erleichtert folgten ihm jetzt seine Leute. Keiner wollte vor ihm als regenscheues Weichei dastehen, doch fast jeder fürchtete auch, sich eine Erkältung einzufangen, denn mit dem Regen kam auch ein schneidender Nordostwind.
    »Was wollen Sie hier?«, fuhr Gundula Müller Schwindelhausen an. »Der Entführer hat gesagt Keine Polizei .«
    Ein Raucher stand im blauweiß gestreiften Schlafanzug und mit Häschenpantoffeln, von der Überdachung geschützt, neben dem mit Sand gefüllten Aschenbecher und frönte seiner Sucht. Aus einer Drainage in seinem Bauch tropfte Wundflüssigkeit in einen Plastikbeutel.
    Als die Kripoleute auf ihn zugerannt

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