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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ihres toten Vaters. Sie trug ihn voller Liebe in sich. Sie war plötzlich froh, dass er seine Frau nicht so erlebt hatte. Natürlich hätte er sich rührend gekümmert und alles für sie getan. Er hätte Ann Kathrin entlastet und wie immer versucht, mit den Schlägen des Lebens fertig zu werden. Er war zäh gewesen und im Zweifelsfall hatte er immer versucht, auf der richtigen Seite zu stehen.
    Er war ein loyaler Mensch gewesen, und es hatte ihn fast zerrissen, wenn seine Freunde sich stritten und er sich für eine Seite entscheiden musste, weil er nicht beiden gegenüber loyal sein konnte.
    Sie hatte so viel von ihm gelernt. Ein Teil von ihr war wie er, dachte sie nicht ohne Stolz.
    Dein erster Ehemann war ein selbstverliebter Typ, deshalb ist er auch Psychotherapeut geworden. Er brauchte seine Patienten viel mehr als sie ihn. Wenn sie verheult vor ihm im Sessel saßen und er den großen Frauenversteher spielen konnte, bis sie sich endlich in ihn verliebten, dann war er glücklich. Du bist auf ihn reingefallen, wie so viele andere auch, mein Mädchen. Der Kerl da hinter dir, der ist ganz anders. Der liebt dich wirklich. Er würde alles für dich tun. Darin ist er mir gleich.
    Sei nicht blöd. Du bist eine emanzipierte Frau. Mach ihm einen Heiratsantrag. Er kriegt das sowieso nicht hin.
    Sie lachte laut, und Weller, der ganz in gruseligen Mordphantasien gefangen war, konnte beim besten Willen nicht verstehen, was hier so komisch sein sollte.
    Dann drehte sie sich zu ihm um, schlug die Augen auf und sagte: »Frank Weller.«
    Es war wie ein Weckruf. Er stellte sich gerade hin. »Ja?«
    »Ich bin zweiundvierzig Jahre alt. Setze langsam an den Hüften Speck an und habe knapp zehn Kilo zu viel drauf.«
    Wo denn?, wollte er fragen, denn er fand sie ausgesprochen schön und fraulich. Ihr Körper gefiel ihm, aber es kam ihm viel zu banal vor, das jetzt zu sagen, denn so, wie sie aussah, kam gleich etwas Wichtiges. Ihr Gesicht war so bedeutungsschwanger.
    Wenn sie mir jetzt erzählt, wie unzufrieden sie mit sich ist, dachte er, dann werde ich ihr danach einen Heiratsantrag machen. Einfach hier. Oder ist diese Stelle im Moor zu gruselig? Ist es pietätlos, so etwas an einer Stelle zu tun, an der ein Mord geschehen ist? Sind wir eigentlich dienstlich hier oder privat? So viele Fragen, so wenige Antworten …
    »Ich habe eine gescheiterte Ehe hinter mir und einen fast erwachsenen Sohn, der so gut wie keinen Kontakt zu mir hat. Alle meine alten Freunde habe ich irgendwie verprellt. Es gelingt mir einfach nicht, Freundschaften zu halten. Mir sind nur Rita Grendel und Melanie Weiß geblieben. Und auch die beiden sehe ich nur sehr selten …«
    Er zeigte ihr seine Handflächen und fragte: »Ann, was soll das? Du …«
    »Unterbrich mich jetzt bitte nicht. Ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen.«
    Er schwieg.
    Ich lasse sie ausreden, dachte er, und wenn sie fertig ist, werde ich hier vor ihr auf die Knie fallen und ihr einen Heiratsantrag machen. Ohne Blumen und den ganzen sentimentalen Scheiß, einfach so.
    »Meine Mutter ist ein Pflegefall. Durch den Schlaganfall dement geworden. Ich habe keine Geschwister und muss das alles irgendwie alleine wuppen. Ich werde in nächster Zeit bestimmt völlig überlastet und unausstehlich sein …«
    Er konnte nicht an sich halten und unterbrach sie, obwohl sie ihm deutlich zeigte, dass sie es nicht wollte.
    »Ann, du machst jetzt genau das, was du mir vorwirfst. Du putzt dich selbst runter.«
    »Was ich dir sagen will, Frank Weller: Ich möchte einfach, dass du mich so siehst, wie ich bin, und nicht irgendein illusorisches Bild. Ich nehme an, dass ich im Bett auch nicht besonders gut bin – da fehlen mir zwar die Vergleiche, aber wenn ich meinem Exmann Hero Glauben schenken darf, dann habe ich es einfach nicht drauf. Seine Betthäschen waren halt gelenkiger als ich oder raffinierter oder …«
    Er konnte kaum aushalten, wie sie redete. »Ann, bitte!«
    »Also, Frank Weller, nachdem du all das weißt und dir auch nicht verborgen geblieben ist, dass es mit meinen Kochkünsten nicht zum Besten steht – ich habe ja schon Probleme, die Spiegeleier nicht anbrennen zu lassen …«
    Er stöhnte demonstrativ auf und verdrehte die Augen, um ihr zu zeigen, dass sie doch aufhören solle.
    Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel, doch die beiden sahen es nicht. Sie waren viel zu sehr mit sich beschäftigt.
    »Also, was ich sagen wollte, Frank: Bitte berücksichtige all das, wenn ich dich jetzt etwas

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