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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Richtung Rupert sauste wie eine Muräne, die ihre anvisierte Beute packen will. Ihr Mund war weit geöffnet, ihre Zähne bissbereit.
    Sie schnappte nach ihm. Ihre Zahnreihen krachten hart aufeinander.
    Sie verfehlte Ruperts rechte Hand. Lediglich ein Stückchen von seinem Hemdsärmel erwischte sie. Aber mit der Rechten griff sie in seine Haare und zog den Kopf vor. Dann platzierte sie die Linke in sein Gesicht.
    Er packte sie und versuchte, sie zu bändigen. Sie landete auf seinem Schoß, und es war für ihn, als würde er nicht mit einem Menschen ringen, sondern mit einem Tier. Ein vielarmiger Polyp, der sein Leben vom Meeresboden an Land verlegt hatte und mit Vorliebe Polizisten verschlang.
    Sie fielen gemeinsam mit dem Drehstuhl um. Dicke weiße Kandisstücke kullerten über den Boden.
    Rupert drückte die junge Frau von sich weg und versuchte, auf die Füße zu kommen. Sie stand schneller als er und schlug erneut nach ihm. Wieder mit links. Diesmal traf sie nicht sein Gesicht, sondern seinen Hals, an dem noch malerisch der Verband klebte.
    Rupert machte einen Ausfallschritt und drehte Svenja Roth den rechten Arm auf den Rücken. Er überlegte einen Moment lang, sein Pfefferspray einzusetzen, um sie unter Kontrolle zu bekommen, aber dann wählte er die körperlichere Variante. Er drückte ihren Oberkörper auf den Tisch.
    Sie verrenkte sich und versuchte, mit links nach hinten in seine Haare zu greifen.
    Sie stöhnte vor Schmerz: »Sie brechen mir den Arm.«
    »Nein, das werde ich nicht tun. Aber Sie werden jetzt wieder vernünftig und ganz lieb werden. Klar?«
    Sie presste ein »Ja« heraus.
    Vorsichtig ließ er sie los und hielt gebührenden Abstand, um einen erneuten Angriff parieren zu können.
    Unter seinen Schuhsohlen knirschte Kandis.
    »Es ist okay«, sagte er. »Alles okay. Machen Sie sich keine Sorgen. Dies hier muss kein Nachspiel haben. Es kann ganz unter uns bleiben.«
    Er hob den Drehstuhl auf und schob ihn zwischen sich und Svenja Roth.
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Ich weiß, meine Frage hat die alte Wunde in Ihnen wieder aufgerissen. All diese Demütigungen. Dieses Ausgeliefertsein. Und da sind Sie halt ausgeflippt. Ist ganz normal.«
    Er zupfte an seiner Kleidung. Das Hemd war aus der Hose gerutscht. Er stopfte es wieder rein.
    Sie atmete, als ob sie gleich hyperventilieren könnte.
    »Sie blöder Arsch! Sie kapieren doch überhaupt nichts! Dave – also, Dr. Ollenhauer – war der beste Mensch, den ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe. Meine Mutter vielleicht ausgenommen.«
    Sie stand mit dem Rücken zur Wand. Sie war leichenblass, und ihr Atem rasselte, aber ihre Stimme wurde ruhiger.
    Ruperts Gesicht blühte rot. Seine Wunde am Hals brannte, und in der Schulter knirschte etwas verdächtig.
    »Reagieren Sie öfter so … impulsiv?«
    »Tut mir leid, ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt. Ich habe erfolgreich an Antiaggressionstraining teilgenommen. So etwas ist mir schon lange nicht mehr passiert.«
    Sie sah zur Glasscheibe. Zum Glück war niemand im Flur.
    »Meine Kollegen kennen mich so gar nicht. Ich bin schon lange nicht mehr so ausgerastet. Aber ich lasse auf Dave und die Stiftung nichts kommen.«
    Sie versuchte, sich zu erklären. »Das ist für mich so, als würde einer Ihre Mutter als Hure bezeichnen, die es mit jedem treibt, verstehen Sie?«
    Das Gespräch bewegte sich wieder in normalem Fahrwasser. Rupert war froh darum.
    »Sie kennen ihn also sehr gut. Haben Sie noch Kontakt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Also, zu Weihnachten schicke ich ihm und Nils immer eine Postkarte. Einmal habe ich versucht, einen Pullover für ihn zu stricken, aber das ist nicht so mein Ding … Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich wieder setze und wir das gerade Geschehene einfach vergessen?«
    »Schon in Ordnung«, sagte Rupert und kam sich mächtig großzügig vor. Schönen jungen Frauen gegenüber konnte er schon immer schlecht Nein sagen.
    Sie setzte sich an den Tisch und legte ihre Hände ineinander gefaltet darauf. Sie versuchte, einen ruhigen Eindruck zu vermitteln, wirkte aber immer noch ungeheuer angespannt.
    »Dr. Ollenhauer hat Tiere ausgestopft«, stellte Rupert fast beiläufig fest.
    Svenja lachte. »Das ist sein großes Hobby. Am Anfang stellte ich mir das nur doof und eklig vor. Ich habe nur mitgemacht, um ihm einen Gefallen zu tun, aber dann …«, sie zielte mit dem Zeigefinger auf Ruperts Gesicht, »Sie sollten es mal ausprobieren. Es ist wirklich

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