Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
ausgewetzt.
»Bingo!«, sagte Weller triumphierend, »damit ist die Verbindung zwischen der Stiftung und der Leiche hergestellt. Wir sollten jetzt sofort …«
Er erhob sich vom Stuhl. Auch Sylvia Hoppe federte hoch.
Ubbo Heide winkte ab. »Moment, Moment, Moment. Was habt ihr vor?«
Ann Kathrin zählte es an den Fingern ab. »Wir haben einen Chirurgen, der mit Vorliebe Säugetiere ausstopft. Das tote Kind wurde von seiner Stiftung betreut. Ubbo, hier schließt sich eine Indizienkette. Willst du das nicht sehen?«
Ubbo Heide stöhnte, als habe er Magenkrämpfe, und wischte sich mit der linken Hand unwirsch übers Gesicht.
»Das sind Hinweise … Verdachtsmomente. Mehr ist das alles noch nicht.«
Weller, der Ollenhauer zu gern verhaftet hätte, plusterte sich auf. »Was brauchst du, Ubbo? Sollen wir ihn in flagranti erwischen?«
Ann Kathrin kam sich vor, als müsse sie heute integrativ ausgleichend wirken. Sie versuchte es so sachlich wie möglich: »Für eine Hausdurchsuchung sollte das ausreichen.«
Weller rieb sich die Hände. »Auf seine Festplatte freue ich mich schon.«
Ubbo Heide räusperte sich. »Was ist mit dem anderen Fall? Der Kindesentführung vor der Schwanen-Apotheke?«
»Ja, ich geh … ähm, geh dann mal wieder …«, stammelte Benninga und drehte sich um. Von hinten sah seine Frisur noch grauenhafter aus. Wahrscheinlich sollte das Muster einen Mond darstellen, der über dem Deich aufging, aber es wirkte wie ein Hintern, der auf der Toilette festklebte.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Ann Kathrin: »Vermutlich hat ihr Ex das Kind entführt. Das erklärt auch, warum seine Tochter Lucy keine Angaben macht und angeblich nichts gesehen hat. Gundula Müller hatte in der fraglichen Zeit noch einmal etwas mit ihrem geschiedenen Mann. Möglicherweise hat er das Kind aus dem Wagen genommen, um eine DNA-Probe machen zu lassen.«
Weller war in dieser Sache deutlich auf Seiten von Wolfgang Müller. »Wenn das Kind wirklich von ihm ist, dann ist das überhaupt kein Fall für uns. Ein Vater kann sein Kind ja wohl schlecht entführen.«
Aber Ubbo Heide beharrte: »Erstens kann er das sehr wohl, wenn die Mutter das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat, und zweitens ist es noch nicht sein Kind.«
»Er hat eine Ferienwohnung in Norddeich im Fischerweg. Wir waren schon dreimal da, haben ihn aber nicht angetroffen«, warf Sylvia Hoppe ein.
»Möglicherweise ist er mit dem Kind nach Gelsenkirchen zurück«, ergänzte Ann Kathrin. »Wir haben die Kollegen dort bereits informiert. Sobald er zu Hause auftaucht, wird er befragt.«
»Den Schlüssel für die Ferienwohnung hat er allerdings noch nicht abgegeben«, sagte Sylvia Hoppe, »und Nachbarn behaupten, dort habe gestern Abend noch Licht gebrannt.«
»Ihr geht also von einem Familiendrama aus?«, wollte Ubbo Heide wissen.
»Ein Drama«, sagte Ann Kathrin, »wird es erst, wenn die Zwillinge von ihrem Ex sind.«
Weller war nicht mehr zu halten. »So, jetzt aber auf zu Dr. Ollenhauer!«
»Wir haben hier noch ein kleines urheberrechtliches Problem«, sagte Rieke Gersema kleinlaut. Rupert hatte von solchen Problemen noch nie gehört und hatte keine Ahnung, um was es dabei gehen könnte.
Während Rieke mit leiser Stimme sprach, rückte sie mehrfach ihre Brille gerade, so dass Ann Kathrin schon vermutete, die Brille gehöre ihr gar nicht. Sie war ihr offensichtlich viel zu groß und rutschte jedes Mal, wenn sie den Kopf senkte, von ihrer Nase.
»Ich habe eine Pressemeldung über den Stand der Ermittlungen herausgeschickt und dieser E-Mail das Foto von Holger Bloem angeheftet.«
»Na und? Was soll der Scheiß?«, fragte Rupert.
»Naja, jetzt haben das alle möglichen Tageszeitungen nachgedruckt, von der ›Süddeutschen‹ bis zur ›FAZ‹. Viele haben es auf Seite eins. Es ist im Internet, bei n-tv und bei FOCUS online.«
»Na und?«
»Nun, wir hatten keine Rechte an dem Foto. Im Grunde gehört uns das nicht, sondern Holger Bloem, und wer Fotos einfach so abdruckt, verletzt ein Urheberrecht …«
»Na klasse«, spottete Rupert, »dann soll der Clown uns doch verklagen!«
»So lax kann man darüber nicht hinweggehen«, wies Ann Kathrin Rupert zurecht. »Es gibt ein Gesetz zum Schutz der Urheber in Deutschland. Wahrscheinlich werden da ein paar hundert, wenn nicht gar ein paar tausend Euro fällig …«
Rupert öffnete seinen Hemdkragen und polterte los: »Du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass der solche Summen für
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