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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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mittleren Alters und trank Kaffee.
    Rupert fand das ärmellose Top und die Brüste von Frau Kieslowski wesentlich spannender als die Eingangstür von Müllers Ferienhaus und schwenkte mit dem Fernglas immer wieder zwischen beiden hin und her.
    Er dachte an Frauke und schickte ihr eine SMS.
    Sehen wir uns heute Abend?
    Die Antwort ließ eine Viertelstunde auf sich warten. Inzwischen bereitete Frau Kieslowski Waffeln zu, und der Geruch machte Rupert hungrig. Sie schlug Sahne mit einem Schneebesen.
    Wie schön, dachte Rupert, dass die keinen Elektromixer im Haus haben. So sieht es doch einfach viel besser aus.
    Ich würde dich auch gerne sehen, aber ich kann nicht.
    Mein Mann …
    Herr Kieslowski schleckte Sahne mit den Fingern aus dem Topf.
    Erzähl ihm doch, eine Freundin von dir hätte Liebeskummer
    und du müsstest sie unbedingt trösten.
    Die nächste Antwort kam schneller.
    Hast du noch mehr in deiner Trickkiste?
    Rupert stellte das Fernglas auf der Fensterbank ab und tippte in sein Handy. Dabei verschrieb er sich mehrfach und musste die Worte korrigieren.
    Ja, in meiner Schulzeit galt ich als bester
    Ausredenerfinder.
    Er nahm das Fernglas wieder und sah zuerst zu Frau Kieslowski, dann zu der Wohnung, die er beschatten sollte.
    Ich hab sogar selbstgeschriebene Entschuldigungen verkauft,
    für Kaugummi und Perry-Rhodan-Hefte.
    Angela Riemann parkte jetzt direkt vor dem Haus. Sie stieg aus und holte mehrere Einkaufstüten aus dem Wagen. Sie schien in Eile zu sein.
    Du hast Urkunden gefälscht?
    Kaum war Angela Riemann in der Tür verschwunden, tippte Rupert wieder in sein Handy.
    Naja, Urkunden würde ich es nicht nennen.
    Mehr so Elternbriefe.
    Gut war ich nicht, meist flog es auf.
    Rupert hätte lieber weiter den Kieslowskis zugesehen, doch zusammen mit einer Touristengruppe bewegte sich in diesem Augenblick Thomas Schacht auf die Wohnung zu. Das hieß Alarm. Höchste Vorsicht!
    Sofort informierte Rupert die Kollegen Schrader und Benninga, die im Dörper Weg im La Trattoria Pizza aßen.
    Schacht hielt ein Plakat hoch und baute sich damit direkt vor der Ferienwohnung auf. Er stellte sich so hin, dass Rupert sogar ein Handyfoto von ihm schießen konnte. Auf seinem Plakat stand:
    Hier macht der Entführer meiner Tochter unbehelligt Urlaub!
    Rupert schickte das Foto per MMS an seine Kollegen. Dazu schrieb er:
    Die Party beginnt!

    Es hatte sich vor der Tür schon ein kleiner Volksauflauf gebildet. Familienväter, die nur ein paar hundert Meter weiter Bratfisch essen waren, standen mit ihren Kindern staunend da.
    Eine Gruppe von der Realschule plus aus Hannover ließ sich von ihrem Lehrer beruhigen, das sei nicht ernst, sondern nur der Beginn eines kleinen Krimistücks. Herr Hansmann wusste, dass die Ostfriesen besonders krimibegeistert seien, und erklärte ihnen, es gäbe hier Krimidinner und Mordfalluntersuchungen für Touristen. Die Kurverwaltung Norden-Norddeich organisiere sogar kleine Kriminalstücke, an denen die Touristen sich beteiligen könnten, es gäbe Mörderjagden durch Norden und Norddeich.
    »Die«, so sagte er selbstgefällig, »sind hier eben so.«
    Sein Klassenprimus Kevin, der in der Schule die versautesten Aufsätze schrieb, aber in Mathe seinen Klassenkameraden weit überlegen war und Formeln und Rechenaufgaben genauso liebte wie zotige Witze, fragte: »Das heißt, wir sind jetzt also praktisch Schauspieler in einem Theaterstück?«
    »Ja, so ähnlich«, erklärte sein Lehrer und musste sich von Schacht zurechtweisen lassen: »Irrtum! Das ist hier kein Spaß und kein Witz für Touristen. Da oben wohnt der Mann, der meine Tochter entführt hat. Sie ist vier Monate alt! Sie heißt Tina Müller und wurde vor der Schwanen-Apotheke in Norden aus dem Kinderwagen gestohlen.«
    »Siehst du, wusste ich doch, dass das ein Witz ist. Ina Müller! So heißt doch kein Baby. Das ist diese Sängerin … Kinder, denkt doch mal nach! Wenn da oben wirklich ein Entführer wohnte, was würde denn da wohl die Polizei tun?«
    »Na, eben NICHTS!«, brüllte Schacht. »ABSOLUT NICHTS! Und nicht Ina wurde entführt, sondern Tina! Ina ist ihre Zwillingsschwester.«
    »Komm, wir holen uns da hinten Krabbenbrötchen, und dann gucken wir hier zu. Ich glaub, das kann noch ganz lustig werden«, sagte eine blonde Schönheit mit strahlend weißen Zähnen zu ihrem fünfundzwanzigjährigen Freund, der nicht nur verliebt guckte, sondern auch einen gigantischen Knutschfleck am Hals hatte. Auf seinem T-Shirt stand: Made in Santa Fu

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