Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
sagte sie, »wir kennen uns vor Ort aus, und ihr seid die Spezialisten. Habe ich das richtig verstanden?«
    Er nickte.
    »Bevor jetzt hier das große Palaver – äh, ich meine, die Konferenz beginnt, würde ich dich gerne kurz alleine sprechen, Ubbo. Geht das?«
    Ubbo Heide verließ sofort mit ihr den Raum. Weller kam sich drinnen jetzt sehr verlassen vor und suchte die Nähe von Rieke Gersema und Sylvia Hoppe, die sich nebeneinander gesetzt hatten.
    Auf dem Flur bot Ubbo Heide Ann Kathrin ein Stück von seinem Marzipanseehund an. Sie griff zu. So hatten sie wenigstens etwas Verbindung miteinander.
    »Konntest du mir das nicht ersparen? Ich denke, wir könnten den Fall in ein paar Stunden lösen. Es ist eine Familienangelegenheit. Die gehen aufeinander los. Was soll da so ein großes Sonderkommando? Hinterher wird es eher darauf ankommen, das alles runterzukochen. Die müssen doch nicht unnötig kriminalisiert werden. Wir haben es hier nicht mit irgendwelchen professionellen Entführern zu tun, sondern mit verzweifelten Menschen, die mit ihren Gefühlen nicht mehr klarkommen und das nun völlig bescheuert ausagieren. Die gehören nicht ins Gefängnis, die brauchen eine Therapie, am besten als ganze Familie.«
    Ubbo Heide schluckte und aß das restliche Marzipan auf.
    »Hoffentlich hast du recht, Ann.«
    Er wollte zurück in den Besprechungsraum, aber Ann Kathrin hielt ihn fest.
    »Halt. Was ist mit der Auswertung von Ollenhauers Computer? Charlie hat gesagt, er sei fündig geworden.«
    »Das kann man wohl sagen.« Ubbo Heide schob sie in sein Büro und hielt dann die Tür mit einer Hand zu. »Wir haben einhundertsechs Fotos von ihm und Jugendlichen. Es sind immer sehr eindeutige Dinge. Charlie sagt, es ist ganz klar. Er ist nackt, die Kinder auch.«
    »Kinderpornographie? Also doch? Haben wir in ein Wespennest gestochen?«
    »Ich habe die Bilder noch nicht. Wir ziehen jetzt diese Sitzung hier durch, und danach schauen wir uns das alle gemeinsam an.«
    In dem Moment betrat Charlie Thiekötter den Raum. Er trug einen Stapel farbiger Ausdrucke unter dem Arm und sah aus wie ein Angler, der einen großen Fisch an Land gezogen hatte.

    Rupert kannte die Kollegen vom BKA nicht. Sie waren jung und voller Tatendrang. Er redete sie mit ›Jungs‹ an, was dann besonders peinlich war, weil einer der ›Jungs‹ sich als Frau entpuppte. Sie hatte kurzgeschorene Haare und ein kantiges, männliches Gesicht. Ihre Stimme war dunkler als die ihres männlichen Kollegen, und sie bewegte sich mit merkwürdig abgezirkelten Gesten, als würde sie wie eine Marionette an Fäden geführt.
    Sie erklärten ihm, dass er jetzt zurückfahren könnte, sie würden den Fall übernehmen. Ohne Dienstanweisung von Ann Kathrin oder Ubbo Heide wollte er aber nicht weichen. Stattdessen bot er, der nur zu gerne zum BKA gewechselt wäre, den Kollegen seine Mitarbeit an und erklärte, was sich inzwischen ereignet hatte. Aber das wussten sie bereits. Sie hatten auch schon Schrader und Benninga in den Fischteichweg zurückgeschickt.
    »Ihr könnt doch hier auch nicht mehr machen als ich«, lachte Rupert. »Was glaubt ihr beiden Pappnasen denn, was ihr drauf habt, was wir nicht können?«
    Daraufhin packte die Kollegin mit dem Meckihaarschnitt etwas aus, das für Rupert wie ein Zielfernrohr aussah.
    »Wollt ihr ihn von hier aus abknallen, oder was?«
    »Das ist ein Richtmikrophon«, erklärte sie. »Damit können wir von hier aus mithören, was die da drüben erzählen.«
    »Ohne dass ihr eine Wanze anbringt?«
    »Genau. Die brauchen wir zum Glück nicht.«
    Rupert blieb noch und schaute sich an, wie die beiden sich einrichteten.
    Sie hatte ganz klar die Oberhand, und ihr Kollege ließ sich von ihr herumkommandieren. Für Rupert war das ein Alptraum. Er litt schon genug darunter, dass Ann Kathrin seine Vorgesetzte war, aber sich von einer Lesbe herumschicken zu lassen, wäre für ihn unvorstellbar gewesen. Fast froh, nochmal drumherum gekommen zu sein, packte er seine Sachen zusammen. Aber er verließ den Raum noch nicht.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Naja, ich möchte gerne wenigstens hören, was euer Richtmikrophon so von sich gibt. Oder ist das jetzt geheim?«
    Als dann die ersten Töne kamen, schmunzelte Rupert. Er empfand es als Triumpf. Er hörte den Regen plätschern, und ganz weit weg brummte ein Mann schrecklich falsch »Satisfaction« von den Stones.
    »Prima«, sagte Rupert. »Das nenn ich Fortschritt. Dann wünsch ich euch noch viel Spaß,

Weitere Kostenlose Bücher