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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ihre Freundin ihr recht.
    Ich kann schlecht antworten, dass ich den Mörder meines Vaters suche und unterwegs bin, um den letzten Tagen seiner Geliebten nachzuspüren, die hier ertrunken ist, dachte sich Ann Kathrin. Also sagte sie: »Ich mache nur einen Tagesausflug.«
    »Kennen Sie die Insel denn?«
    Noch bevor Ann Kathrin antworten konnte, holte die mit den Durchblutungsstörungen in den Fingern zu einer großen Geste aus. »Also für mich persönlich ist Spiekeroog ja die schönste von allen ostfriesischen Inseln, denn Spiekeroog ist so grün. Ganz anders als Juist. Auf Spiekeroog gibt’s richtige Wälder, da kann man endlos wandern. Erlen, Kiefern, Eichen, Birken. Mein Mann hat da sogar schon Pilze gesammelt. Steinpilze und … Also, wenn Sie mich fragen, ich mag ja keine Pilze. Wenn ich am Meer bin, dann esse ich ja Fisch, etwas anderes brauche ich ja gar nicht.«
    Ann Kathrin stöhnte. Sie bemühte sich um eine freundliche Stimme. »Sie müssen mir die Insel nicht erklären. Ich wohne hier.«
    »Sie sind Ostfriesin? Dat hört man aber gar nicht.«
    Und schon war Ann Kathrin mitten in einem Gespräch, das sie nicht wollte.
    »Ich wurde in Gelsenkirchen geboren.«
    »Gelsenkirchen? Is ja ’n Ding! Wir sind aus Essen, ich aus Kupferdreh und meine Freundin aus Kray. Mein Mann ist aus Gelsenkirchen-Ückendorf. Ich heiße übrigens Petra Muus und meine Freundin Katja Kaczmarek.«
    Ann Kathrins Handy klingelte. Sie schob sich an den beiden Frauen vorbei und suchte eine ruhige Ecke zum Telefonieren, aber die gab es jetzt an Bord der MS Spiekeroog III nicht.
    Sie wurde von einer unbekannten Nummer angerufen und meldete sich vorsichtshalber nur mit: »Ja, bitte?«
    Huberkran legte sofort los: »Hier Huberkran. Ich habe die Telefonnummer von Frank. Ich musste ihn lange bearbeiten, bis er sie rausrückte … «
    Ann Kathrin ließ ihn erst gar nicht weitersprechen. »Ich habe mich gegen Ihre SOKO entschieden, und das wissen Sie. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Ich weiß, mit wem Ihr Vater als Zielfahnder zusammengearbeitet hat.«
    Huberkran sprach nicht weiter.
    Ann Kathrin hielt sich mit einer Hand an der Reling fest. Mit der anderen presste sie das Handy fester gegen ihr Ohr, so dass ein paar Tasten berührt wurden und Wählgeräusche machten. Das Gespräch wurde aber nicht unterbrochen.
    »Was wissen Sie?«
    Ann Kathrin spürte ein Schwindelgefühl. Sie hatte nicht einmal gefrühstückt, und der Kaffee war ihr auf den Magen geschlagen. Sie schwankte zwischen dem Wunsch, das Handy in
die Nordsee zu werfen und mit den beiden Frauen aus Essen eine Thalassotherapie auf Spiekeroog zu machen, und der Entscheidung, Huberkran zu treffen.
    »Die Akten sind verschwunden. Ja, Sie haben richtig gehört. Verschwunden. Unauffindbar versunken im Aktensumpf der Behörde. Aber es gibt jemanden, der uns weiterhelfen kann.«
    Ann Kathrin registrierte genau, dass er »uns« sagte.
    »Anne Will hat eine Arbeit über effiziente Zielfahndung veröffentlicht. Sie hat sowohl Ihren Vater interviewt als auch seinen Bullenführer.«
    Ann Kathrin schüttelte sich. Sie sah die grüne Insel vor sich. Ein Motorboot mit Anglern steuerte auf die MS Spiekeroog III zu. Die Angler winkten fröhlich, und an Bord der MS Spiekeroog III kreischte eine junge Frau: »Michael, ich liebe dich!«
    »Was, ich verstehe nicht!«, brüllte der zurück, weil er es so gerne noch einmal hören wollte, und seine Freundin schrie erneut: »Ich liiiebe dich!«
    Er machte Gesten, als hätte er immer noch nicht verstanden. Da rief die Frau aus Essen-Kupferdreh: »Sie liebt dich, du Glückspilz!«
    Ein Oberamtmann aus Bottrop lachte: »Hat der gar nicht verdient!«, und sein neunzehnjähriger Sohn feixte: »Lass ihn laufen, der säuft! Andere Mütter haben auch schöne Jungens!«
    Ann Kathrin hielt sich ein Ohr zu und sagte sachlich: »Ich weiß, mit wem er zusammengearbeitet hat. Mit Isolde Klocke. Aber sie war bestimmt nicht seine Bullenführerin, wie Sie das so nett ausdrücken.«
    »Nein, das war Wilhelm Beukelzoon, genannt The Brain. Geboren 1950 . Zunächst Berufssoldat. Fallschirmspringer. Erster Kriminalhauptkommissar beim Bundeskriminalamt, mit wechselnden Aufgaben im Bereich Terrorismus und Organisierte Kriminalität betraut. Für kurze Zeit freigestelltes Personalratsmitglied.
Sachgebietsleiter in der Bekämpfung des Menschenhandels.«
    »Wann kann ich Sie treffen?«
    »Jederzeit. Ich komme, wohin immer Sie wollen.«
    Plötzlich waren zwei Dutzend kreischende

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