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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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die Jacke berührt hatte, den Geruch angenommen hatten.
    Beukelzoon setzte sich im Wohnzimmer auf die Couch, legte die Beine übereinander und faltete die Hände um das obere Knie, wie es manchmal Menschen tun, die gerade erst aufgehört haben zu rauchen und noch nicht so recht wissen wohin mit ihren Fingern.
    Vielleicht ist er auch noch ein Raucher, dachte Ann Kathrin, und will jetzt nur nicht um einen Aschenbecher bitten. Er riecht aber nicht nach Qualm. Bevor er kam, muss er mit einem Mundwasser gegurgelt haben. Sie nahm eine feine Spur Menthol wahr, und er benutzte ein Parfum, in dem Weihrauch den Ton abgab.
    Beukelzoon war ein Mann, der sehr auf sein Äußeres achtete. Ann Kathrin stellte sich vor, dass er eine enorme Wirkung auf bestimmte Frauen haben musste. Ihr fielen gleich ein paar ein, die sich für ihn sofort schick gemacht hätten.
    »Ich habe die Nachricht von Huberkran bekommen. Ich schätze ihn sehr, aber ich wollte nicht antworten. Heutzutage weiß man nie, wie viel man von sich preisgibt. Da läuft eine Generation draußen herum, die lesen im Internet unsere Spuren
besser als ein Daktylograph Fingerabdrücke auf blankem Papier.«
    Ann Kathrin überlegte, ob sie ihm ein Getränk anbieten und sich dann ins Badezimmer zurückziehen sollte, um korrekt gekleidet zurückzukommen, aber sie entschied sich anders. Selbstbewusst setzte sie sich ihm gegenüber in den Sessel und schlug die nackten Beine übereinander, ganz so, als ob sie seine Haltung imitieren wollte. Sie legte aber nicht ihre Hände übers Knie, sondern rubbelte mit dem Handtuch an ihren nassen Haaren herum.
    Er lehnte sich zurück und schien es zu genießen, ihr zuzuschauen. Bei dem Gedanken, dass er ihre Brüste hin und her wackeln sah, stoppte sie und ihr Lächeln gefror.
    »Ich habe Ihren Vater sehr gemocht, Frau Klaasen. Freundschaft ist ein großes Wort, das will ich hier nicht in den Raum stellen, aber wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Fragen Sie mich, was Sie auf dem Herzen haben. Sie werden eine ehrliche Antwort bekommen, und dann verschwinde ich wieder aus Ihrem Leben. Aber zunächst lassen Sie mich eine Frage stellen: Wer außer Huberkran weiß noch, dass Sie nach mir suchen?«
    Ann Kathrin legte den Kopf schräg. »Ich verstehe nicht ganz.«
    Er machte mit seinen Armen eine große, raumgreifende Bewegung, die wieder über seinen Knien endete, und dort faltete er die Hände erneut zusammen.
    »Sehen Sie, Frau Klaasen, das wäre nicht der erste Versuch, mich zu finden. Ihr Vater und ich, wir haben mächtigen Leuten geschadet. Wir haben ihnen in die Geschäfte gepfuscht und ihnen die Suppe gehörig versalzen. Einige von denen sind nicht gerade gute Verlierer. Sie haben Rache geschworen. Wer sagt mir, dass Sie nicht von irgendwem instrumentalisiert werden, und es geht nur darum, mich aus dem Versteck zu locken, weil
mich jemand vor die Flinte kriegen will, um die alten Rechnungen zu begleichen.«
    Dieser Mann hatte durchaus Charisma, fand Ann Kathrin, und eine Energie, die kaum Widerspruch duldete.
    »Von welchen Leuten reden wir?«, fragte sie. »Namen wären hilfreich.«
    Er lächelte sie an, wie ihr Vater sie manchmal angesehen hatte, wenn sie ihm vor der Hauptmahlzeit bereits das Dessert entlocken wollte.
    »Ich glaube, das wollen Sie gar nicht wissen, Frau Klaasen.« Er beugte sich vor. »Worum geht es Ihnen?«
    Etwas in ihr sagte ihr, dass dies nicht nur ihre große Chance war, sondern auch, dass sie schwer auf der Hut sein musste. Dieser Mann war mit allen Wassern gewaschen.
    Er war nicht einfach nur den Umgang mit kriminellen Lügnern gewohnt, wie all ihre Kollegen, sondern er hatte Jahre mit falscher Identität gelebt, war Schwerverbrechern so nahe gekommen, dass sie ihn für ihren Freund gehalten hatten. Er konnte schnell von einer Rolle in die andere wechseln. Er wäre an jeder Schauspielschule nicht nur als Student, sondern auch als Lehrer angenommen worden.
    Okay, dachte sie, fangen wir bei den grundlegenden Dingen an.
    »Mein Vater ist erschossen worden.«
    »Ja«, nickte er, »ich weiß das natürlich. Bei einem Banküberfall in Gelsenkirchen. Er hat sich gegen eine Geisel auswechseln lassen. Er war nicht im Dienst, sondern zufällig vor Ort und … «
    »Das waren echte Profis«, sagte Ann Kathrin. »Der Überfall war militärisch genau geplant.«
    Er winkte ab. »Ja, klar. Was sollen die ollen Kamellen? Natürlich, als der Rettungshubschrauber kam, sind die Täter samt der Beute mit dem Hubschrauber

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