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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dieser Sache ja nicht offiziell … Ich dürfte die Akten nicht einmal haben. Es sind Kopien und … «
    »Ach so«, sagte Peter Grendel. »Ich dachte ja nur … Ich bin natürlich kein Kriminalist, obwohl, ich guck gern Krimis. CSI und
Tatort
oder … «
    Den Rest hörte Ann Kathrin nicht mehr, weil ihr eigenes Schreien den engen Raum ausfüllte. Sie kreischte wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Peter Grendel hatte schon wieder den Hammer in der Hand, aber er schlug noch nicht zu. Er wollte keinen voreiligen Fehler machen, aber er wollte bereit sein.
    Er hat recht, dachte sie, er hat ganz einfach recht. Es ist eine Chance, und ich muss sie nutzen. Egal, ob das professionell ist
oder nicht, gleichgültig, ob es Probleme gibt. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich nicht sofort … «
    »Hol mich hier raus!«, rief sie, heiser vom Kreischen. In ihren Ohren klang ihre Stimme wie eine rostige Fahrradklingel.
    Peter Grendel holte weit aus und fragte vorsichtig: »Ist das jetzt das Signal, Ann Kathrin?«
    »Ja, das ist es. Ich will raus. Los, tu deinen Job!«
    »Wir hatten ein Stichwort ausgemacht.«
    Sie nickte, obwohl er sie nicht sehen konnte. »Ja, haben wir!«
    »Du hast gesagt, ich soll dich nicht rausholen, egal, ob du jammerst oder flehst. Erst, wenn du den Satz sagst.«
    »Ja. Aber ich … ich … « Sie kam sich unendlich dämlich vor, aber sie musste sich eingestehen, dass sie den Satz vergessen hatte. Was gerade noch undenkbar erschienen war, war jetzt geschehen. Sie hatte ein Schwarzes Loch in ihrer Erinnerung.
    Mit einem Anflug von Selbsthass schlug sie erneut gegen die Wand.
    »Ann Kathrin?«
    »Ich habe es vergessen.«
    »Wenn das ein Scherz sein soll, ist er nicht gut!«
    »Mir ist nicht nach Scherzen. Hol mich raus.«
    Peter Grendel zögerte. Dann kam ihm eine Idee. »Ich werde dir jetzt den Satz sagen und wenn du ihn wiederholst, hol ich dich raus.«
    In dem Moment schrie sie: »So, Peter, das war es! Der Satz ist so: Peter, das war es!«
    »Okay. Ab in deine Ecke und schütz deinen Kopf.«
    »Alles klar!«
    »Jetzt!«
    Augenblicklich begann er die Wand zu zertrümmern.
    Schon nach wenigen Schlägen war das Loch groß genug. Peter Grendel wollte es weiter öffnen, um Ann Kathrin die Rückkehr
ins normale Leben ein bisschen bequemer zu machen, aber sie hielt es keine Sekunde länger aus und zwängte sich hindurch.
    Dann stand sie ein paar Sekunden ganz still und umarmte Peter Grendel. Ihr Herz pochte heftig an seiner Brust.
     
    Während Peter Grendel im Rohbau in Süderneuland die ganze Wand wieder abbrach und die Baustelle so herrichtete, als ob nichts geschehen sei, eröffnete Ann Kathrin in den »Gelsenkirchener Geschichten« einen Thread: »Ich suche den Mörder meines Vaters«.
    Sie stellte klare Fragen: Wer hat beim Banküberfall etwas Sachdienliches beobachtet? Wer kennt Ludwig Stein? Wer kennt Wilhelm Beukelzoon oder Isolde Klocke? Wem sagt der Name »Hot Pants« etwas?
    Sie wusste, dass diese Aktion dienstrechtlich bedenklich war und gar nicht gut für Ubbo Heides Magengeschwüre. Aber wenn sie mich feuern, dachte sie, dann kann ich ja immer noch mit Weller die Fischbude in Norddeich Mole aufmachen, von der er immer träumt, wenn es ihm in seinem Auricher Büro und in seiner Kommissarshaut zu eng wird.
    Sie reckte sich und schloss die Augen. Wie eine Schlange kurz vor der Häutung kam sie sich vor.
    Weller und Huberkran kamen ihr jetzt gar nicht gelegen, aber sie öffneten unten schon die Haustür und zankten sich lauthals über irgendeinen fehlenden Euro.
    Ann Kathrin fuhr den Computer herunter und überprüfte ihr Aussehen kurz in dem einzigen Bild ihres Vaters, das hinter Glas hing. Sie fand sich schrecklich. Am liebsten wäre sie für zwei Tage in ein Wellnesshotel gefahren, um sich zu erholen. Eine Behandlung durch eine Kosmetikerin hätte sie gebraucht, eine Massage und eine neue Frisur. Ihre Haare hingen strähnig und kraftlos herab.
    Dann hörte sie eine Frauenstimme. Wen hatten die zwei mitgebracht? Die Idee, jetzt mit einer anderen Frau verglichen werden zu können, vergrößerte Ann Kathrins Wunsch, sich aufzuhübschen.
    Während Weller die beiden Gäste ins Wohnzimmer führte und Espresso anbot, schlich sich Ann Kathrin ins Bad. Sie richtete den prasselnden Duschstrahl auf die Schiebetür, weil die Duschgeräusche so besonders laut wurden. Sie selbst ging aber nicht unter die Dusche. Sie nutzte sie nur als Täuschungsmanöver, als herausgestellte Entschuldigung, warum sie die

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