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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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abgeschottet. Dieser Volker Bogdanski … «
    »Der Nuttenfiffi«, warf Ann Kathrin ein.
    »Ja, genau. Volki. Er war total krank, übernervös. So ein Geheimniskrämer. Er konnte mich nicht leiden, er hörte sofort auf zu sprechen, wenn ich reinkam. Schickte mich weg, Zigaretten holen oder Bier, als ob ich der Laufbursche wäre. Der gab mir einen Fünfziger und sagte, hol mir eine Schachtel Camel ohne. Er wollte kein Rückgeld. Der hatte genug.«
    »Und was hatte Ihr Bruder mit diesen Leuten zu tun?«
    »Na ja, er hing mit denen ab. Fucking around. Ich wusste von Anfang an, dass sie ein großes Ding in Planung hatten. Ich wusste aber nicht, was. Ihr eigentliches Geschäft war ja der Frauenhandel, ähm, also, Ehevermittlung. Ich dachte, dass die nicht nur Frauen importierten, sondern auch Drogen. Aber das war ein Irrtum. Stein und der Holländer hassten Drogen, außer Alk. Die nahmen gerne mal einen Schnaps. Der Stein hatte immer so ein Sauzeug im Eisfach. Doornkaat. Wer das trinkt, säuft auch Rasierwasser.«
    Wenn es vorher auch nur den geringsten Zweifel gegeben hätte, so wusste Ann Kathrin spätestens jetzt, dass Stein und ihr Vater ein und dieselbe Person waren.
    »Kannten Sie auch Isolde Klocke?«
    Er winkte ab. »Die spielte immer die treusorgende Hausfrau, nestelte immer an Stein rum, ob sein Kragen auch richtig saß und so. Die waren ein komisches Pärchen. Ich dachte erst, die sei seine Sekretärin oder so, aber die waren echt zusammen.«
    »Namen. Ich brauche Namen.«
    »Na hören Sie mal, ich habe Ihnen ’ne Menge erzählt für ein Stück Kuchen.«
    »Und dreihundert Euro. Außerdem sind wir doch jetzt Partner. Wir holen uns die Beute. Fünf Leute haben den Überfall gemacht. Wenn Ihr Bruder im Hubschrauber saß, wer waren dann die anderen vier?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich war jedenfalls nicht dabei. Leider. Die Jungens wurden ja nicht gepackt. Die waren eben clever. Aber ein Kumpel meines Bruders ist seitdem verschwunden. Ich wette, der lässt sich irgendwo in einem Liegestuhl am Pool von kaffeebraunen Mädchen kühle Drinks servieren.«
    »Wie heißt er?«
    »Der Allemacher.«
    »Der Allemacher?«
    »Ja, er hat mit vierzehn seinen versoffenen Stiefvater allegemacht. Danach war er drei Jahre in der Aua-Aua.«
    »Er hat seinen Stiefvater getötet und ist dann in die Jugendpsychiatrie gekommen?«, übersetzte Ann Kathrin.
    Harry Stämmler nickte.
    Dann kann ich ihn finden, dachte Ann Kathrin. Es muss eine Akte geben.
    »Und wie hieß der Allemacher richtig?«
    »Akki.«
    »Akki ist kein richtiger Name.«
    »So hieß er aber.«
    »So wurde er genannt.«
    »Hm.«
    Ein paar Gäste betraten das Café. Zwei erwachsene Enkel mit ihrer Oma, vermutete Ann Kathrin. Die alte Dame hatte sich fein angezogen, war sonntagsmäßig herausgeputzt, wie Ann Kathrin es von ihrer Mutter kannte. Sie versicherte den jungen Männern, dass sie selbstverständlich die Rechnung übernehmen würde und sie sollten ordentlich zulangen. Hier seien die Obsttorten ein Gedicht.
    Plötzlich fühlte Harry Stämmler sich nicht mehr wohl. Er wollte gehen. Ann Kathrin fragte sich, ob es an den neuen Gästen lag oder ob ihm inzwischen Zweifel kamen, ob er ihr nicht zu viel anvertraut hatte.
    Sie ließ ihn gehen und beschloss, selbst noch ein bisschen zu
bleiben, um die Oma und die Enkel zu beobachten. Sie klappte ihren Laptop auf und war erstaunlich schnell im Internet.
    Pito gab inzwischen auf den Gelsenkirchener Geschichten an, Beukelzoon hätte so eine Munk’sche Aura gehabt.
    Typisch Maler, dachte Ann Kathrin. Munk’sche Aura. Den Begriff kannte sie bisher gar nicht, aber sie konnte sich etwas darunter vorstellen. Sie erinnerte sich an den Diebstahl von zwei Munch-Werken aus dem Osloer Museum, »Der Schrei« und »Madonna«. Wenn sie sich recht erinnerte, war das berühmteste Werk, »Der Schrei«, verbrannt worden, zumindest vermutete die Polizei das eine Weile. Eines der berühmtesten Werke der Expressionismus, über das sie auf dem Grillo-Gymnasium einen Aufsatz geschrieben hatte, war Gegenstand eines Deals zwischen Kunsträubern und Versicherung geworden.
    Eine Munk’sche Ausstrahlung, ja, dachte sie, so reden Maler, im Polizeibericht liest sich das aber nicht so gut.
    Sie fragte sich nur, warum er Munch mit »k« geschrieben hatte. Vielleicht meinte er gar nicht den Maler Edvard Munch, sondern den Physiologen Hermann Munk oder den gleichnamigen Tiefenpsychologen aus dem Chiemgau.
    Sie schrieb an Pito, um die Sache

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