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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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festen Überzeugung, Urlaub zu haben. Letzten Endes half da alles Reden nichts, er war stur und vernünftigen Argumenten nicht zugänglich.«
    »Er hat dich vergöttert, Martin«, mischte sich Eveline Gregorian zum ersten Mal in das Gespräch. »Sven war manchmal richtig sauer, wie viel Aufmerksamkeit du Wilbur Asmussen geschenkt hast.«
    »Sven Waskamp?«, fragte Pia.
    »Mein Neffe. Sie kennen ihn ja. Er war eine Zeit lang wie ein Sohn für uns. Aber dass Sven auf Wilbur eifersüchtig gewesen sein soll …« Er verzog ungläubig das Gesicht.
    »Du hattest nie die geringste Ahnung, was in einer Kinderseele vor sich geht«, sagte Eveline.
    Gregorian sah sie mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck an. »Wie auch immer, es tut ja jetzt nichts mehr zur Sache. Unser Sven ist doch prächtig geraten, oder?«
    »Um alles und jeden kümmerst du dich, nur nicht um die, die dir am nächsten stehen«, sagte Eveline Gregorian. Sie sprach leise, schien aber die Anwesenheit von »Zeugen« für ihre Vorhaltungen zu genießen.
    Pia wurde es zu eng in der Küche. Sie straffte die Schultern. »Also gut, das Gelände der Uhlenburg. Falls Ihnen sonst noch etwas einfällt …«
    Gregorian nickte und hatte es dann sehr eilig, aus dem Haus zu kommen.
    Nachdem er weg war, brachte Eveline Gregorian Pia und Maiwald zur Tür. »So ist er«, sagte sie, »immer auf Achse. Da verpasst so mancher, was wirklich vor sich geht …«
    »Haben Sie keine Idee, Frau Gregorian? Sie kannten Wilbur Asmussen doch auch.«
    »Ja, ich bilde es mir zumindest ein.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ach, ich weiß nicht. Wilbur Asmussen ist der Sohn von einem sehr netten Ehepaar hier aus Kargau, aber die Mutter ist ganz jung an Krebs gestorben. Er war ein sehr intelligentes Kind, vielleicht hochbegabt …«
    »Sprechen wir über denselben Mann?«, fragte Pia überrascht.
    »Ja, man glaubt es kaum, nicht wahr? Die Erwartungen des Vaters und des gesamten Umfeldes an Wilbur waren dadurch maßlos übersteigert. Das Unglück ist passiert, als er vierzehn war: Er war mit ein paar anderen Jungen auf dem See zum Schlittschuhlaufen. Wilbur ist eingebrochen und unter das Eis geraten. Sie haben ihn zwar retten können, aber wahrscheinlich hat er sich zu lange unter Wasser befunden. Durch den Sauerstoffmangel muss er wohl eine Art Hirnschaden erlitten haben. Er war danach jedenfalls nie mehr derselbe. Sein Vater hat es nicht verkraftet – Wilbur war sein einziger Sohn, sein ganzer Stolz. Er hat seinen Kummer im Alkohol ertränkt und ist später auch gestorben. Wilbur war dann auf sich allein gestellt. Die Leute mieden ihn, weil er sich so verändert hatte. Nur Martin hat Wilbur unterstützt, ihm einen Job gegeben und zeitweise auch eine Unterkunft. Aber es war schwer, mit anzusehen, wenn man ihn von früher kannte … Auch für Sven übrigens.«
    »Warum haben wir das nicht eher erfahren?«
    »Sie haben nicht danach gefragt.«
    »Okay.« Pia seufzte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr die Information absichtlich zu genau diesem Zeitpunkt serviert worden war. »Also: Wo kann sich Asmussen versteckt halten?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich kann mir denken, warum Sie wirklich hier sind«, sagte Eveline Gregorian unvermittelt und näherte sich Pias Gesicht. »Ich hab’s im Radio gehört. Aber er muss das nicht unbedingt wissen.«
    »Wer muss was nicht wissen?« Eveline Gregorians Atem roch streng. Pia wich ein paar Zentimeter vor ihr zurück.
    »Mein Mann. Das mit der Explosion in Scharbeutz!«
    »Was ist mit der Explosion?«
    »Da war doch ein Opfer zu beklagen? Eine Frau, haben sie in den Nachrichten gesagt. Wenn mich nicht alles täuscht, dann war das eine aus dem Heim hier, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Sie lächelte zufrieden. »Ich habe heute Morgen Frauke Röhling beim Bäcker getroffen. Sie arbeitet halbtags als Schreibkraft für Sven. Sie hat mir erzählt, Sven sei heute Morgen vollkommen verstört gewesen, als er von der Explosion erfahren hat. Er hat sich sofort erkundigt, wer die Frau war, die in Scharbeutz ums Leben gekommen ist.«
    »Kannte er sie?«
    »Es sieht ja wohl so aus? Und die andere, die im letzten Moment gerettet wurde, ist die Ehefrau von einem, der auch mal hier gelebt hat.«
    »Moment mal. Meinen Sie Solveigh Halby? Ihr Mann Rainer Halby stammt aus Kargau?«
    »Halby, genau. Jeder hier kennt den. Er hatte vor einigen Jahren einen Autohandel oben an der Straße, dort, wo jetzt die neuen Häuser stehen. Ein unsteter Zeitgenosse, ganz nach

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