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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Scharbeutz.«
    Broders sah sich im fast leeren Verkaufsraum um. Ein Paar, er mit Vollbart, sie hochschwanger, schlich um einen überdimensionalen Van herum. In den Büros arbeiteten die anderen Verkäufer; sie sahen in dem diffusen Licht hinter den spiegelnden Glasscheiben aus wie Fische im Aquarium. Das glänzende Blech, die Elektronik und das viele Geld, das beständig in den Köpfen der Leute kreiste – all das schien die Atmosphäre mit negativer Energie aufzuladen, dachte Broders gerade, da wurde seine Aufmerksamkeit von einer schwarzhaarigen Frau in Anspruch genommen, die mit verbissener Miene die Geschäftsräume betrat.
    An ihrer Seite war ein etwa vierzigjähriger Mann, der versuchte, eine lockere Plauderei in Gang zu halten, was offensichtlich Schwerstarbeit war. Broders tippte auf Rainer Halby, der mit seiner Kundin von der Probefahrt zurückgekehrt war. »Dann warten wir erst mal ab, wie Ihnen der andere Wagen gefällt. Ich prophezeie Ihnen: Dem werden Sie nicht widerstehen können. Top gepflegt. ›Der wurde geliebt‹, sage ich immer zu solchen Autos … Ein echter Glücksfall.« Die Kundin verabschiedete sich kurz, offensichtlich nicht bereit, zu diesem Zeitpunkt eine positive Rückmeldung zu geben. Als sie dem Verkäufer den Rücken zuwandte, machte er seinem Frust mit einer eindeutigen, wenn auch unauffälligen Geste mit dem rechten Mittelfinger Luft und strebte dann den Büros zu.
    »Herr Halby?«
    Er sah irritiert zu Gerlach und Broders hinüber, setzte aber schnell ein professionelles Lächeln auf. »Sie wünschen?«
    »Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten. Irgendwo, wo wir ungestört sind.«
    »Worum geht es denn?«
    »Wir sind von der Kriminalpolizei. Es geht um Ihre Frau, Solveigh Halby.«
    »Was ist mit der?« Halby wusste wirklich von nichts, oder er schauspielerte gut, was eine notwendige Fähigkeit zu sein schien, um in seinem Job Erfolg zu haben.
    Broders’ hatte mal versucht, handgedrechselte Engel und Holzkreisel auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt zu verkaufen, und sich darüber gewundert, wie viel Selbstverleugnung es ihn kostete, einen einzigen Engel für fünfzehn Euro an den Mann zu bringen … Wie mochte es einem da bei einem Neuwagen für fünfzigtausend Euro ergehen? »Können wir in Ihr Büro gehen?«, fragte er.
    Halby nickte. Er führte sie in sein Büro, deutete auf zwei Besucherstühle vor seinem Schreibtisch und ließ sich in den schweren Bürosessel dahinter fallen. »Womit kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
    »Haben Sie schon von der Gasexplosion in Scharbeutz gehört oder gelesen?«
    Halby nickte irritiert.
    »Dabei ist eine Frau ums Leben gekommen. Die andere, Ihre Frau, Herr Halby, wurde leicht verletzt.«
    »Was? Solvie? Was ist mit ihr?«
    »Sie konnte in letzter Sekunde das Haus verlassen.«
    »Dann war das Katja Simons Haus in Scharbeutz? Und was ist mir ihr?«
    »Katja Simon ist tot.«
    Halby schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war unbewegt, doch seine Augen flackerten. »Warum?«, fragte er. »Wie konnte so etwas passieren? Es war ein fast neues Haus. Da muss doch einer Schuld dran haben, oder? War es Pfusch?«
    »Wir gehen zum derzeitigen Zeitpunkt von einem gezielten Mordanschlag aus, Herr Halby. Die Frauen wurden überfallen und gefesselt, bevor die Explosion erfolgt ist. Können Sie uns irgendetwas dazu sagen?«
    Er schüttelte stumm den Kopf, legte die Hände kurz vor das Gesicht, nahm sie wieder herunter. »Und wo ist meine Frau jetzt?«
    »Noch im Krankenhaus. Sie hat großes Glück gehabt, aber sie steht unter Schock.«
    »Um die Wahrheit zu sagen: Um unsere Ehe steht es nicht zum Besten. Jedenfalls hat ihr das ihre vermeintliche Freundin Katja Simon erfolgreich eingeredet. Doch niemand – niemand! – hatte einen Grund, meiner Frau und ihrer Freundin so etwas anzutun.«
    »Wann haben Sie Ihre Frau zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich … neulich Abend habe ich sie noch mal gesprochen. Ihre Freundin hat sie bewacht wie ein Schießhund: Ich musste Solvie draußen vor dem Haus abpassen.«
    Broders’ Mobiltelefon klingelte, er entschuldigte sich kurz, ging hinaus und ließ Gerlach allein mit Halby. Es war Pia, die ihn über die neuesten Erkenntnisse aus Kargau informierte.
    »Wo haben Sie und Ihre Frau sich kennengelernt, Herr Halby?«, fragte Heinz Broders, als er wieder in Rainer Halbys Büro trat.
    »Auf so einer Zeltfete der Freiwilligen Feuerwehr. Wir kennen uns schon ewig …«
    »Haben Sie schon immer in Lübeck gewohnt?«
    »Nein. Zu der Zeit

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