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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Hütte sein. Sie hatte Maiwald mehr oder weniger dazu überredet, überhaupt hierherzukommen. Da konnte sie jetzt nicht herumstehen und abwarten, bis irgendwann die Verstärkung eintraf. Pia überprüfte ihre Waffe und setzte sich in einem Lauftempo in Bewegung, von dem sie hoffte, es über längere Zeit durchhalten zu können.
    Als die Hütte wieder in ihr Blickfeld kam, war das Geräusch verstummt. Ruhig und anscheinend völlig verlassen stand sie da, die Fenster blind und dunkel … keine Spur von Leben. Hatte sie sich das Brummen und Rumpeln nur eingebildet? Inzwischen war es kurz nach vier, und es dämmerte schon. Wie schnell die Zeit vergangen war! Hier im Wald würde es in Kürze dunkel sein. Pia nahm den Weg, den sie eben schon gegangen waren, von hinten in einem großen Bogen zur Hütte, stets auf Deckung bedacht, aber schneller, als sie vorhin vorangekommen waren. In ihren Ärger über Maiwalds Unzuverlässigkeit mischte sich das schlechte Gewissen. Maiwald hatte an der Pforte umdrehen wollen. Hatte sie ihn deshalb weitergelockt, weil sie nicht wirklich erwartete, dass von Asmussen eine Gefahr ausging? Dass er sich nur versteckte, weil er etwas über die Morde wusste?
    Um sich der Hütte weiter zu nähern, würde sie ihre Deckung aufgeben müssen. Doch es schien sowieso niemand da zu sein. Sie zog jetzt ihre Waffe und lief über die Lichtung. Pia presste sich an die raue, nach Altöl riechende Holzwand. Nichts war zu hören außer ihrem eigenen, gepressten Atem und dem Rauschen des Windes in den Baumkronen. Sie ging zu dem Fenster und blickte durch einen Spalt im Vorhang in das Innere der Hütte. Ein fast quadratischer Raum, in den durch die offen stehende Tür und ein weiteres Fenster etwas Licht fiel. Auf dem Boden lag … ihr Kollege Maiwald! Er rührte sich nicht, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, weil er auf dem Bauch lag. Was war hier passiert?
    Pia hob ihre Waffe und entsicherte sie. Dann ging sie, aufs Äußerste angespannt, um die Hütte herum und betrat die Veranda. Sie prüfte noch einmal ihre Umgebung, lauschte aufmerksam und stieß dann die nur angelehnte Tür auf.
    Maiwald war offensichtlich schwer verletzt. Obwohl sie vorbereitet war, versetzte ihr sein Anblick einen Schock. Sein eines Hosenbein war zerfetzt und blutdurchtränkt, und auch sein Haar am Hinterkopf schimmerte feucht. Unter ihm hatte sich eine Blutlache gebildet.
    Pia kniete sich neben ihn, sprach ihn an. Sie musste die Waffe wegstecken, um feststellen zu können, wie schwer er verletzt war. Sein Gesicht war aschfahl und glänzte vor Schweiß. »Hey, ich bin hier, gleich kommt Hilfe. Du musst durchhalten …«, flüsterte sie, war sich aber nicht sicher, ob er sie hören konnte.
    Wenn es Asmussen gewesen war, der ihm diese Verletzung zugefügt hatte, war es lebensgefährlich, hier mit dem Rücken zur Tür zu hocken. Andererseits konnte sie Maiwald so nicht liegen lassen – und von der Stelle bewegen konnte sie ihn auch nicht. Er war bewusstlos – und er verlor viel Blut. Obwohl es zwischen den staubigen Dielenbrettern hindurch ins Erdreich sickerte, wurde die Lache größer. Pia konnte am Schienbein eine tiefe, klaffende Wunde sehen, frei liegendes, gelbliches Fettgewebe und rotes Muskelfleisch, weiße Knochensplitter … Die Erinnerung an den Tod von Bernhard Löwgen, der im letzten Sommer vor ihren Augen auf der Straße verblutet war, stellte sich mit Macht wieder vor ihrem inneren Auge ein. Dieses Mal musste sie ohne Hinnerks Beistand Erste Hilfe leisten. Wie sollte sie die Arterie finden, die sie abdrücken musste, um die Blutung zu stoppen? Sie sah sich suchend nach etwas um, das sie zu Hilfe nehmen konnte, als sie einen Schatten am Fenster vorbeihuschen sah.
    Pia sprang mit einer Schnelligkeit auf, die sie sich selbst schon nicht mehr zugetraut hätte. Ein Versteck? Die beste Chance hatte sie, wenn es ihr gelang, Asmussen zu überraschen. In der Hütte gab es nur eine Eckbank mit Tisch, einen Ofen, einen viel zu kleinen Schrank, und einen Vorhang, den Pia zur Seite zog. Dahinter befand sich ein kleiner Nebenraum, der offensichtlich mal als eine Art Schlafkoje genutzt worden war.
    Sie trat hinter den Vorhang und sah durch den Spalt in Richtung Tür. Ihr Fuß sackte ein Stück nach unten. Der Boden hinter ihr war abschüssig, und sie fühlte, dass sie auf etwas Weiches getreten war. Plastikfolie raschelte, und sie vernahm einen leichten Fäulnisgeruch. Pia versuchte zu erkennen, worauf sie stand … weich und

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