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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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»Sie ist meine Freundin, und sie meint es nur gut. Aber sie bemerkt nicht, dass die meisten Menschen ihre Gutmütigkeit ausnutzen. Und das regt mich auf. In diesem Fall ist es ihr Mann. So ein Arsch! Entschuldigung, aber anders kann man es nicht ausdrücken. Ich rede mit Engelszungen auf sie ein, doch sie hört nicht auf mich.«
    »Sie vermuten, dass ihr Mann sie schlägt?«, fragte Pia, die nun wusste, woran Solveigh Halbys Verhalten sie erinnert hatte.
    »Ich weiß, dass es so ist.«
    »Hat Ihre Freundin Anzeige erstattet?«
    »Nein. Sie will nicht wahrhaben, was läuft. Sie meint«, Katjas Stimme troff vor Widerwillen, »dass er sich ändert.«
    »Und wie ist Ihr Verhältnis zu Herrn Halby, Frau Simon? Kennen Sie einander?«, fragte Pia.
    »Nein, gerade mal vom Sehen. Wenn Sie vermuten, dass diese traurige kleine Geschichte etwas mit Timos Tod zu tun hat, dann verschwenden Sie nur Ihre Zeit.«
    »Haben Sie Familie, Frau Simon?«
    »Außer Timo? Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern, und ich besitze weder Geschwister noch Großeltern, keine Familie, abgesehen von meinem Sohn.«
    »Sie haben einen Sohn?«, fragte Pia, die überrascht war, dass Katja Simon ihr Kind bei der Aufzählung der Familienangehörigen nur in einem Nebensatz anführte.
    »Er lebt nicht bei mir, sondern bei seinem Vater. Alexander ist nur einmal im Monat für ein Wochenende bei mir. Er wohnt in Rosenheim.«
    »Wie alt ist Ihr Sohn, und wer ist der Vater?«
    »Er ist jetzt …«, sie krauste kurz die Stirn, »elf Jahre alt. Sein Vater heißt Sebastian Hahn. Er ist wieder verheiratet und hat mit seiner neuen Frau noch ein zweites Kind. Alles in bester Ordnung in Rosenheim, wie man so sagt. Reihenhaus, Geschwister zum Spielen, gesunde vollwertige Mahlzeiten – kein Fernsehen.«
    »Kein Streit über das Sorgerecht, Unterhaltszahlungen et cetera ?«, wollte Pia wissen.
    »Nein. Nur … Alexander weiß es noch gar nicht. Er mochte Timo sehr gern.« Sie sah zum ersten Mal verunsichert aus.
    Das Gespräch neigte sich dem Ende zu, aber Pia war unzufrieden. Normalerweise ergab sich bei Befragungen von Angehörigen eines Opfers irgendetwas. Hier gab es so wenig wie auf dem makellosen Granitfußboden, der sich über das gesamte Erdgeschoss erstreckte. Hatte Katja Simon alles gesagt, was sie über den Tod ihres Mannes wusste? Als Pia sich vom Tisch erhob, wurde ihr schwindelig. Lag es an der verbrauchten Luft, dem starken Kaffee oder ihrer permanenten Übelkeit? Sie hielt sich an der Rückenlehne des Stuhls fest und atmete tief durch. Maiwald, der schon auf dem Weg in die Diele war, bemerkte nichts. Katja Simon war aufmerksamer.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Ich würde gern noch kurz die Toilette benutzen, bevor wir fahren.« Das war etwas, was sie sonst vermied, und sie ärgerte sich über diese Schwäche.
    »Rechts den Flur hinunter, die erste Tür links«, erklärte Katja Simon und musterte Pia nachdenklich.
    Pia war nicht so schlecht, dass sie sich hätte erbrechen müssen. Sie benutzte die Toilette und wusch sich die Hände, während sie ihr blasses Gesicht im Spiegel betrachtete. Viel besser als Katja Simon sah sie heute auch nicht aus. Einen Augenblick stand sie nur da und ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Hauptsache, Maiwald hatte nichts davon mitgekriegt! Als sie wieder in den Flur kam, stand Katja an die Wand gelehnt da und sah sie nachdenklich an.
    »Ihr Kollege hat sich schon verabschiedet und ist zum Auto gegangen.«
    »Gut. Ich sage jetzt auch Auf Wiedersehen.«
    »Er weiß es nicht, nicht wahr?«, hörte Pia sie zu ihrem Erstaunen fragen. Es war ganz offensichtlich, dass Katja erraten hatte, was mit ihr los war.
    »Mein Kollege Maiwald? Nein. Geht ihn auch nichts an.«
    »Hey. Lange können Sie das nicht verbergen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war gerade Assistenzärztin, als es passiert ist. Ich habe die Schwangerschaft verschwiegen, weil ich nicht wollte, dass die anderen meine Nachtdienste übernehmen müssen. Sie sollten bloß nicht denken, ich nutze meinen Zustand aus. Ich wollte niemandem zur Last fallen. Ich war eine Idiotin.«
    »Dann bin ich es auch«, sagte Pia.
    »Wollen Sie wissen, was passiert ist?«
    »Sie erzählen es mir bestimmt gleich.«
    »Ich musste liegen: von der vierundzwanzigsten Woche an. Sechzehn lange Wochen habe ich nur gelegen, bis es endlich so weit war.«
    »Und dann?«
    »Ich bekam ein Kind in die Arme gelegt und wusste nicht, was ich damit anfangen sollte.«

7. Kapitel
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