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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Bunkers, die aus dem Waldboden ragten wie weggeworfene Bauklötze, waren von Flechten und Moosen bedeckt. Der Boden war hier sehr sauer. Vielleicht fand sie auch noch ein paar Maronenröhrlinge für ihr Abendessen. Sie umrundete die feuchtgrauen Steine, und da waren sie: in Hexenringen wachsende, cremefarbene Riesentrichterlinge. Sie waren wunderschön. Eigentlich sollten die essbar sein, aber Marianne Fierck war sich ihrer Unerfahrenheit wohl bewusst. Es gab viele Trichterlinge mit gewölbter Hutform, und nur wenige der hundert Arten waren für Speisezwecke zu empfehlen, einige galten als ausgesprochen giftig.
    Sie legte Regenschirm und Pilzkorb ab, zog ihre Kamera hervor und ging in die Hocke. Das Licht war schon schwach. Rasch dahinziehende graue Wolken bedeckten den Abendhimmel. Gleich würde es wieder regnen. Sie schaltete den Blitz ein und bedauerte gleichzeitig, dass die feinen Farbunterschiede der Pilze damit zu sehr aufgehellt werden würden. Sie hörte den Wind in den Baumkronen rauschen, und dann hörte sie Schritte. Ganz in ihrer Nähe.
    »Hallo?«, rief sie und kam sich blöd dabei vor. Sie erhob sich und griff nach dem Griff ihres Regenschirms. »Hallo, wer ist da?«
    Hinter den Betonbrocken tauchte ein Kopf auf. Im ersten Moment dachte sie an eine Art Waldgeist, eine Halluzination. Doch die Halluzination öffnete den Mund, zeigte ihre verfärbten Zähne und sprach: »Frau Fierck, sind Sie es?«
    »Oh, Gott!« Sie fasste sich an die Brust. Sie spürte ihr Herz rasen. Gerade hatte es ein paar Takte ausgesetzt, und nun klopfte es heftig in dem Bestreben, die Aussetzer schnellstmöglich nachzuholen. Sie erkannte nun, wen sie vor sich hatte. »Du hast mich ganz schön erschreckt, Wilbur. Was machst du denn hier mitten im Wald?«
    Sie hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen und war entsetzt darüber, wie alt und verwahrlost er aussah. Sie wurden ja alle nicht jünger, aber Wilburs Leben schien seit seinem Verschwinden im Zeitraffer fortgeschritten zu sein. Wie lang war es her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte? Zehn Jahre oder schon fünfzehn?«
    »Sie ham mich aber auch erschreckt. Alles gut bei Ihnen, Frau Fierck?«
    »Oh, danke, Wilbur. Danke der Nachfrage.« Wieso duzte sie ihn, und er siezte sie? Das waren die alten Zeiten gewesen: Sie die Erzieherin auf der Uhlenburg, er der debile junge Mann, der bei Gregorian im Betrieb aushalf. Er kam langsam, einen weiten Bogen um die Pilze schlagend, auf sie zu. »Was führt dich denn nach Kargau? Geschäfte?«, versuchte sie, den Anschein eines normalen Wiedersehens zu wahren. Sie erinnerte sich an seine Leidenschaft für »Geschäfte«, wie immer die auch ausgesehen hatten. Jeder hatte ihn übers Ohr hauen können, selbst ein fünfjähriges Kind.
    Er schüttelte den Kopf, sodass ein paar seiner langen grauen Haarsträhnen flogen. Dann sah er demonstrativ über seine Schulter, als fürchtete er, verfolgt oder belauscht zu werden. »Nein. Ich muss unbedingt mit Gregorians sprechen. Aber sie sind nich’ da!«
    »Die Gregorians sind nach Plön zum Einkaufen gefahren«, sagte Marianne Fierck. Sie hatte sie beide vor einer Viertelstunde, mit zwei leeren Gitterboxen bepackt, in ihren Golf steigen sehen, Evelines »Einkaufskörbchen«. Martin fuhr einen martialisch aussehenden Geländewagen, dessen Namen Marianne es nicht für wert befand, ihn sich zu merken.
    »Ich warte«, sagte Wilbur. Seine Stimme klang zittrig.
    »Ist etwas passiert? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Der Platz, wo ich wohn, der ist nicht mehr sicher für mich«, erklärte er. »Da war jemand an meinem Bus. Ich mag es nicht, wenn sie schnüffeln.«
    »Wer schnüffelt?«
    »Weiß ich doch nicht!« Er funkelte sie entrüstet an.
    Mariannes sah sich unauffällig um. Sie war ganz allein hier mit Wilbur. Früher hätte sie das nicht weiter beunruhigt, aber er benahm sich anders als sonst. Nicht mehr wie der liebe, zurückgebliebene junge Mann, um den Gregorians sich ein wenig kümmerten, sondern er wirkte bedrohlich. Fast … sie weigerte sich, es zu denken, aber es setzte sich hartnäckig in ihren Gehirnwindungen fest … bösartig. »Wo wohnst du denn jetzt, Wilbur?«
    »Is’ geheim«, sagte er abweisend.
    Marianne fing an, sich zu ärgern. Sie hatte keine Lust, sich von ihm einschüchtern zu lassen. Wenn er ihre Hilfe brauchte – bitte. Aber er sollte selbst auf die Idee kommen zu sagen, was sie für ihn tun konnte. Ansonsten musste er eben warten. Sie wandte sich zum Gehen.
    »Frau

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