Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Ich bin nun mal nicht so sportlich wie du.«
    »Du kannst nicht mehr, weil du nichts für deine Kondition tust«, stellte sie fest, während sie das Stillleben aus Liebesroman, Süßigkeiten und Kakao mit einem Blick erfasste. »Sonst bin ich immer mit Timo gelaufen …«, setzte sie hinzu, und obwohl Solveigh wusste, dass das reine Taktik von ihr war, meldete sich sofort ihr schlechtes Gewissen.
    »Es tut mir leid, Katja, aber ich fühl mich wirklich nicht so gut. Lass mich einfach hier sitzen, okay?«
    Nun rechtfertigte sie sich schon, wenn sie sich nach Feierabend mal ein bisschen ausruhen wollte! Katja war heute zum ersten Mal wieder in der Praxis gewesen. »Um Dinge zu ordnen«, wie sie gesagt hatte. Sie schien gar nicht recht bei der Sache zu sein, und das passte nicht zu ihr. Solveigh hatte den Verdacht, dass ihre Freundin die Praxis gar nicht weiterführen wollte … Katja trug eine Laufjacke, hundert Prozent Polyester und eng wie eine zweite Haut, dazu schwarze Leggings. Sie selbst würde darin wie eine neongelb-schwarze Presswurst aussehen, dachte Solveigh. Aber es musste sich ja nicht jeder beim Sport zum Affen machen.
    »Wie du meinst.« Katja pfiff nach dem Hund. »Dann nehm ich auch keinen Schlüssel mit. Du kannst mich ja wieder reinlassen.«
    Die Haustür fiel ins Schloss, Solveigh war endlich allein. Dreißig Minuten Ruhe … eine Wohltat.
    Der Kakao war ausgetrunken, die Schokolade zur Hälfte verspeist, und die Heldin saß so richtig schön tief in irgendeinem Schlamassel, als ein durchdringendes Klingeln Katjas Rückkehr ankündigte. Solveigh legte bedauernd den Roman beiseite und rutschte auf ihren dicken Wollsocken zur Haustür. Na ja, bis Katja sich geduscht und umgezogen hatte, würde sie erfahren haben, wie er sie aus ihrer misslichen Lage im Treibsand befreit hatte. Sie sah pflichtschuldig auf den kleinen Monitor, der anzeigte, wer Einlass in Katja Simons Reich begehrte, und öffnete, als sie das verschwitzte Gesicht ihrer Freundin sah, die Tür.
    »Wie war’s? Und wo ist denn Roxy?«, fragte sie.
    Katja trat ein und bückte sich, um ihre Laufschuhe aufzuschnüren. Sie sah von unten zu ihr hoch und schaffte es, in dieser Haltung noch mit den Schultern zu zucken. »Ich bin runter zum Strand gelaufen und dann ein Stück am Wasser entlang. Auf dem Rückweg hat Roxy im Park ein Kaninchen gewittert und ist mir abgezischt. Wenn die Dame nach mehrmaligem Rufen nicht kommt, bitte sehr: Ich steh nicht durchgeschwitzt im kalten Wind und warte, bis sie sich bequemt, zu mir zurückzukommen.«
    »Ich glaube, sie vermisst ihr Herrchen«, sagte Solveigh und spürte fast augenblicklich, dass das nicht das Klügste war, was man in so einer Situation äußern konnte.
    Katja kickte ihre Schuhe weg. Ihre Augen funkelten. »Da ist sie wohl nicht die Einzige, oder? Hau ich etwa einfach ab und lass alles stehen und liegen?«
    »Willst du das denn?«, fragte Solveigh überrascht.
    Katja riss sich Jacke und Shirt vom Körper und schmiss sie auf den Fußboden. Sie trug obenherum nur noch einen Sport-BH, und als sie sich das kurze Haar zurückstrich, konnte Solveigh sehen, wie muskulös ihre Oberarme waren, fast unnatürlich für eine Frau. Und was hatte sie da am Hals? Einen Knutschfleck?
    »Mir wächst das alles langsam über den Kopf«, bekannte Katja.
    »Kein Wunder«, sagte Solveigh. »Nach allem, was in letzter Zeit so passiert ist.« Sie sah ihrer Freundin nach, die langsam die Treppe hochstieg. Was wusste sie eigentlich von ihr? Die Zeit im Heim lag so lange zurück. Was machte Katja, wenn sie nicht in der Praxis war? Lebensmittel eingekauft hatte sie auch nicht, dem Inhalt des Kühlschrankes nach zu urteilen. Sie überließ es Solveigh, nach der Arbeit in der Stadt schnell noch das Nötigste zusammenzuraffen und es mit dem Bus, der nur einmal in der Stunde fuhr, hierherzubefördern. Ich bin recht nützlich für sie, dachte sie. War auch Timo nützlich gewesen? Und … das war noch viel schlimmer, ein Tabu, es als Freundin überhaupt zu denken … war Timo ihr eines Tages lästig geworden mit seinen Forderungen und Ansprüchen an das gemeinsame Leben?
    »Es ist Katja, meine Freundin, die ich seit Ewigkeiten kenne«, murmelte Solveigh, um sich zu beruhigen. Oben hörte sie Wasser laufen. Katja würde nun für mindestens eine Viertelstunde unter der Dusche stehen und ihren Luxuskörper pflegen. Waschen, Haare waschen, Spülung, Kur, Peeling, Rasur … Für wen eigentlich die ganze Mühe? Und dann diese

Weitere Kostenlose Bücher