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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Hoffentlich nicht ...«
    »Also, was haben wir?«, fragte Rist, als sie wieder auf der Straße standen: »Einen farbenblinden Zeugen ohne Brille, der einen altmodischen Geländewagen aus dieser Straße hat kommen sehen, round about zu der Zeit, als Milena Ingwers ermordet worden ist. Es könnte ohne Weiteres dieser Christian Klarholz gewesen sein. Oder Maren Rosinski, die sich seinen Wagen mal eben geborgt hat.«
    »Oder aber Judith Ingwers«, sagte Pia. »Oder ein uns noch nicht bekanntes Fahrzeug.«
    Rist verzog das Gesicht. »Die Mutter des Mädchens?«
    »Sie hat kein Alibi. Maren Rosinski und Rudolf Ingwers geben sich zumindest gegenseitig eins. Und es war mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Beziehungstat. Warum nicht die Mutter?«
    »Was sollte das Motiv sein?«
    »Gegensätzliche Weltanschauungen. Ein heftiger Streit, der eskaliert ist ... Milena Ingwers’ Lebensweise muss bei ihrer Mutter starke Emotionen hervorgerufen haben. Bei ihrem Vater wahrscheinlich auch.«
    »Geht das nicht vielen Eltern so? Trotzdem schlagen die meisten von ihnen nicht mit dem Spaten oder der Hacke zu, nur weil Sohnemann oder Töchterlein gerade ihr eigenes Ding machen.«
    »Du sagst es: die meisten ...«
    »Vielleicht hat der Wagen auch gar nichts mit unserem Fall zu tun. Man kann Mordkuhlen genauso gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen.«
    Sie stiegen ins Auto. »Rückflug nach Lübeck?«, fragte Rist.
    »Ja. Ich muss heute pünktlich sein«, meinte Pia und beobachtete aus dem Augenwinkel seine Reaktion darauf. Doch er ließ sich nichts anmerken. »Man kann Mordkuhlen auch zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichen, oder man ist sowieso schon da«, fuhr sie mit ihrer Argumentation fort. »Wer sagt uns, dass Arne Klaasen und Patrick Grieger wirklich unterwegs waren? Sogar Irma Seibels Alibi ist nicht bombensicher. Einer von denen könnte genauso gut zu Hause bei Milena geblieben sein.«
    »Oder er oder sie ist wieder zurückgekommen.«
    »Ich glaube, dass die Mitbewohner ebenso überzeugende Motive gehabt haben könnten, Milena zu töten, wie ihre Eltern. Wenn nicht überzeugendere.«
    »Welche denn?«
    »Arne Klaasen könnte was von Milena gewollt haben, und sie hat ihn abgewiesen. Ein Klassiker. Oder Irma hat etwas von Klaasens möglichem Interesse an der jungen Mitbewohnerin mitbekommen und war eifersüchtig. Klassiker Nummer zwei. Wir müssen sowohl die Bewohner als auch die Eltern noch mal gründlich in die Zange nehmen.«
    »Langsam den psychologischen Druck erhöhen«, sagte Rist nachdenklich. »Findest du eigentlich, dass Gabler das immer so ganz richtig handhabt?«
    Oh, oh. Nach allem, was sie über Manfred Rist wusste, sollte sie jetzt besser auf der Hut sein. »Gabler arbeitet ausgesprochen ergebnisorientiert«, meinte sie schließlich. »Er schert sich nicht um die Meinung anderer. Damit eckt er manchmal an, doch seine Erfolgsbilanz gibt ihm recht.«
    »Ja, aber seine Mitarbeiter beurteilt er genauso.«
    »Ergebnisorientiert?«
    »Er schert sich nicht darum, wie sie arbeiten.«
    »Meinst du, es interessiert ihn nicht, ob wir genügend Sport treiben, lange Berichte schreiben oder mal ein privates Telefongespräch zwischendurch führen?«
    Er schnaubte verächtlich. Pias Mobiltelefon klingelte und ersparte ihr so, das Thema weiter zu vertiefen. Sie sah auf das Display. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie und drückte grimmig lächelnd auf das Hörer-Symbol. Wenn der Chef persönlich anrief, war das meistens ein schlechtes Zeichen.
    »Pia? Wo seid ihr? Noch auf der Insel?«
    »Wir fahren gerade zurück.«
    »Dann dreht wieder um. Maren Rosinski hat eben die Polizei verständigt. Sie behauptet, dass ihr gestern am Staberhuk jemand aufgelauert hat.«
    »Schon wieder? Und warum meldet sie sich erst jetzt?«
    »Das werdet ihr schon herausfinden. Sie ist zu Hause und erwartet euch. Ich verlass mich auf dich.«
    Mist! Sie hatte Fiona gesagt, dass sie heute pünktlich sein würde. Pia sah auf die Uhr und rechnete: Ziemlich genau eine Stunde brauchten sie für die Rückfahrt, die Verkehrsverhältnisse um diese Uhrzeit in der Stadt eingerechnet. Blieben für die Rosinski vierzig Minuten. Wunderbar! »Wir sind auf dem Weg und melden uns dann.« Nachdem das Gespräch beendet war, klärte sie Rist über den neuen Vorfall auf.
    »Ich dachte, du willst heute pünktlich sein«, sagte er.
    »Das werde ich auch.« Wenn alles klappt, setzte sie in Gedanken hinzu.
    Irma Seibel beobachtete den Mann, der auf der gegenüberliegenden

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