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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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uns einig, dass es keinen Fluch gibt?« Pia sah Helge Bittner prüfend an. Der Aufdruck auf seinem T-Shirt ließ immerhin hoffen.
    »’türlich. Doch die Leute lieben diese Geschichten. Im Haus wurden wohl auch immer wieder Geräusche gehört, von den unterschiedlichsten Mietern – und die Story mit den feuchten Flecken im Keller ist auch nicht zu verachten.« Der Reporter tat so, als schauderte es ihn. »Ein ehemaliger Kollege von mir will sogar ein Buch darüber schreiben.«
    »Sprechen Sie von Jesko Ebel?«
    »Sie kennen ihn? War mal ’n ganz guter Kumpel von mir. Wir haben ’ne Menge zusammen erlebt. Bis er freigestellt wurde.«
    »Gab es dafür einen besonderen Grund?«, hakte Pia nach.
    »Harte Zeiten. Zu viel Konkurrenz. Jesko wurde nicht damit fertig. Fing an, blöd rumzulabern. Wenn erst sein großer Roman raus ist, bla, bla, bla. Aber er hat nichts mehr auf die Reihe bekommen. Ich sag Ihnen: Der schafft es im Leben nicht mehr, einen zusammenhängenden Text zu schreiben, der länger als zwanzig Zeilen ist.«
    »Weshalb glauben Sie das?«, erkundigte sich Pia.
    Bittner schüttelte abwehrend den Kopf. »Das ist halt mein Eindruck. Er redet ja kaum noch mit mir, und wenn, dann nur noch über seine Zukunft als Bestseller-Autor.«
    Pia besann sich wieder auf ihr eigentliches Anliegen. »Haben Sie noch mehr über den alten Mordfall Bolt herausgefunden?«
    »Der Mörder stand ja damals von Anfang an fest. Aber ein Rätsel bleibt: Das Geheimnis um das verschwundene Kind.« Der Journalist untermalte seine Ausführungen mit einer ausholenden Armbewegung. Die Kellnerin, die sich ihnen näherte, konnte gerade noch das Tablett festhalten. Sie schüttelte den Kopf und stellte Eisbecher und Eiskaffee wortlos vor ihnen ab. »Es soll doch ein drittes Kind gegeben haben, das den Mord an der Mutter und den zwei Schwestern überlebt hat. Der Junge ist aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwunden. Aber ihr bei der Polizei müsstet doch herausfinden können, wo er ist.«
    »So einfach ist das nicht. Und es kostet Zeit.« War Juliane in dieser Sache immer noch nicht weitergekommen? Aber es war ja ohnehin fraglich, ob die Kenntnis der Identität und des Aufenthaltsortes des dritten Kindes die Ermittlungen auch nur einen Millimeter weiterbringen würde. Helge Bittner sog nachdrücklich an seinem Strohhalm. Offenbar steckte ein Sahneklumpen vor der Öffnung fest. Pia widmete sich einen Moment ihrem Eis. Man war damals davon ausgegangen, dass der Vater, Karl-Heinz Bolt, seine Familie in einem Anfall von Eifersucht ermordet hatte. Mal angenommen, das war ein Irrtum gewesen, und der wahre Mörder lebte noch ... Womöglich in der Umgebung von Mordkuhlen ...
    Konnte Milena Ingwers’ Tod etwas mit dem alten Fall zu tun haben? Ihre Mutter, Judith Ingwers, hatte im selben Dorf gewohnt wie die Bolts. Sie musste die Familie als Kind gekannt haben. Vielleicht hatte sie mit den Schwestern Bolt sogar gespielt? Maren Rosinski ebenso. Und auch die Martineks mussten sich an die Bolts erinnern können, genauso wie noch viele andere.
    »Vielleicht ist mein früherer Kumpel ja das verschwundene Kind«, sagte Helge Bittner unvermittelt.
    Pias Löffel verharrte in der Luft. »Jesko Ebel? Wie kommen Sie darauf?«
    »Er hat mir nie was über seine Familie erzählt. Normalerweise sagt man doch mal dies oder das über seine Alten und so, zumindest, wenn man gut miteinander befreundet ist. Irgendwann hat ihn dann eine Frau in die Finger gekriegt. Das war es dann. Das typische Ende einer Männerfreundschaft.«
    Pia kaute auf einem holzigen Stück Ananas und schluckte. »Haben Sie noch einen anderen Grund für Ihre Vermutung, dass Ebel das Kind der Bolts sein könnte?«
    Ihr Gegenüber starrte auf das leere Glas. »Nur sein Interesse an dem dämlichen alten Fall.«
    »Seit wann interessiert er sich dafür?«
    »Erst seitdem er wieder allein ist. Seitdem sie weg ist. Arbeit als Therapie-Ersatz.«
    »Warum auch nicht?«, sagte Pia.
    »Vielleicht sollte ich mich mal wieder bei ihm melden«, meinte Bittner nachdenklich. »War es das für heute?«
    Pia nickte. Keinen Millimeter weiter, aber vielleicht eine Freundschaft gerettet, dachte sie.
    Als sie in Preetz aus dem Café trat, sah Pia auf dem Display ihres Mobiltelefons, dass sie vier Anrufe von Broders verpasst hatte. Die ersten drei Male hatte er keine Nachricht hinterlassen, und beim vierten Mal bat er mit gepresster Stimme um sofortigen Rückruf. Das passte so gar nicht zu ihm. Pia spürte einen

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