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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Kleine lief barfuß. Ihre Mutter hatte sie im Haus allein gelassen, aber Zoe kam hinter ihr her.«
    »Meinen Sie, Irma Seibel hat ihre Tochter vernachlässigt?«, fragte Broders. Pia hörte an seinem Tonfall, dass Judiths Redeweise ihn auf die Palme brachte.
    »Oh, nein!« Judith Ingwers hob abwehrend die großen Hände. »Ich weiß gar nichts. Das kleine Mädchen schien mir nur ... etwas verunsichert ... verstört – das ist der richtige Ausdruck – sie schien mir etwas verstört zu sein.«
    »Das ist eine ernste Anschuldigung, Frau Ingwers. Sie legt auch den Schluss nahe, dass Zoe von zu Hause weggelaufen ist oder dass ihre Mutter in gewisser Weise Schuld an ihrem Verschwinden haben könnte.«
    Judith Ingwers starrte Pia an.
    »Kannte Ihr Mann die kleine Zoe auch?«, fragte Broders. Immerhin hatte Rudolf Ingwers ungefähr zu der Zeit das Haus verlassen, als Zoe verschwunden war.
    Judith Ingwers zuckte unbeholfen mit den Schultern.
    »Das müssen Sie doch wissen.«
    Ihr Gesicht lief langsam rot an. »Rudolf hat nichts mit dem Verschwinden des Kindes zu tun. Das weiß ich zu hundert Prozent.«
    »Wieso sind Sie sich da so sicher?«
    »Die auf Mordkuhlen haben sich auf Dinge eingelassen, von denen sie besser die Finger gelassen hätten«, war Judith Ingwers’ rätselhafte Antwort.
    »Und zwar?« Pia spürte ein Kribbeln in der Magengegend.
    »Das müssen Sie sie selbst fragen«, kam es zurück.
    »Für solche Spielchen haben wir keine Zeit!«, fuhr Pia sie an. Sie merkte, dass sie laut geworden war, und schraubte ihre Stimme ein paar Dezibel herunter. »Jede Minute, die wir verlieren, kann über Zoes Leben entscheiden, Frau Ingwers. Worauf hat sich Irma Seibel Ihrer Meinung nach eingelassen?«
    »Das Böse«, antwortete sie. Die Frau sah so aus, als wäre sie mit der Reaktion, die sie hervorgerufen hatte, sehr zufrieden.
    »Wie bitte?«
    Sie hakten noch mehrmals nach, doch es war nichts Brauchbares mehr aus Judith Ingwers herauszubekommen.
    »Müssen wir nicht irgendwas veranlassen?«, meinte Pia, als sie mit Broders zum Auto zurückging. »Die Frau ist mir unheimlich.«
    »Weil sie an das Böse glaubt? Hier geht gerade etwas sehr Böses vor sich. Nur dass sich niemand traut, das laut auszusprechen.«
    »Du jetzt auch noch!«, stöhnte Pia. »Jemand sollte sich übrigens umgehend mit Rudolf Ingwers befassen. Er hat zur fraglichen Zeit das Haus verlassen. Etwas zu früh vielleicht, um Zoe zu begegnen, aber er könnte ja irgendwo auf sie gewartet haben.«
    »Du fandest Judith Ingwers’ Reaktion auch seltsam, nicht wahr?« Broders griff zum Telefon und wählte. »Ich bilde mir da doch nichts ein?«, fragte er, während er darauf wartete, dass sich jemand meldete.
    Pia schüttelte stumm den Kopf. Sie hörte zu, wie Broders ihrem Chef berichtete, was sie herausgefunden hatten.
    »Wir fahren noch einmal zur Rosinski«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
    Pia startete den Wagen. »Da können wir uns bald einmieten. Sie hat doch mal in Ferienapartments gemacht, oder?« Sie steuerte den Wagen in Richtung der Hofanlage. »Gibt es sonst noch was Neues?«
    »Schlechte Neuigkeiten von unserem Mantrailer. Er ist nicht weit gekommen. Nur ein kurzes Stück die Straße hinunter und dann wieder zurück in den Garten. Er weigert sich, das Grundstück zu verlassen.«
    »Der Garten ist natürlich mit Spuren übersät, wenn die Kleine dort immer gespielt hat«, sagte Pia. Hat ... Das Wort hallte unheilvoll in ihrem Kopf wider.
    Maren Rosinski zeigte sich angemessen betroffen, hatte aber nichts Hilfreiches zum Verschwinden Zoes beizutragen. »Es handelt sich bei den Leuten im Haus um meine Mieter«, stellte sie fest. Sie schien sich ein »nur« verkniffen zu haben. »Sie zahlen ihre Miete, ich lasse sie in Frieden.«
    »Aber Sie wissen, dass ein fünfjähriges Mädchen dort wohnt?«, fragte Pia.
    »Natürlich.« Sie zupfte sich ein Haar vom Ärmel ihrer Bluse. »Ein Kind ist okay. Bei mehr als einem werde ich immer vorsichtig.«
    »Auch bei einem Haus wie Mordkuhlen?«, fragte Broders.
    »Die können einem doch das Dach über dem Kopf anzünden, wenn sich keiner richtig kümmert.« Sie sah Broders mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Aber wem erzähl ich das? Sie müssten sich doch mit so was auskennen.«
    »Sehen wir aus wie die Feuerwehr?«, fragte Pia mehr verblüfft als verärgert. Maren Rosinski hob die Schultern. Sie schien mit ihren Gedanken schon wieder woanders zu sein. Überhaupt legte sie heute, da es nicht um sie selbst

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