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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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war. Ein Mantrailer konnte, im Gegensatz zum Fährtenspürhund, auch auf Straßen oder auf anderen versiegelten Böden einer Spur folgen. Sogar wenn der oder die Vermisste Fahrrad gefahren oder auf einem Pferd geritten war. Wenn Zoe allerdings in einem Auto verschleppt worden war, endete damit ihre Spur.
    Pia sah Horst-Egon Gabler nach, wie er neben dem Hundeführer herging. Sie hatten dem Hund als Geruchsartikel ein getragenes Kleidungsstück von Zoe gezeigt, sodass er wusste, nach wem er suchen sollte. Er würde Zoe anhand ihres Eigengeruchs auch in einer Menschenmenge identifizieren können.
    Der Hund führte seine Begleiter mit gesenktem Kopf in Richtung Tor.
    »Spannende Sache. Meinst du, seine Kondition reicht dafür aus?«, fragte Manfred Rist, der neben Pia stand.
    »Von wem sprichst du? Vom Hund oder von Gabler?«
    Er hob leicht die Schultern. »Von unserem altgedienten Chef. Ich bin auch mal bei einem Mantrailing mitgelaufen. Acht oder neun Stunden lang. So ein Hund legt ein flottes Tempo vor.«
    »Sollte er auch«, sagte Pia mit einem Blick zum Himmel. Am Horizont hatten sich Quellwolken gebildet. »Wenn es ein Gewitter gibt und regnet, können wir die Spur vergessen.«
    Rist nickte. »Das wird heute ein langer Tag. Ich hab das im Urin.«
    »Ja, und?«
    »Kriegst du das hin?« Er sah sie von der Seite an.
    Was sollte das? »Kriegst du das hin?«, entgegnete sie.
    »Ich hab kein Problem.« Er kniff die Augen zusammen. »Es dauert so lange, wie es dauert. Auf mich wartet ja keiner.«
    »Bis nachher, Manfred.« Er hatte recht, es würde ein langer Tag werden. Seine Frage, ob sie das hinbekam, hatte sich nicht nach wohlwollendem Interesse angehört. Pia sah keinen Grund, ihn in ihre Planungen einzuweihen. Er war ein ihr gleichgestellter Kollege. Nicht ihr Chef. Es ging ihn nichts an, dass sie sofort nachdem sie von Zoes Verschwinden erfahren hatte, ihre Mutter angerufen hatte. Die würde Felix bei Fiona abholen und sich um ihn kümmern, bis Pia nach Hause kam. Heute Abend, heute Nacht, morgen früh ... Ihr Sohn war in guten Händen. Gott sei Dank.
    Zoes Verschwinden ging Pia mehr an die Nieren, als sie sich eingestehen wollte. Sie wussten nicht, wo das Mädchen steckte. Aber jetzt, wenige Stunden nach Zoes Verschwinden, bestand noch die Chance, sie wohlbehalten wieder aufzufinden. Noch.
    Die nächsten Nachbarn, die Martineks, waren am Morgen zu einem Großeinkauf aufs Festland gefahren. Als Pia mit Broders bei ihnen eintraf, luden sie gerade ihre Einkäufe aus dem Kofferraum. Sie waren gegen acht Uhr aufgebrochen und sagten, dass ihnen nichts Ungewöhnliches aufgefallen sei. Keine Autos, keine Menschen, auch nicht Zoe.
    Als Nächstes fuhren Broders und Pia zu den Ingwers. Den Angaben seiner Frau zufolge war Rudolf Ingwers um sieben Uhr zu Hause aufgebrochen, um ins Geschäft zu fahren. Er würde dort ebenfalls befragt werden müssen, vermerkte Pia.
    Judith Ingwers bat sie ins Haus. Ihre sonst eher sparsamen Bewegungen wirkten heute seltsam ruckartig. Immer wieder strich sie sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer strengen Frisur gelöst hatte, hinters Ohr.
    »Ich begreife nicht, was hier vor sich geht«, klagte sie. »Erst das mit Milena und nun ein Kind von Mordkuhlen.«
    »Das Mädchen ist fünf Jahre alt. In dem Alter kommt es allein nicht sehr weit. Entweder hat Zoe sich verlaufen, versteckt sich irgendwo, oder sie hatte in der näheren Umgebung einen Unfall. Andernfalls ist sie entführt worden.«
    »Sie hat sich bestimmt nur verlaufen.« Judith Ingwers sah nicht so aus, als glaubte sie selbst an diese Möglichkeit.
    »Wo waren Sie heute Morgen, Frau Ingwers?«
    »Erst zu Hause, die Wäsche raushängen, bevor das angekündigte Gewitter kommt und das Wetter umschlägt. Danach war ich mit den Hunden unterwegs. Um halb elf bin ich aber wieder hier gewesen.«
    »Um wie viel Uhr sind Sie mit den Hunden losgegangen?«
    »Ich weiß nicht, gegen halb acht, vielleicht auch später. Ich hab aber den Wagen genommen, weil ich zu einem bestimmten Strand wollte.«
    »Hat Sie jemand gesehen?«
    »Nein, ich hab niemanden Bestimmtes getroffen.«
    Pia dachte einen Moment nach. »Wie gut kennen Sie Zoe Seibel, Frau Ingwers?«
    »Die Kleine? Ich bin ihr erst ein oder zwei Mal begegnet. Ich finde ja, sie schaut ein bisschen verwahrlost aus. Immer schmuddelig und ungekämmt. Nichts für ungut, aber Sie verstehen, was ich meine.«
    »Bei welcher Gelegenheit haben Sie sie denn gesehen?«
    »Ach, das war nur im Garten. Die

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