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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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unangenehmen Druck in der Magengegend und rief zurück.
    »Verdammt, Pia! Hier brennt die Luft. Wo steckst du denn?«
    »In Preetz. Was ist los?«
    »Das Kind ist verschwunden.«
    Der Magendruck verstärkte sich. »Welches Kind?«
    »Zoe. Zoe Seibel. Ihre Mutter hat vor einer halben Stunde die Kollegen auf Fehmarn alarmiert.«
    »Wie lange wird die Kleine schon vermisst?«, fragte Pia.
    »Seit circa vier Stunden. Es sieht ernst aus. Kannst du herkommen?«
    »Wohin? Nach Lübeck oder Fehmarn?«
    »Nach Mordkuhlen. Wir könnten hier jemanden mit deinem Einfühlungsvermögen und deinen natürlichen Mutterinstinkten gebrauchen.«
    »Spinnst du jetzt?« Sie rollte mit den Augen. »Ich bin auf dem Weg.«
    Heinz Broders fing Pia in der Einfahrt zu Mordkuhlen ab und berichtete, was sie von den Bewohnern bisher erfahren hatten: Zoe war am Morgen vor dem Frühstück zum Tor gelaufen, um die Zeitung hereinzuholen. Vorn am Zaun stand ein amerikanischer Briefkasten in Form einer Kuh, in die der Bote morgens zwischen fünf und sechs Uhr die Tageszeitung steckte. Arne Klaasen hatte sich zu der Zeit in der Küche aufgehalten, Irma Seibel im Bad und Patrick schlief noch oben in seinem Zimmer. Da sowohl das Fenster des Badezimmers als auch das der Küche nach hinten hinausgingen, hatte niemand gesehen, was danach mit Zoe passiert war. Fest stand offenbar, dass die Kleine nicht ins Haus zurückgekehrt war. Die Bewohner – und inzwischen auch die Polizei – hatten das Gebäude und den Garten schon von oben bis unten abgesucht.
    »Es hat etwas gedauert, bis sie überhaupt gemerkt haben, dass Zoe nicht wiederkam«, erklärte Broders. »Arne Klaasen meint, dass sie so zwischen Viertel nach sieben und halb acht das Haus verlassen hat. Er kochte gerade Tee. Es hat ihn zunächst nicht weiter gewundert, dass sie nicht wiederkam. Er dachte, Zoe habe die Zeitung nur in der Diele abgelegt und sei danach zu Irma oder wieder in ihr Zimmer gegangen.«
    »Wann haben sie ihr Verschwinden bemerkt?«
    »Um halb neun, als Irma mit ihr in den Kindergarten fahren wollte.«
    »So spät?«
    »Typischer Fall von ›Ich dachte, du kümmerst dich darum‹. Klaasen ist davon ausgegangen, das Kind sei in seinem Zimmer oder bei der Mutter. Sie nahm an, dass Zoe mit Arne Klaasen frühstückte. Als sie dann in die Küche kam, ging sie erst mal davon aus, dass Zoe wieder im Obergeschoss ist und spielt. Das Mädchen ist anscheinend ein Frühaufsteher, und alles freut sich, wenn sie sich morgens noch eine Weile selbst beschäftigt.«
    Pia blies die Luft aus. »Mist, verdammter Mist! Zu dem Zeitpunkt, als ihr Verschwinden bemerkt wurde, war sie also schon über eine Stunde verschwunden?«
    »Ja. Und dann ging alles sehr schnell. Sie haben Patrick aus dem Bett geschmissen und sind alle drei losgelaufen, um Zoe zu suchen. Im Haus, im Garten, in Richtung Strand und im Dorf. Klaasen hat bei allen Nachbarn geklingelt, die zu Hause waren. Niemand hat Zoe gesehen.«
    »Gibt es Teiche, Wasser führende Gräben oder Flüsse in der Nähe?«
    »Oh, ja. Eine gründliche Suche hier in der Gegend ist nicht ohne. Alle, die schnell genug hier sein konnten, sind schon eingeteilt und unterwegs.«
    Pia rieb sich die Stirn. »Fällt dir irgendeine harmlose Erklärung für ihr Verschwinden ein?«, fragte sie.
    »Zoe ist vielleicht einfach losgelaufen. Dann kann sie schon sonst wo sein. In Puttgarden an der Fähre oder auf der Brücke in Richtung Festland. Ich wollte als sechsjähriger Knirps mal zu Fuß meinen Opa im Fichtelgebirge besuchen.«
    »Und? Bist du angekommen?«
    »Noch in unserer Straße, auf Höhe der Mülltonnen, haben sie mich eingefangen.«

28. Kapitel
    D er Labrador-Retriever schnüffelte am Hauseingang von Mordkuhlen und lief aufgeregt hin und her. Für die Suche nach Zoe sollte ein Mantrailer, ein speziell ausgebildeter Suchhund, eingesetzt werden. Sie standen unter Zeitdruck. Mit jeder Minute, die Zoe verschwunden war, verschlechterten sich die Chancen, sie wohlbehalten wiederzufinden.
    Pia wusste, dass Mantrailer für eine besondere Art der Personensuche ausgebildet waren. Sie folgten der Spur des Individualgeruchs der vermissten Person. Der wurde hauptsächlich von Hautschuppen gebildet beziehungsweise von den geruchsbildenden Bakterien auf den Hautschuppen. Gegebenenfalls auch von Blut. Damit war die Spur witterungsabhängig. Es durfte nicht zu heiß und nicht zu kalt sein, und es bedurfte einer gewissen Menge Feuchtigkeit. Gut, die hatten sie, so schwül, wie es

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