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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wolle. Ich sagte ihr, dass ich zurzeit keinen Sinn darin sähe, es instand setzen zu lassen. Sie meinte, wir könnten einen entsprechenden Vertrag aufsetzen, und dann würde sie sich darum kümmern. Ihr Lebenspartner sei ein begabter Handwerker.« Bei ihren letzten Worten zog Maren Rosinski vielsagend die Augenbrauen hoch.
    »Sind Sie zufrieden mit dem Arrangement?«
    »Was denken Sie? Die tun kaum etwas am Haus, und wenn, dann verschandeln sie es. Die Nachbarn lästern darüber, seit die Seibel mit ihrer Kommune dort eingezogen ist. Leute, die irgendwie anders sind – sogenannte Künstler, Chaoten, Fremde –, hatten es hier schon immer schwer. Aber ich hätte nicht gedacht, dass das immer noch so ein Problem ist wie in meiner Jugend ... Doch meine Mieter haben auch wirklich kein Fettnäpfchen ausgelassen.« Sie schilderte, was auf Mordkuhlen alles passiert war und wie man ihr deswegen zugesetzt hatte. Doch eigentlich wirkte Maren Rosinski nicht so, als könnte das Gerede ihrer Nachbarn ihren Seelenfrieden stören.
    »Wie ist Ihr Verhältnis zu Rudolf Ingwers?«
    Sie nippte an ihrer Weinschorle und lächelte kokett. »Was hat er denn gesagt?«
    »Wir fragen Sie.«
    »Im Grunde ist es mir auch egal, was geredet wird. Wir haben ein Verhältnis miteinander. Schon seit zwei Jahren. Seit seine Frau zu den Bibelfritzen übergewechselt ist. Ursache und Wirkung ... es war so und nicht andersherum. Aber ich frage mich, wie er es überhaupt so lange mit ihr ausgehalten hat.«
    »Weiß seine Frau von Ihrem Verhältnis?«
    »Ich denke schon. Ansonsten müsste sie blind und blöd sein. Und das ist sie nicht. Ich kenne sie. Sie ist eine geborene Hillmer. Alte Fehmaraner Familie, genau wie die Rosinskis. Wir sind im selben Dorf aufgewachsen.«
    »Erzählen Sie uns bitte, was Sie am einundzwanzigsten Juli getan haben.«
    »Der Tag, an dem Milena ermordet wurde? Da bin ich vormittags einkaufen gewesen. Unter anderem bei Stolze, das ist hier unser Einkaufszentrum. Dann habe ich noch bei Franky eine Currywurst gegessen.«
    »Können Sie das präzisieren?«
    Sie hob amüsiert die Augenbrauen: »Franky ist eine Institution auf der Insel. Sie finden ihn in der Breite Straße. Probieren Sie unbedingt seine Currywurst!«
    »Wir werden Franky aufsuchen«, sagte Pia.
    Maren Rosinski sah sie irritiert an. »Er erinnert sich bestimmt an mich«, sagte sie dann. »Er kennt mich.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich habe mich mit Rudolf getroffen.« Die Irritation war vergessen – Maren Rosinski segelte wieder in ihr vertrauten Gewässern.
    »Wo?«
    »Hier bei mir. Das ist am einfachsten. Ich habe jede Menge Platz. Wollen Sie wissen, was dann passiert ist?« Sie lächelte mokant.
    »Warum nicht?«
    Das Lächeln verschwand. Maren Rosinski schien aus dem Konzept gebracht worden zu sein.
    »Von wann bis wann war Rudolf Ingwers mit Ihnen zusammen?«, fragte Broders nach einem Moment des Schweigens.
    »Von Viertel vor elf bis ungefähr halb zwei.«
    Das deckte den fraglichen Zeitraum nicht vollständig ab. Kurz nach neun war Milena zuletzt gesehen und gegen vierzehn Uhr aufgefunden worden. Aber Ingwers war ja früher am Morgen in seinem Betrieb und bei einem Kunden auf dem Festland gewesen. Die Zeitspanne dazwischen war die entscheidende. Wann war er bei seinem Kunden weggefahren und wann bei Maren Rosinski eingetroffen? Sein Weg musste ihn durch Weschendorf geführt haben. Fast an Mordkuhlen vorbei.
    »Wie gut kannten Sie Milena Ingwers?«, wechselte Broders das Thema.
    »Ich hatte nicht viel mit ihr zu tun. Das, was ich aus der Ferne beobachtet habe, hat mich in meinem Vorsatz bestärkt, niemals Kinder in die Welt zu setzen.«
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum sie ermordet worden ist?«
    Die Frau, die mit elegant übereinandergeschlagenen Beinen in ihrem Deckchair saß, schien sich mit einem Mal unwohl zu fühlen. Sie wandte den Kopf ab und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zur Straße, die sich jenseits des gekiesten Vorplatzes menschenleer durch die sonnigen Felder wand. Eine Grille zirpte, sonst war kein Geräusch zu hören, das von Leben zeugte.
    Schließlich schüttelte Maren Rosinski abwehrend den Kopf. »Nein, ich kann mir überhaupt keinen Grund vorstellen. Ich meine, Milena war doch nur ein verwirrtes, kleines Mädchen.«
    Als sie die Hofanlage verließen, hatte das ländliche Paradies in Pias Augen ein wenig von seiner Attraktion eingebüßt. Auch an Maren Rosinski, die sich so beherrscht und unbeteiligt gab, ging

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