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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Hinnerk sich in Zukunft verhalten würde.
    Seit er fest mit seiner neuen Freundin Mascha zusammen war, schien sein Interesse an Felix etwas nachzulassen. Nicht auszudenken, was passieren konnte, wenn Mascha schwanger würde! Und das wird sie über kurz oder lang werden, vermutete Pia, schon wegen Felix ... Sie seufzte leise und riss sich von seinem Anblick los. Ihn jetzt hochzureißen, um ihn mit nach Hause zu nehmen, kam ihr grausam vor.

16. Kapitel
    A rne! Kommst du mal eben her?« Irma stand vor der Küchenzeile und wünschte sich nichts mehr, als sich zu täuschen. Ekel kroch ihr das Rückenmark hoch. Ekel und Angst, panische, unvernünftige Angst.
    »Probleme?« Arne wandte sich von Zoe ab, die am Küchentisch saß und malte, weil sie partout nicht einschlafen konnte, und kam schlurfend näher. »Hat Patrick wieder deine geheimen Schokoladenvorräte geplündert?«
    Irma schüttelte ungeduldig den Kopf. Ihre Hand, die auf die kaputte Plätzchenpackung deutete, zitterte. »Sieh doch: Was sagt dir das?«
    »Eine kaputte Kekspackung. Zoes Kekse.«
    »Und wer hat die geöffnet? Schau mal genauer hin! Und alles ist voller Krümel ...« Irmas Stimme klang schrill. Sie hörte es selbst, sie hatte keine Kontrolle mehr über sich. Ihr Herz raste. Arne nahm die kaputte Packung in die Hand und untersuchte sie. Seine bedächtige Art brachte Irma noch mehr in Rage. Sie schaltete das Licht unter den Oberschränken ein. Nun sah man es sehr deutlich. Sie deutete auf die fettigen Abdrücke auf dem Herd und die Spuren im Staub auf der Arbeitsplatte. »Hier und hier! Siehst du das nicht? Was ist das? Ich sage dir, was das ist: Rattenspuren. Kleine Pfotenabdrücke. Und hier, diese Schleifspur, die stammt von einem langen, dünnen Schwanz!« Es schüttelte sie vor Abscheu. »Hier waren Ratten. Auf der Arbeitsplatte! In meiner Küche. Sie haben Zoes Zoo-Kekse angefressen!«
    »Ruhig, Irma!« Arne warf die Kekspackung weg und legte Irma eine große, warme Hand in den Nacken. »Der Kammerjäger kommt doch bald, oder nicht?«
    »Du hast es doch auch schon mal versucht. Und es hat nichts genutzt. Ratten sind schlau, und es sind so viele! Ich ... ich hasse diese Viecher. Als hätte sich alles gegen uns verschworen ... Es ist das Haus. Ich hasse dieses Haus.«
    Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich, bis ihre Atmung ruhiger wurde. »Alles wird gut.«
    »Blödsinn!« Solche dahingesagten Beschwichtigungen hasste sie noch mehr. Heute Abend hatte sie eine Grenze erreicht. Sie stand an der Schwelle zu einem Nervenzusammenbruch. Sie, Irma, die Vernünftige, Tatkräftige, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Noch einen winzigen Schritt weiter ... Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Nicht vor Zoe. Sie hatte doch Verantwortung. Arne streichelte mit langsamen Bewegungen ihren Rücken. Irma schloss die Augen. Es tat trotz allem gut, von ihm gehalten zu werden. »Glaubst du, wir kommen darüber hinweg?«, fragte sie nach ein paar Minuten.
    »Worüber? Dass wir Ungeziefer im Haus haben? Mit Sicherheit.«
    »Ich meine Milena. Ihren Tod. Ich muss dauernd daran denken.«
    »Du hättest die Geisterbeschwörer, diese Grabschänder und Betrüger, niemals ins Haus lassen dürfen. Die haben alles noch schlimmer gemacht – für dich.«
    »Ich wusste, dass du mir das vorhalten würdest«, entgegnete Irma und machte sich von ihm los.
    Unten im Hof zeigte die Party erste Auflösungserscheinungen. Tom stand mit Marlene und ein paar anderen Leuten zusammen, die Pia nicht kannte. Als er sie entdeckte, winkte er ihr zu, näher zu kommen.
    »Das ist sie«, sagte er zu den anderen, die sie interessiert ansahen.
    Pia zog die Augenbrauen hoch. »Oh, hab ich was ausgefressen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Ich will dich vorsichtshalber mal mit unseren Mitbewohnern im Haus bekannt machen.«
    Pia sah von einem zum anderen.
    »Hier wird nämlich demnächst eine Wohnung frei. Unsere«, sagte Marlene.
    »Oh.«
    »Wir haben uns ein Grundstück gekauft. Wir wollen bauen«, erklärte Tom. Pia hörte schon den Besitzerstolz in seiner Stimme und wunderte sich. Sie verkniff sich ein weiteres »Oh«. Und mit einem Blick auf Marlene auch den Einwand »Das wolltest du doch nie tun«, der ihr auf der Zunge lag.
    »Bei der Vergabe der Wohnungen haben wir alle immer ein Wörtchen mitzureden«, erklärte eine rothaarige Frau Anfang vierzig. »Uns ist eine gute Hausgemeinschaft wichtig.«
    Pia war hin- und hergerissen. Toms und Marlenes Wohnung war ein Traum: drei

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