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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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auf, oder?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das Leben ist ein Spiel. Mal verliert man, mal gewinnt man.«
    Jede Spur, die das K1 im Fall Milena Ingwers verfolgte, schien mindestens drei neue Ermittlungsrichtungen zu ergeben. Inzwischen waren auch einige Laborergebnisse eingetroffen, die ihnen weiterhelfen konnten. Da Gabler mit den ihm zur Verfügung stehenden Leuten jonglierte, um alles möglichst zeitnah abzudecken, fand sich Pia am Montagmorgen nach der Einsatzbesprechung mit Juliane in einem Team wieder. Sie sollten Patrick Grieger befragen, der gerade im Polizeihochhaus eingetroffen war. Aufgrund seiner Beziehung zu Milena war er derjenige, der am ehesten ein Motiv gehabt hatte, den Mord zu begehen. Und selbst wenn er unschuldig sein sollte, so bestand doch die Möglichkeit, dass er etwas wusste, das ihnen einen Hinweis auf den Täter gab. Außerdem hatten sie nun etwas in der Hand, mit dem sie ihn konfrontieren konnten.
    »Erzählen Sie uns noch einmal, was am Morgen von Milena Ingwers’ Tod passiert ist! Und dieses Mal etwas genauer«, forderte Pia ihn auf, nachdem den Formalitäten Genüge getan worden war. Sie saßen sich in einem der Vernehmungsräume gegenüber.
    »Das ist doch Schikane!« Patrick Grieger warf einen Blick auf das Aufzeichnungsgerät; sein Adamsapfel hüpfte. »Glauben Sie, das ist toll, das immer und immer wieder abzuspulen?«
    »Nein. Aber notwendig.«
    »Also gut.« Er rollte mit den Augen. »Ich bin an dem Morgen aufgewacht, alles war ruhig. Ich habe geduscht, mich angezogen, bin runter in die Küche. Da saß Milena und hat Tee getrunken ...«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Irgendwas um neun rum. Ich bin nicht so ein Zeit-Fetischist, der dauernd auf die Uhr glotzt.«
    »Und davor?«, fragte Pia.
    »Wie davor? Da hab ich gepennt.«
    »Vielleicht sollten Sie Ihre Aussage diesbezüglich noch mal überdenken.«
    Patrick Grieger warf Pia unter den dunklen Haarfransen hervor, die ihm bis über die Augenbrauen fielen, einen finsteren Blick zu. Juliane beugte sich etwas vor. Pia schüttelte fast unmerklich den Kopf. Die Sekunden dehnten sich.
    »Bei einer Mordermittlung werden eine ganze Reihe von Untersuchungen angestellt. Wir müssen die Herkunft und die Relevanz aller Spuren überprüfen.«
    »Na und?«
    »Es wurden Spermaspuren in der Vagina der Toten gefunden, Herr Grieger«, sagte Pia.
    »Ich bestreite ja gar nicht, dass ich mit ihr geschlafen habe.« Er hatte Sommersprossen auf dem schmalen Nasenrücken. Sie hoben sich deutlicher ab, weil er mit einem Mal blass geworden war. »Das haben wir ziemlich oft getan.« Er sah Pia herausfordernd an.
    »Der Beweglichkeit des Spermas nach zu urteilen, haben Sie kurz vor oder nach ihrem Tod mit Milena Ingwers Geschlechtsverkehr gehabt. Das sagt jedenfalls der Bericht aus der Rechtsmedizin.« Pia klopfte leicht auf die Unterlagen, die vor ihr auf dem Tisch lagen.
    »Nach ihrem ... nach ... Das ist ja pervers!«
    »Erzählen Sie uns, was wirklich passiert ist!«
    Er zögerte und sah unruhig im Raum umher. »Kann ich nicht was zu trinken haben? Kaffee? Ich hatte noch keinen heute.«
    »Die Vernehmung wird unterbrochen, um dem Zeugen einen Kaffee zu holen.« Pia stoppte die Aufzeichnung. Sie selbst schenkte sich Mineralwasser nach. Durch die gekippten Fenster drang nicht der kleinste Lufthauch ins Zimmer, und sie hatte irgendwie den Eindruck, durch einen Wollpullover hindurch zu atmen. In ihrem Büro stand seit Neuestem ein kleiner Ventilator, und sie überlegte, ob sie ihn holen sollte. Dies hier konnte länger dauern.
    »Milena war sauer auf mich«, sagte Patrick Grieger, nachdem Juliane einen Becher Kaffee vor ihn gestellt hatte. Viel Milch, kein Zucker. Er schloss beide Hände darum und trank ein paar Schlucke.
    Pia verbarg ihre Befriedigung darüber, dieses Zugeständnis aus ihm herausgekitzelt zu haben, hinter einem neutralen Gesichtsausdruck. Langsam kamen sie voran. »Weswegen?«
    »Ich hatte sie um einen kleinen Gefallen gebeten, aber sie wollte nicht. Morgens fing sie schon wieder damit an!«
    »Womit?«
    »Dass ich sie nicht wirklich lieben würde. Dass ich sie nur ausnutze! Erklären Sie mal einer Frau, dass Sie sie lieben, wenn sie meint, dem wäre nicht so.« Er schüttelte resigniert den Kopf. »Alles, was man sagt, wird auf die Goldwaage gelegt oder am besten gleich ins Gegenteil verdreht.«
    »Und, haben Sie sie geliebt?«, fragte Juliane.
    »Was ist Liebe? Ich weiß nicht. Aber ich mochte sie.«
    »Wie haben Sie sich eigentlich

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