Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
Vom Netzwerk:
Antonia brach in Tränen aus. »Toni? Was ist denn bloß los?«
    Tina schnappte nach Luft und Stefan wollte gerade etwas sagen.
    »Es ist heute kein schöner Tag«, kam die Kleine ihnen zuvor. »Weil Pelle zermatscht ist!«
    Sophie lachte. »Hat er sich eingesaut? Mit Matsch? Wo steckt er denn eigentlich?« Sie sah fragend in die Gesichter von Tina und Stefan. Stefan stand auf und machte einen Schritt auf sie zu.
    »Sophie ... ähm ... komm mal bitte mit.«
    Pelle! Von einer entsetzlichen Ahnung getroffen, rannte Sophie an ihm vorbei.
    »Bitte warte!«
    Stefan folgte ihr. Sie rannte in den Garten. Pelle war nirgends zu sehen. Unter dem Apfelbaum glitzerte es. Eine Metallfolie. Kurz bevor sie die Folie erreichte, bekam Stefan ihren Arm zu fassen. Er sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an und schüttelte langsam den Kopf.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er und nahm sie in den Arm.
    Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie begann zu zittern. Es war klar, was unter der Folie lag und trotzdem wartete sie darauf, dass Pelle auf sie zustürmen und ihr übers Gesicht lecken würde. Sie schluckte heftig. »Ich will ihn sehen!«
    »Sophie, nein! Bitte tu dir das nicht an.«
    Sie holte tief Luft und löste sich von ihm. »Ich muss!«
    Stefan nickte. »Aber versprich mir, ihn nicht anzufassen. Die Spurensicherung ist gleich hier.« Er hockte sich ins Gras und nahm die Folie langsam zur Seite.
    Sophie biss auf ihre Faust. Dann sank sie auf die Knie und übergab sich. »Welche miese Sau tut so was?«, fragte sie, nachdem sie sich ein bisschen gefasst hatte.
    »Anscheinend bist du jemandem etwas zu nahe gekommen mit deiner Schnüffelei.«
    »Ich bin schuld?«
    »Verdammt noch mal, Sophie! Ob ich deine Hobbydetektivarbeit nun toll finde oder nicht, dein Hund ist brutal erschlagen worden! Du solltest dich jetzt wirklich aus dem Fall raushalten. Vielleicht ist das hier eine Warnung! Wer weiß, was als Nächstes passiert?«

41
    Tina machte sich große Sorgen um Sophie. Sie hatte neben ihrem toten Hund gewartet, bis die Männer von der Spurensicherung gekommen waren. Seitdem lag sie apathisch im Garten auf einer Liege und starrte ins Leere. Tränen liefen ihr über das Gesicht, doch es war kein Laut zu hören. Tina hatte zweimal nach ihr gesehen, aber sie schien sie gar nicht bemerkt zu haben. Sophie hatte den braunen Labrador so geliebt. Pelle war mehr für sie gewesen als nur ein Hund. Er war ihr bester Freund, ihr Baby, ihre Kummertante und sogar ihr Mr. Stringer. Wer konnte so etwas Grausames tun? Zumindest waren die Kinder jetzt ruhig. Sie hatte sie vor den Fernseher gesetzt und ihnen ›Ariel, die kleine Meerjungfrau‹ in den Videorecorder geschoben. Tina schüttelte nachdenklich den Kopf. Die Kinder waren wirklich erstaunlich. Nach dem ersten Schock hatten sie bereits die Beerdigung geplant. Paul war durch den Garten geschlichen, um einen schönen Platz für Pelles Grab zu suchen und Antonia hatte zwei Latten gefunden, die sie mit einem Band zu einem Kreuz zusammenbinden wollte. Tina machte ein Sandwich zurecht und schenkte Prosecco ein. Sophie musste endlich eine Kleinigkeit essen. Sie warf noch schnell einen Blick auf die Kinder im Wohnzimmer und ging in den Garten zu Sophie. »Ich habe hier ein kleines Kreislaufmittel«, meinte sie leise und reichte ihr das Glas.
    Sophie sah sie müde an. »Mir ist nicht nach Feiern zumute. Lass mich einfach allein.«
    Tina setzte sich ans Fußende und sah sie besorgt an. »Bitte! Du musst was essen und bei Kräften bleiben. Irgendjemand will dich fertigmachen. Und so wie es aussieht, schafft er das auch. Du musst ...«
    »Ich muss gar nichts!«, zischte Sophie. »Lass mich allein!«
    Tina rührte sich nicht von Fleck.
    »Verdammt noch mal! Ich meine es ernst. Verschwinde!«
    Zitternd stand Tina auf und lief zurück ins Haus. Sie hatte Sophie noch nie so erlebt. Sie nahm es der Freundin nicht übel, aber ihre Sorge wuchs. Im Haus war nur das Gebrabbel der Trickfilmfiguren zu hören. Wie die Ruhe vor dem Sturm, dachte Tina fröstelnd. Sie musste doch irgendetwas tun können. Ob sie Ben anrufen sollte? Sophie mochte ihn sehr und sie hielt ihn nicht für gefährlich. Tina glaubte auch nicht mehr, dass Ben irgendetwas mit den Morden zu tun hatte. Er war als Kind doch so tierlieb gewesen. Ben würde nie und nimmer einen Hund erschlagen. Vielleicht hatte er Sophie tatsächlich das Leben gerettet. Außerdem war helllichter Tag. Ob Ben es schaffen könnte, Sophie ein bisschen abzulenken? Stefan

Weitere Kostenlose Bücher