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Ostwind (German Edition)

Ostwind (German Edition)

Titel: Ostwind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Wimmer
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donnernd.
    Michelle gab auf.
    »Ich mochte, dass du meinen Hof sofort verlasst«, sagte Maria Kaltenbach. Sie klang tief enttäuscht.
    »Von mir aus!«, rief Michelle zornig. »Mir hat’s hier eh nie gefallen auf diesem zweitklassigen Ponyhof!«
    Mit erhobenem Kopf wollte Michelle davonstapfen. Doch Friedrich Fink hielt sie an ihrer Jacke fest.
    »Nicht so hastig. Die bleibt schon hier«, sagte er.
    Michelle pellte sich aus der roten Kaderjacke und warf sie dem Landestrainer vor die Fuße.
    »Das wird ein Nachspiel haben«, sagte er ernst.
    Michelle funkelte ihn bose an. »Nur zu, Opa.«
    Dann rauschte sie ab. Dabei lief sie fast vor ein Auto, das auf den Hof gefahren kam. Es hielt mit quietschenden Bremsen. Aber Mika war das alles egal, sie hatte nur noch ein Ziel.
    Bevor jemand sie halten konnte, rannte sie los in Richtung Stall, vorbei an Sam und ihren Eltern, die aus dem Auto kletterten und ihr verblufft nachschauten.
    »Mika! Warte!«, rief ihre Großmutter.
    Doch Mika horte sie nicht mehr. Sie wollte nur noch zu Ostwind. Voller freudigem Überschwang lief Mika die Stallgasse entlang. Doch dann verlangsamte sich jäh ihr Schritt. Denn die Tür zur Box stand sperrangelweit offen. Fassungslos sah Mika hinein. Die Box war leer und sauber ausgefegt. Mika begriff. Mit einem Laut tiefster Verzweiflung sank sie auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Handen.
    Maria Kaltenbach betrat hinter ihr die Box. Mikas Anblick zog ihr das Herz zusammen. Es tat ihr so leid! Sie hätte alles gegeben, um es ungeschehen zu machen! Aber sie sagte nichts, sie konnte nichts sagen. Aber Mika hätte sie auch nicht verstanden. Denn Mika verstand die ganze Welt nicht mehr. Alles war aus den Fugen geraten.
    Mika schluchzte auf und hob den Kopf. Verschwommen sah sie das Gesicht ihrer Großmutter. Dann sank sie auf den kalten Boden und weinte. Sie weinte, als gabe es kein Morgen mehr.

19. Kapitel
    Mit geroteten Augen saß Mika auf der Rückbank des Autos und sah apathisch ins Nichts. Wie durch Watte horte sie draußen die Stimmen ihrer Eltern, die sich von ihrer Großmutter verabschiedeten.
    »Lasst Mika bald wiederkommen. Sie ist ein großes Talent, sie wurde sicher sofort in den Kader …«, sagte ihre Großmutter.
    »Mama«, sagte Mikas Mutter leicht mahnend. Die beiden Frauen schauten sich an. Mikas Großmutter verstummte. Dann lächelte sie. »Tschuldigung. Tschuldigung.«
    Und dann, nach einem kurzen Moment der Unsicherheit, nahm Elisabeth ihre Mutter in den Arm. Maria Kaltenbach hatte Tranen in den Augen.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie.
    »Mach dir keine Vorwurfe«, flüsterte Elisabeth bewegt.
    Maria Kaltenbach ließ ihre Tochter los und sah ihr fest in die Augen. »Ich meine nicht nur Mika.«
    »Ich weiß«, sagte Elisabeth.
    Mikas Vater trat hinzu. Er schleppte Mikas Taschen und den schweren Rucksack.
    »Uff. Das nachste Mal lassen wir die Fachliteratur aber zu Hause.«
    Mikas Großmutter wandte sich ihm zu. »Danke«, sagte sie.
    »Wofur?«, fragte er.
    Mikas Großmutter sah ihn lächelnd an. »War es nicht deine Idee, mich anzurufen?«
    Phillip antwortete nicht, er lachelte nur. Dann umarmte auch er sie herzlich. »Bis zum nachsten Mal«, sagte er.
    Mikas Eltern stiegen ins Auto. Maria Kaltenbachs Blick suchte Mika, doch Mika schaute sie nicht an. Während Phillip den Wagen startete, kam Sam angerannt. Er klopfte bei Mika an die Scheibe.
    »Hey! Willst du dem Stallburschen etwa nicht Tschuss sagen?«, rief er bemüht fröhlich.
    Langsam kurbelte Mika das Fenster herunter. »Hey«, sagte sie leise.
    Fur einen stillen Moment sahen Sam und Mika sich an. Jeder spürte die Traurigkeit des anderen.
    »Danke für alles«, stieß Mika schließlich hervor.
    »Komm wieder«, sagte Sam bemüht aufmunternd. »Ne Mistgabel hab ich immer frei fur dich.«
    Er grinste mit etwas Muhe. Mika versuchte es ebenfalls.
    In dem Moment ließ Mikas Vater den Motor an und sie fuhren los.
    Sie verließen den Hof, fuhren die Schotterstraße entlang, vorbei an der Koppel und den leuchtenden Rapsfeldern. Herrn Kaans Laube kam in ihr Blickfeld, sie zog ebenfalls vorbei. Dann ging es die schmale Landstraße den Hügel hinauf – hinter dem sich mit einem Mal wie aus dem Nichts ein ungewöhnlich langer Stau erstreckte. Die Autos standen dicht an dicht, scheinbar endlos glitzerte die Blechschlange in der flimmernden Luft. Offenbar ging schon seit einiger Zeit nichts mehr, denn einige Fahrer waren ausgestiegen. Auch Mikas Vater stellte entnervt den Motor

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