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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nichts weiter war als eine Signalstörung oder bestenfalls ein Häckerjux, so wichtig vor? Er hatte den Glauben an weitaus handfestere Wunder schon vor langem aufgegeben, welchen Wert also konnte dieses Gaukelbild für ihn haben? Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten, oder war es nur ein verrückter Zufall, der zum Magneten für seine Angst und seine weitgehend fahrengelassene Hoffnung geworden war?
    Das Haus war still. Um seinen Vater zu wecken, hätte es einer Explosion bedurft, und seine Mutter war inzwischen sicher wieder in ihren flacheren und unruhigeren Schlummer gesunken. Orlando war in der Dunkelheit mit seinen Gedanken allein.

Kapitel
Im Innern der Bestie
    NETFEED/MUSIK:
    Christ spielt für wenige Auserwählte
    (Bild: Großaufnahme eines Hundekopfes)
    Off-Stimme: Johann Sebastian Christ gab einen Überraschungsauftritt in einer lokalen Netshow in seiner Wahlheimatstadt New Orleans.
    (Bild: Hundekopf, menschliche Hände)
    Es war das erste Mal, daß sich der zurückgezogen lebende Sänger sehen ließ, seit drei Mitglieder seiner Gruppe Blond Bitch im vorigen Jahr bei einem Bühnenunfall ums Leben kamen.
    (Bild: tanzender Mann mit Hundemaske, auf dem Wandbildschirm im Hintergrund eine brennende Bühne)
    Christ trug dem erstaunten Studiopublikum drei Songs vor, wobei er sich von einem Playback des Unfalls begleiten ließ …
     
    Renie drehte sich um und überflog verzweifelt die Menge, die sich auf den Terrassen um den bodenlosen Schacht tummelte. !Xabbu hatte nicht geantwortet, aber vielleicht stimmte irgend etwas mit seiner Apparatur nicht. Vielleicht war er auch einfach offline gegangen, und etwas stimmte mit ihrer Apparatur nicht, die immer noch einen Gast auf ihrer Leitung anzeigte. Sie betete, es möge so einfach sein.
    Das Gedränge war nicht sonderlich dicht, aber dennoch erschlagend. Lachende Geschäftsleute in elegant gearbeiteten, stahlharten Körpern stießen sie im Vorbeigehen zur Seite, wobei ihre erstklassigen Teile und voll bezahlten Gebühren eine unsichtbare, aber überaus spürbare Barriere zwischen ihnen und dem Pöbel erzeugten. Ein paar unverkennbare Touristen in primitiven virtuellen Formen schlenderten ziellos herum und ließen sich überwältigt von dem stürmischen Betrieb von einem Rand des Gehwegs zum anderen schubsen. Kleinere Formen, Agenten und sonstige dienstbare Wesen, schossen auf Botengängen für ihre Herren durch die Menge hin und her. Soweit Renie erkennen konnte, war !Xabbu nicht darunter, aber ihre Suche wurde durch die Unauffälligkeit des Sims erschwert, den er trug. In ihrer näheren Umgebung gab es mindestens zwei Dutzend ziemlich ähnlicher Figuren, die das Geschehen angafften und sich dabei bemühten, den Nabobs nicht im Weg zu stehen.
    Auch wenn er ganz in der Nähe war, konnte sie ihn ohne Audiokontakt unmöglich rasch lokalisieren, und Renie wußte, daß Strimbello jeden Augenblick auf der Bildfläche erscheinen mußte. Sie mußte los, mußte weg – aber wohin? Selbst wenn sie schnell weit weg eilte, konnte sie nicht hoffen, sich in Mister J’s sehr lange vor jemandem verstecken zu können, der zum Club gehörte. Außerdem hatte der dicke Mann behauptet, sie zu kennen, zu wissen, wer sie wirklich war. Just in diesem Moment konnte die Geschäftsführung des Clubs auf ihren Index zugreifen und bei der TH darauf hinwirken, daß sie gefeuert wurde – wer konnte das sagen?
    Aber solche Sorgen konnte sie sich jetzt nicht erlauben. Sie mußte !Xabbu finden.
    War er einfach aus Abscheu vor der widerlichen Darbietung im Gelben Zimmer offline gegangen? Es konnte sein, daß er sich soeben im Gurtraum abschnallte und auf ihre Rückkehr wartete. Aber wenn nicht?
    Eine Welle der Verblüffung lief über die Gesichter um sie herum. Die meisten der Personen auf der Terrasse drehten sich zur Tür des Gelben Zimmers um. Renie drehte sich mit.
    Eine riesenhafte runde Erscheinung war im Gang hinter ihr aufgetaucht, größer und breiter als vier oder fünf normale Sims und immer noch weiter wachsend. Der kahlgeschorene Schädel rotierte wie ein Panzerturm, schwarze Augen wie Maschinengewehrläufe bestrichen die Menge und richteten sich dann auf sie.
    Das Ding, das sich Strimbello nannte, grinste. »Da bist du also.«
    Renie wirbelte herum, machte zwei schnelle Schritte und warf sich über den Rand des Schachtes. Mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit tauchte sie zwischen anderen Clubgästen hindurch, die es weniger eilig hatten und dahintrieben wie träge Fische. Ihr Fall

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