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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gerade was eingefallen, was Susan mir mal sagte. Ich hatte bei irgendso einer Dummheit mitgemacht – in den Datensystemen des College rumgepfuscht, nur zum Spaß, sowas in der Art. Na, jedenfalls war sie stinksauer, aber nicht weil ich das gemacht hatte, sagte sie, sondern weil ich meine Chance aufs Spiel setzte, was aus mir zu machen.« Renie fuhr mit den Fingern über den Padbildschirm und rief die Optionen auf. »Sie meinte, die Sache selbst sei halb so wild – alle Studenten würden das machen. Sie hätte es früher selbst gemacht, sagte sie, und viel Schlimmeres. Sie wäre in der Anfangszeit des Netzes ein ziemlicher Satansbraten gewesen.«
    Long Joseph Sulaweyo grunzte und setzte sich im Bett auf. Er starrte Renie und !Xabbu einen Moment lang ohne ein Anzeichen von Erkennen an, dann fiel er auf seine dünne Matratze zurück und schnarchte nach wenigen Sekunden wieder.
    »Du denkst also…«
    »Sie sprach von ›alten Bekanntschaften, sehr alten Bekanntschaften‹. Wetten, daß sie mit welchen von ihren Uraltfreunden aus Häckerzeiten geredet hat? Wetten?« Sie guckte auf den Bildschirm. »So, jetzt muß ich mir bloß noch Suchkriterien für frühere Online-Heißsporne ausdenken und sie mit den vorgegebenen Buchstaben vergleichen. Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir Susans geheimnisvoller Quelle nicht auf die Sprünge kommen!«
    Es dauerte eine Viertelstunde, aber als sie den richtigen trafen, war kein Zweifel mehr.
    »Murat Sagar Singh – und schau dir mal den Werdegang von dem Typ an! Universität von Natal, zur gleichen Zeit wie Susan, dann die nächsten paarundzwanzig Jahre über längere Zeit für Telemorphix Südafrika und eine Reihe kleinerer Unternehmen tätig. Und wenige Jahre nach seinem Abgang von der Uni gibt es eine Lücke von sechs Jahren – wetten, daß er für die Regierung oder den Geheimdienst gearbeitet hat?«
    »Aber dieser Sagar Singh – die Buchstaben passen nicht…«
    Sie grinste. »Ja, aber schau mal, er hat ein Handle! Das ist ein Codename, den Häcker benutzen, damit sie ihre Arbeit signieren können, ohne ihre richtigen Namen preiszugeben, denn damit würden sie sich der Strafverfolgung aussetzen.« Sie neigte das Pad ein wenig, damit !Xabbu besser sehen konnte. »Einsiedlerkrebs. Die Welt muß voll von Singhs sein, aber Susan wußte, daß es davon nicht viele geben würde!«
    !Xabbu nickte. »Es sieht so aus, als hättest du das Rätsel gelöst. Wo ist dieser Mann? Lebt er noch hier im Land?«
    »Tja, das ist ein Problem.« Renie runzelte die Stirn. »Die letzte Adresse ist gut zwanzig Jahre alt. Vielleicht ist er irgendwie in Schwierigkeiten geraten und mußte verschwinden. Und für einen geschickten Häcker ist es natürlich kein Problem, am hellichten Tage zu verschwinden.« Sie ließ noch ein paar Kriterien durchlaufen und setzte sich zurück, um das Ergebnis abzuwarten.
    »Mädel?« Long Joseph hatte sich wieder aufgesetzt, und diesmal beäugte er !Xabbu mit offensichtlichem Mißtrauen. »Was zum Teufel is hier los?«
    »Nichts, Papa. Ich hol dir ’ne Tasse Kaffee.«
    Während sie Wasser in eine Tasse goß und sich dabei schuldbewußt an die Scherben ihres Bechers erinnerte, die immer noch vor ihrer Koje lagen, wo jeder hineintreten konnte, beugte sich !Xabbu über ihr Pad.
    »Renie«, sagte er, den Blick auf eine Reihe von Einträgen gerichtet, »hier taucht mehrmals ein und dasselbe Wort auf. Vielleicht ist es ein Ort oder eine Person. Ich habe noch nie davon gehört.«
    »Wovon?«
    »Von etwas, das ›TreeHouse‹ heißt.«
    Bevor sie antworten konnte, fing das Anruflicht des Pads zu blinken an. Renie stellte die Tasse und das Päckchen mit Kaffeetabletten ab und beeilte sich, dranzugehen.
    Es war Jeremiah Dako. Er weinte. Bevor er noch ein verständliches Wort herausgebracht hatte, wußte Renie schon, was geschehen war.

Kapitel
Rot und Weiß
    NETFEED/PRIVATANZEIGEN:
    Partnerin deiner Träume
    (Bild: Großaufnahme von Inserentin M.J. [weibliche Version])
    M.J.: »Hier siehst du mich. Ich bin die Partnerin deiner Träume, nicht wahr? Schau dir diese Lippen an — willst du, daß ich dich beiße, nur ein klein wenig? Besuch mich doch mal! Ich mag keine Allerweltstypen mit Allerweltszielen im Leben — ich mag starke Männer mit starken Ideen. Es gibt so viel, was wir zu bereden und zu tun haben. Komm einfach in meinen Knoten vorbei, und wir werden Spiele spielen, die du nie wieder vergißt …«
     
     
    > Gally konnte sich kaum auf den Füßen halten. Paul bückte

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