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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht beim Militär oder so. Ich hab dir bloß verraten, was ich machen werde.« Er kaute einen Moment an seiner Lippe. »Und ich will dir noch was verraten. Willst du wissen, wo diese Stadt ist? Warum sie so real aussieht und ihr sie trotzdem nirgends in der bekannten Welt finden könnt? Weil sie in Atascos Netz ist.«
    Renie mußte schweigen. Die Worte des alten Mannes klangen wahr.
    »Im Zentrum des Rätsels steht dieses Anderland«, sagte Martine langsam, die Leonardo-Augen ins Leere gerichtet. »Alle Wege scheinen dort hinzuführen. Es ist ein Ding, ein Ort. Unglaubliche Summen sind dafür ausgegeben worden. Die besten Gehirne von zwei Generationen haben daran gearbeitet. Und es hüllt sich in Dunkel. Was kann diese Gralsbruderschaft wollen? Einfach Organe eintreiben und verkaufen? Das wäre gräßlich genug. Oder geht es um etwas Größeres, weniger Naheliegendes?«
    »Was denn? Die Weltherrschaft oder sowas?« Singh lachte rauh. »Lieber Himmel, das ist das älteste und abgeschmackteste Klischee, das es gibt. Außerdem, wenn diese Leute sind, was sie scheinen, dann besitzen sie bereits die halbe Welt. Aber irgendwas führen sie im Schilde, das ist todsicher.«
    »Gibt es an diesem Ort einen Berg?« fragte !Xabbu plötzlich. »Einen großen schwarzen Berg, der bis in die Wolken reicht?«
    Niemand erwiderte etwas, und Singh blickte leicht verärgert drein, aber Renie spürte auf einmal, wie eine Erinnerung, ein vager Traumfetzen, auf einem kalten Windhauch durch sie hinwehte. Ein schwarzer Berg. Auch in ihrem Traum. Vielleicht hatte Martine recht. Vielleicht führten wirklich alle Wege in dieses Anderland. Und wenn Singh der einzige Mensch war, der sie hineinbringen konnte …
    »Angenommen, du häckst dich rein«, sagte sie laut. »Könntest du dann jemand anders mitnehmen?«
    Der alte Mann zog eine Braue hoch. »Du meinst dich selbst? Du willst mitkommen? Na ja, ich hab zwar gesagt, wir wären hier nicht beim Militär, aber wenn ich die Arbeit mache, dann bin ich definitiv der General. Könntest du damit leben, Tschaka Zulu?«
    »Ich denke.« Unerklärlicherweise hatte sie plötzlich das Gefühl, den grantigen alten Kerl ein wenig zu mögen. »Aber ich habe keine ordentliche Anlage – ich werde nicht einmal diese Sachen mehr benutzen dürfen.« Sie deutete auf ihren Sim. »Ich bin wegen dieser ganzen Geschichte vom Dienst suspendiert worden.«
    »Du hast dein Pad und deine Brille, Renie«, erinnerte !Xabbu sie.
    »Das haut nie hin.« Singh machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein Heimsystem? Eine von den kleinen Krittapongkisten oder sowas?
    Allein reinzukommen, kann Stunden, vielleicht Tage dauern. Schon vor fünfundzwanzig Jahren wäre es so gut wie unmöglich gewesen, sich in dieses System reinzuhäcken, und Gott weiß, wie sie die Schutzvorrichtungen seitdem aufgerüstet haben. Wenn jemand von euch mitkommen will, müßt ihr in der Lage sein, stundenlang online zu bleiben. Wenn wir dann durchkommen, brauchen wir die besten Ein-/Ausgabegeräte, die wir kriegen können. Diese Stadt, die euch so beeindruckt, ist ein Beispiel für die Rechenleistung, die da drinsteckt. Es werden unglaubliche Datenmengen auf uns zukommen, und alle können wichtig sein.«
    »Ich würde dir anbieten, dich auf einer meiner Leitungen mit reinzunehmen, Renie«, sagte Martine. »Aber ich bezweifele, daß dein Pad die Bandbreite bewältigen könnte. Auf jeden Fall würde es dein Problem nicht lösen, über längere Zeit online zu bleiben.«
    »Fällt dir dazu was ein, Martine? Ich muß mit. Ich kann nicht einfach rumsitzen und warten, ob Singh irgendwas findet.« So wenig, wie sie großes Vertrauen in Singhs Fähigkeit setzen konnte, geschickt vorzugehen, wenn der Sicherheitswall einmal durchbrochen war. Es war besser, wenn sie dabeisein konnte.
    »Ich … ich werde darüber nachdenken. Vielleicht gibt es etwas, das ich tun kann.«
    In ihrer hoffnungsvollen Dankbarkeit begriff Renie erst nach einer Weile, daß Martine offenbar ebenfalls vorhatte, sich der Expedition anzuschließen. Aber bevor sie sich dazu eine Meinung bilden konnte, platzte unversehens ein Schwarm winziger gelber Äffchen ins Zimmer und kreiselte herum wie ein Trickfilmtornado.
    »Huii!« schrie eines. »Böse Bande stärkste Bande!« Johlend wirbelten sie durch den Raum wie Herbstlaub.
    »Meine Güte, macht, daß ihr rauskommt, ihr Gören!« brüllte Singh.
    »Du wolltst uns sehen, Apa Krebs! Wolltest uns se-hen! Sind wir ge-kom-men!« Sie sausten auf die

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