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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sachen.«
    »Du machst einen ziemlich ruhigen Eindruck«, meinte Renie. »Das sind die Leute, die deine Freunde umgebracht haben, die Susan umgebracht haben. Sie sind gefährlich.«
    Singh zog eine buschige Augenbraue hoch und grinste. »Im RL sind sie vielleicht gefährlich wie der Teufel, aber TreeHouse gehört uns. Wer hier reinkommt, spielt nach unsern Regeln. Hier kommt das Bild.«
    Eine Momentaufnahme zweier kraftstrotzender Gestalten erschien mitten in Singhs ElCot in einer Vergrößerung, daß sie fast den ganzen Raum im Zimmer einnahm. Die beiden Sims, einer davon anscheinend mitten im Reden festgehalten, schwebten nebeneinander in der Luft. Einer sah ziemlich gewöhnlich aus, aber der Redende war in Felle und Häute gekleidet, als ob er gerade aus einem billigen Netzfilm getreten wäre.
    »Diese beiden haben wir schon einmal gesehen«, sagte !Xabbu .
    Entsetzt und fasziniert blickte Renie die muskelbepackten Körper an. »Ja, das stimmt. Und zwar an dem ersten Ort, an den du uns brachtest«, sagte sie zu Martine gewandt. »Dein Freund meinte, sie bräuchten eine Modeberatung, weißt du noch?« Sie runzelte die Stirn. »Ich nehme an, an einem Ort wie diesem kann man gar nicht auffallen, aber der da …«, sie mußte ein Grinsen unterdrücken, als sie auf den Barbaren mit dem Schnurrbart deutete, »fordert sein Glück ziemlich heraus. Wirklich, dieser Sim sieht wie einer von der Sorte aus, die sich einer der Freunde meines kleinen Bruders für ein Online-Spiel aussuchen würde.« Der Gedanke an Stephen ernüchterte sie wieder und erstickte das Fünklein Heiterkeit schnell.
    »Wir werden bald mehr über sie wissen«, sagte Singh. »Ich wünschte bloß, die Leutchen auf der Sitzung wären ein bißchen sachter vorgegangen. Es wäre nett gewesen, mehr über ihre Absichten zu erfahren, und ihnen dann erst zu sagen, daß sie durchschaut sind. Aber das ist wieder mal typisch Ingenieur. Subtil wie ein Holzhammer, diese Kerle.«
    »Also packen wir die auch noch mit dazu«, sagte Renie. »Zu all den andern Verrücktheiten schicken sie obendrein noch zwei Spione los, die aussehen wie einem dieser Interaktivdramen für Kids entsprungen, Borak, Herr der Steinzeit, oder sowas in der Art.«
    »Für Spione in TreeHouse gar nicht so abwegig«, bemerkte Singh unbekümmert. »Hier läuft jeder verrückt herum. Ich sag’s euch nochmal: Ich hab für diesen Atasco gearbeitet, und der war nicht auf den Kopf gefallen. Ein aalglatter Bursche.« Er hob die Hand und lauschte wieder einer nur ihm vernehmbaren Stimme. »Immerhin was«, sagte er. »Ja, treibt sie zusammen. Ich komme und rede mit ihnen, wenn ich hier fertig bin.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Personen im Zimmer zu. »Anscheinend sind diese Kerle ein paar von den Bandenkids angegangen, so daß wir vielleicht von denen was erfahren können. Aus diesen Kindern was rauszuholen, ist allerdings so, als ob man mit Störgeräuschen reden würde …«
    !Xabbu , der die in der Bewegung gebannten Eindringlinge genau gemustert hatte, schwebte zu Renie zurück. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Wir können versuchen, mehr über Anderland herauszufinden«, schlug Martine vor. »Ich fürchte, daß sie mit Informationen genauso rigide sind wie mit ihren sonstigen Sicherheitsvorkehrungen, aber vielleicht können wir…«
    »Ihr könnt machen, was ihr wollt«, unterbrach Singh sie. »Aber ich weiß, was ich machen werde. Ich werde reingehen und mir die Drecksäcke schnappen.«
    Renie starrte ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Was ich gesagt hab. Diese Leute meinen, sie könnten sich hinter ihrem Geld und ihren Festungshäusern und ihren Unternehmen verschanzen. Vor allem Dingen meinen sie, sie könnten sich in ihrem sündteuren Netzwerk verstecken. Aber ich hab dieses Scheißnetzwerk mitgebaut, und ich wette, daß ich auch wieder reinkomme. Wenn man was erreichen will, geht doch nichts über ein bißchen altmodisches Akisu. Ihr wollt sie vor Gericht bringen oder sowas? Nur zu. Wenn ihr bei diesem Spiel die letzte Klinke geputzt habt, bin ich längst tot. Das werde ich nicht abwarten.«
    Renie konnte ihm nicht richtig folgen. »Heißt das, du willst in dieses Anderland rein? Versteh ich das richtig? Du brichst einfach ein und schaust dich um und fragst die Benutzer: ›He, hat einer von euch einen Haufen Kinder ins Koma versetzt oder meine Freunde umgebracht?‹ Toller Plan.«
    Singh ließ sich nicht beeindrucken. »Du kannst machen, was du willst. Werteste, wir sind hier

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