Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Aufnahme der beiden Eindringlinge zu, die immer noch wie Paradezeppeline in der Mitte des ElCot schwebten. Eines der Äffchen sprang mit einem Looping aus der bananenfarbenen Wolke heraus. »Hab’s gewußt!« quiekte das Stimmchen. »Unsre Freunde! Hab’s gewußt!«
    »Warum habt ihr sie weggemacht?« wollte ein anderes wissen. »Doof doof doof!«
    Singh schüttelte genervt den Kopf. »Ich wollte euch nicht hier drin haben, ich hab gesagt, ich rede später mit euch. Wie seid ihr kleinen Teufel hier überhaupt reingekommen? Freßt ihr Code oder was?«
    »Mejor Häckerbande! Zu klein, zu flink, zu wissenschaftlich!«
    »Rumgeschnüffelt habt ihr, obwohl’s verboten war. Herrje, es bleibt einem auch nichts erspart!«
    Das Bild der Eindringlinge war jetzt von winzigen gelben Wesen umschwirrt. Renie glotzte fassungslos. Am Rand der wirbelnden Horde spielten einige mit einem kleinen, glänzenden, facettierten Gegenstand Fangen. »Was ist das?« rief sie aus. »Was habt ihr da?«
    »Unser! Gefunden!« Eine Handvoll Mikroaffen scharte sich schützend um das goldene Ding.
    »Wo gefunden?« fragte Renie. »Das sieht genauso aus wie das Ding, das ich auf meinem System hatte!«
    »Gefunden, wo unsre Freunde waren«, sagte einer der Affen trotzig. »Ham’s nicht gesehn, aber wir! Böse Bande, ojos mejores!«
    »Gebt mal her«, knurrte Singh. Er glitt hinüber und nahm es ihnen weg.
    »Nich deins! Nich deins!« jammerten sie.
    »Vorsicht«, warnte Renie ihn. »Genau so ein Ding hat das Bild der Stadt auf mein System überspielt.«
    »Wie hast du es aufgeschlossen?« fragte Singh, aber bevor sie antworten konnte, pulsierte Licht in dem edelsteinartigen Gegenstand, dann flammte er plötzlich weiß auf und verschwand. Einen Augenblick lang sah Renie gar nichts, und als sie gleich darauf das nunmehr bekannte Panorama der goldenen Stadt betrachtete, tanzten ihr immer noch Nachbilder des Lichtblitzes vor den Augen.
    »Das gibt’s nicht.« Singh war hörbar wütend. »Niemand hätte vor unserer Nase so viel Information in TreeHouse reinschmuggeln können – wir haben diesen Ort gebaut!«
    Das Bild zitterte jäh und zog sich dann zu einem einzelnen blinkenden Lichtpunkt zusammen. Unmittelbar darauf dehnte er sich wieder aus und nahm eine neue Gestalt an.
    »Seht nur!« Renie wagte nicht, sich zu bewegen, aus Angst, sie könnte den Datenfluß unterbrechen. »Seht euch das an! Martine, was ist das?«
    Martine blieb stumm.
    »Erkennt ihr das nicht mal?« fragte Singh. »Lieber Himmel, ich komm mir uralt vor. Das hat man früher genommen, bevor es Uhren gab. Es ist ein Stundenglas.«
    Alle sahen zu, wie der Sand rasch durch den schmalen Hals rieselte. Sogar die Böse Bande hing bewegungslos und hingerissen im Raum. Kurz bevor die letzten Körnchen durchfielen, verschwand das Bild. Ein anderes, abstrakteres Objekt erschien.
    »Es ist eine Art Raster«, sagte Renie. »Nein, ich glaube, es soll… ein Kalender sein.«
    »Aber es sind keine Daten drauf, kein Monat.« Singh kniff die Augen zusammen.
    Renie zählte. Als sie fertig war, ging das Raster aus, ohne daß etwas zurückblieb. »Die ersten drei Wochen waren ausgestrichen – nur die letzten zehn Tage waren noch frei.«
    »Was zum Donner läuft hier?« krächzte Singh. »Wer hat das gemacht, und was zum Teufel will er damit sagen?«
    »Ich glaube, ich kann die zweite Frage beantworten«, sagte !Xabbu . »Diejenigen, die uns von dieser Stadt mitteilen wollten, wollen uns jetzt noch etwas mitteilen.«
    » !Xabbu hat recht.« Etwas hatte sie gepackt, eine unerschütterliche Gewißheit wie eine mächtige kalte Hand. Sie hatte keine Wahl mehr – diese Freiheit war ihr genommen. Sie konnte nur noch vorwärtsgehen, sich weiter ins Unbekannte ziehen lassen. »Ich weiß nicht warum, und ich weiß nicht, ob wir verspottet oder gewarnt werden, aber wir haben soeben mitgeteilt bekommen, daß unsere Zeit abläuft. Noch zehn Tage. Mehr haben wir nicht mehr.«
    »Bevor was passiert?« wollte Singh wissen. Renie konnte nur den Kopf schütteln.
    Eines der Äffchen flatterte ihr vors Gesicht, und seine gelben Flügel schwirrten so rasch wie die eines Kolibris.
    »Jetz ise Böse Bande richtig böse«, sagte es und verzog sein winziges Gesichtchen zu einer Grimasse. »Was hase mit unserm Glitzerding gemacht?«

Drei
Anderswo
    Tau träuft, und Träume sammeln sich: urplötzlich prasseln
    Vor meinen traumerwachten Augen fremde Speere,
    Und dann dröhnt’s um mein Ohr von Schreien fremder Heere
    Und von

Weitere Kostenlose Bücher