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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Sie diesen Grünhäuten zu sehr trauen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na ja, sie können auf ihre Art ganz in Ordnung sein, und der da scheint Sie und den Jungen ja zu mögen, aber erwarten Sie bloß nicht, daß der Ihnen den Rücken deckt. Die sind nicht zuverlässig. Nicht wie ein Erdmann, wenn Sie verstehen, was ich sagen will.«
    Innen machte der Club einen merkwürdig vertrauten Eindruck. Ein Wort, viktorianisch, ging Paul durch den Kopf, aber er wußte nicht, was es bedeutete. Die Möbel waren schwer und plüschig, die Wände mit dunklem Holz getäfelt. Dutzende von sonderbaren Tierköpfen auf Brettchen – oder ohne Brettchen, wenn der Rest ihrer ausgestopften Körper daran hing – starrten auf die Besucher herab. Bis auf Paul und seine beiden Begleiter schien der Club leer zu sein, was den glasigen Blicken in Reih und Glied eine noch einschüchterndere Wirkung verlieh.
    Brummond sah, daß Paul einen großen zottigen Kopf anblickte, ein wenig katzenähnlich, aber mit den Beißwerkzeugen eines Insekts. »Unsympathische Type, hä? Das ist eine gelbe Steinkatze. Lebt in den Gebirgsausläufern und frißt alles, was sie erwischen kann, zur Not auch Sie und mich und Tante Berta. Beinahe so unangenehm wie ein blauer Schnolch.«
    »Was Hurley nicht erwähnt, ist, daß er diese Trophäe hier höchstpersönlich angeschleppt hat«, bemerkte Professor Bagwalter trocken. »Hat das Vieh mit einem Kavalleriesäbel erledigt.«
    Brummond zuckte mit den Achseln. »Einfach Glück gehabt, wie’s halt so geht.«
    Bei der großen Auswahl von Tischen entschieden sie sich für einen an einem kleinen Fenster mit Blick über einen weitläufigen Platz, der fast völlig von kleinen Planen überdacht war – der Basar, nahm Paul an. Eine riesige Menge, überwiegend Marsbewohner, wogte zwischen den Ständen hin und her. Staunend beobachtete Paul das quirlige und geschäftige Treiben. Es kam ihm fast so vor, als könnte er in dem Kommen und Gehen der Marktbesucher wiederkehrende Muster erkennen, unwillkürliche gemeinsame Bewegungen wie bei einem fliegenden Vogelschwarm.
    »Jonas?« Brummond stupste ihn an. »Was nehmen Sie, Verehrtester?«
    Paul schaute auf. Ein ältlicher Nimbor in einem sehr unpassend wirkenden weißen Smoking wartete geduldig auf seine Bestellung. Ohne zu wissen, wie er darauf kam, verlangte er einen Brandy. Der Nimbor neigte den Kopf und verschwand auf lautlosen Sohlen.
    »Sie wissen natürlich, daß der hiesige Fusel kaum den Namen Brandy verdient«, sagte Professor Bagwalter. »Immerhin ist er noch ein ganzes Ende besser als das Bier.« Er fixierte Paul mit seinen scharfen braunen Augen. »So, und was führt Sie nach Tuktubim, Herr Jonas? Ich fragte, ob Sie Kanadier sind, weil ich dachte, Sie wären vielleicht mit Loubert auf der L’Age d’Or gekommen – es heißt, er hätte eine ganze Reihe von Frankokanadiern in seiner Mannschaft.«
    »Kreuzdonnerwetter, Bags, jetzt verhörst du den armen Kerl schon wieder«, lachte Brummond. Er lehnte sich im Sessel zurück, als wollte er zwei ebenbürtigen Gegnern das Feld überlassen.
    Paul zögerte. Er fühlte sich keineswegs ebenbürtig, und an Professor Bagwalter war etwas, was ihn ausgesprochen unangenehm berührte, obwohl er nicht recht sagen konnte, was. Während Brummond genau wie Kluru und andere, denen er hier begegnet war, allem Anschein nach auf dem Mars so selbstverständlich zuhause war wie ein Fisch im Wasser, ging von dem Professor eine merkwürdige Unruhe aus, ein kritisches Bohren, das irgendwie deplaziert wirkte. Jedenfalls machten schon die wenigen Momente, die er sie über jemanden namens Loubert und ein Land namens Kanada hatte reden hören, ihm völlig klar, daß er hier mit Bluffen niemals durchkommen würde.
    »Ich … ich weiß nicht genau, wie ich hierhergekommen bin«, sagte er. »Ich hatte eine Kopfverletzung, glaube ich. Dann habe ich den Jungen gefunden … auch daran erinnere ich mich nicht mehr so recht. Sie werden ihn fragen müssen. Jedenfalls gab es irgendwelche Zwistigkeiten, das weiß ich noch, und wir mußten fliehen. Die erste richtige Erinnerung, die ich habe, ist daran, daß wir im Großen Kanal schwammen.«
    »Na, das sticht ja wirklich alles aus«, sagte Brummond, aber er hörte sich durchaus nicht erstaunt an, als ob derlei in seiner Umgebung ziemlich häufig passierte.
    Bagwalter dagegen wirkte recht erfreut, einen Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen zu haben, und brachte die nächste halbe Stunde zu Pauls Unbehagen und

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