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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Hurley Brummonds großem Mißvergnügen damit zu, ihn eingehend auszufragen.
    Paul leerte gerade seinen zweiten Rachenputzer und fühlte sich schon ein wenig entspannter, als der Professor auf das Thema zurückkam, das ihn am meisten zu interessieren schien. »Und Sie sagen, Sie hätten diese vonarische Frau schon einmal gesehen, aber erinnern sich nicht mehr, wo oder wann.«
    Paul nickte. »Ich … weiß es einfach.«
    »Vielleicht war sie Ihre Verlobte«, warf Brummond ein. »Ja, darauf wette ich!« Nachdem er eine Zeitlang in stummer Langeweile dabeigesessen hatte, erwärmte er sich auf einmal für die Materie. »Vielleicht wurden Sie verletzt, als Sie versuchten, sie vor den Wächtern des Sumbars zu beschützen. Das sind knallharte Burschen, müssen Sie wissen, und ziemlich geschickt mit ihren sichelkrummen Haudraufsäbeln. Das eine Mal, wo sie Joanna in das Serail des Sumbars abschleppen wollten – mein lieber Mann, da hatte ich alle Hände voll zu tun.«
    »Hurley, ich wünschte …«, fing der Professor an, aber Brummond war nicht mehr zu halten. Seine blauen Augen funkelten, und die goldene Mähne seiner Haare und seines Bartes schien förmlich vor statischer Ladung zu knistern.
    »Joanna ist meine Verlobte, die Tochter des Professors. Ich weiß, ich weiß, es ist ziemlich dreist, den Vater seiner Verlobten ›Bags‹ zu nennen, aber als ich Joanna kennenlernte, hatten der Professor und ich schon eine Menge zusammen erlebt.« Er machte eine ausladende Handbewegung. »Im Moment ist sie im Lager bei der Temperance und schafft Vorräte für eine Expedition ins Landesinnere ran, die wir vorhaben. Deshalb bin ich auch hinter Ihnen hergejagt, um die Wahrheit zu sagen. Wenn Sie der gute alte Kaviar-Kirk gewesen wären, hätte ich Ihnen einen Platz im Team angeboten.«
    »Hurley …«, sagte der Professor mit einer gewissen Verärgerung.
    »Wie dem auch sei, jedesmal, wenn ich mich umdrehe, scheint einer dieser grünhäutigen Wallahs gerade Joanna entführen zu wollen. Sie ist ein wackeres Mädel und bewundernswert bis dort hinaus, aber es kommt hier wirklich ziemlich dick. Und Ungeheuer – ich kann ihnen gar nicht sagen, wie viele Male ich sie schon aus diesem oder jenem Schnolchloch raushauen mußte…«
    »Um Himmels willen, Hurley, ich versuche, Herrn Jonas ein paar Fragen zu stellen.«
    »Ach was, Bags, jetzt mach mal ’nen Punkt mit deinem ewigen Wissenschaftsgesabbel. Die Verlobte von diesem armen Kerl ist von den Priestern gekidnappt worden, und die wollen das Mädchen opfern! Sie haben ihn derart zugerichtet, daß er sich kaum mehr an seinen eigenen Namen erinnern kann! Und statt ihm Hilfe anzubieten, willst du bloß in ihm rumbohren und -stochern!«
    »Nicht doch«, sagte der Professor betroffen.
    »Ich bin nicht sicher …«, fing Paul an, aber Hurley Brummond richtete sich zu seiner ganzen eindrucksvollen Größe auf.
    »Keine Bange, mein Freund«, sagte er und versetzte Paul einen kameradschaftlichen Schlag auf die Schulter, daß dieser fast über den Tisch geflogen wäre. »Ich hör mich mal um – es gibt mehr als nur ein paar, Grüne wie Weiße, die Brummond vom Mars einen Gefallen schuldig sind. Jawoll, genau das werde ich tun. Bags, ich treffe euch beide bei Sonnenuntergang auf der Hinterseite des Clubs.«
    Mit drei Schritten war er zum Zimmer hinaus und ließ Paul und den Professor nachgerade atemlos zurück.
    »Er ist ein guter Kerl«, sagte Bagwalter schließlich. »Hart wie Stahl und ein großes Herz. Und meine Joanna liebt ihn innig.« Er nahm einen Schluck von seinem Sherry. »Aber manchmal wünschte ich wirklich, er wäre nicht so strohdumm.«
     
     
    > Weit draußen in der Wüste war die Sonne beinahe schon hinter den fernen Bergen verschwunden, um sich zufrieden von dem langen Tag zu erholen, an dem sie wieder einmal das ihr zugewandte Antlitz des Mars verbrannt hatte. Die letzten Strahlen ließen alle Fenster und durchscheinenden Türme Tuktubims glutrot aufscheinen.
    Vom Balkon auf der Rückseite des Ares Club blickte Paul den Hang hinunter auf die weite Ebene, die wie mit Rubinen und Diamanten übersät aussah. Eine Weile fragte er sich, ob dies hier die gesuchte Heimat sein konnte. Es war seltsam hier, aber irgendwie auch ganz vertraut. Er konnte sich nicht erinnern, wo er zuletzt gewesen war, aber er wußte, es war irgendwo anders gewesen – es hatte in seiner Vergangenheit mehrere Irgendwos gegeben, da war er sich sicher –, und auch ohne genaue Erinnerungen verspürte er eine

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