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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ein unsichtbarer Dämon – wie der Tod persönlich.
    »… daß die meisten dieser Vorgänge von einer einzigen Gruppe kontrolliert wurden«, sagte gerade jemand neben ihm. Die ruhige, ernste Stimme war nicht die des Objekts. Vielleicht einer der akademischen Freunde des Patron. Eine Gruppe mit sich selbst beschäftigter Wissenschaftler, die irgendein kleines Symposium abhielten.
    Er wollte schon hinausgehen, doch die nächsten Worte schlugen ihm entgegen, als ob sie geschrien wären. »… Diese Leute, reiche und mächtige Männer und Frauen, waren ein Konsortium, das sich die Gralsbruderschaft nannte…«
    Dread sah und hörte mit rapide wachsendem Interesse zu.
    »Spur drei«, sagte er nach wenigen Augenblicken, »dies hier offen halten. Wird das aufgezeichnet?«
    »Nur was du siehst, Jefe. Ich kann versuchen, alles zu kopieren, was ein- und ausgeht, aber ich glaube nicht, daß unser Speicherplatz ausreicht, von der Bandbreite ganz zu schweigen.«
    Dread öffnete die Augen. Das Boot war beinahe im Bereich der Grenzscheinwerfer. Er mußte sich jetzt um andere Dinge kümmern; die meisten Einzelheiten konnte er sich noch besorgen, wenn sie das Objekt erst einmal in ihrer Gewalt hatten. »Dann laß gut sein. Aber es sind noch eine Menge anderer Leute bei dieser Versammlung. Krieg raus, ob es Sims sind, und wenn ja, von wo sie reinkommen. Aber zuerst halt dich bereit, die Abschaltung der Abwehranlagen einzuleiten, sobald ich es befehle.« Er überprüfte die Spur zwei, deren Crew in ungefähr der gleichen Entfernung auf der südöstlichen Seite der Insel wartete. Die Meldungen, die über das Wachband der Insel kamen, verrieten ihm, daß die Rettungsmannschaft den Trick mit dem Hubschrauber jeden Moment entdecken mußte.
    »Spur drei – abschalten.«
    Die Grenzscheinwerfer erloschen. Ein Sturm entrüsteter Schreie erhob sich auf dem Wachband, aber da der Abschaltvorgang nunmehr lief, redeten sämtliche Funkstellen mit niemand anders als mit sich selbst – und mit Dread.
    »Spur zwei, los geht’s.«
    Er gab dem Führer seines eigenen Bootes ein Signal, und dieser warf den Motor an, so daß sie mit voller Fahrt über die hubbelige Brandung auf den Strand zuflitzten. Sobald sie im seichten Wasser waren, rollten sich seine Männer auch schon über die Seite, und der erste an Land bestrich den Strand und die Hausmauern mit geräuschlosen ELF-Waffen. Diejenigen von der Wachmannschaft der Insel, die keine Schutzanzüge gegen extreme Niederfrequenzen anhatten, fielen zu Brei geschüttelt um, bevor sie auch nur ahnten, was sie getroffen hatte.
    Während er seinen Männern ans Ufer folgte, stellte Dread alle außer den unbedingt notwendigen Bildern ab, aber die Stimmen aus der virtuellen Konferenz des Objekts ließ er in seinem Kopf weiterlaufen. In ihm formte sich bereits eine Idee.
    Die Insel war so finster, daß Dread sich nicht einmal die Mühe machte, den Strand hochzurobben. Drei weitere Wachposten erschienen in ELF-Schutzanzügen auf dem Steg vor dem nächstgelegenen Wachhaus, und einer hielt eine superstarke Taschenlampe hoch, weil er wahrscheinlich herausfinden wollte, was mit den Generatoren der Insel passiert war. Dread gab ein Zeichen. Die schallgedämpften Trohner machten ein Geräusch, als würde man einen Stock über einen Lattenzaun ziehen; die Wächter fielen um. Die Taschenlampe prallte vom Steg und trudelte blinkend auf den Strand.
     
    Am Portikus des Haupthauses war der Widerstand erbittert, aber Dread hatte es jetzt nicht mehr so eilig. Das Objekt war immer noch in seiner Simulation abgeschottet, und da Celestino die Türschlösser fernverriegelt und einen Datenschild über das Objekt gelegt hatte, um Anrufe vom Wachdienst zu vereiteln, hatte der Luftgott keine Ahnung, daß seine Burg genommen worden war.
    Immerhin dafür, wie sie ihren Vertrag erfüllte, mußte Dread Atascos neue Sicherheitstruppe bewundern. Die Männer kämpften verbissen – das halbe Dutzend, das aus dem befestigten Wachhaus neben der Eingangstür das Feuer erwiderte, schien imstande zu sein, eine weitaus größere Armee als die Dreads abzuschlagen. Jedoch gute Sicherheitsarbeit erforderte mehr als Tapferkeit: Kluge Voraussicht war ebenfalls vonnöten. Einem der Angreifer gelang es, eine Brandgranate durch eine Schießscharte zu stecken, auch wenn er sich dabei eine tödliche Verletzung zuzog. Als sie gleich darauf explodierte, war die Hitze so groß, daß selbst die Stahlplexfenster weich wurden und sich nach außen wölbten.
    Das

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