Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
blutiger Sack auf den Boden plumpste. Auftrag ausgeführt.
    Dread musterte die beiden Leichen kurz und schickte dann die beiden Schützen nach oben zu den anderen. Er schaltete sich gerade rechtzeitig in die Simulation zurück, um eine neue Stimme zu hören.
    »Ein Fluchtversuch wäre eine ausgesprochen dumme Idee.«
    Es war eine unbekannte Stimme, die durch einen Übersetzer lief. Er brauchte ein Weilchen, um zu erkennen, daß es Celestinos war.
    »Ich fürchte, die Atascos mußten uns frühzeitig verlassen«, sagte der Gearmann durch Atascos enteigneten Sim. »Aber keine Bange. Wir denken uns was aus, um euch weiter gut zu unterhalten.«
    »Scheißkerl!« schrie Dread. »Gottverdammter Idiot, mach, daß du da rauskommst!« Keine Reaktion. Celestino hatte den Befehlskanal nicht an. Wut dehnte sich in Dread aus wie siedender Dampf. »Dulcy! Bist du da?«
    »Bin ich.«
    »Hast du eine Kanone?«
    »Äh …ja.« Ihre Stimme deutete darauf hin, daß sie immer eine dabeihatte, aber sie nicht benutzte.
    »Geh rein und erschieß das miese Schwein! Sofort!«
    »Erschießen…?«
    »Sofort! Womöglich hat er gerade den wichtigsten Teil dieser ganzen Sache himmelhoch in die Luft gejagt. Mach zu. Du weißt, daß ich dich decken werde.«
    Nachdem sie ohnehin schon hoch in Dreads Achtung stand, stieg Dulcinea Anwin hiermit noch höher. Er hörte keinen Laut mehr von ihr, bis auf dem Tonkanal von Spur drei etwas mit lautem Knall explodiert war.
    »Und jetzt?« Schwer atmend war sie wieder in der Leitung. »Meine Herren, das hab ich noch nie gemacht.«
    »Dann sieh nicht hin. Geh wieder ins Nebenzimmer, du kannst dich auch von dort reinschalten. Ich will wissen, wer in dieser Simulation ist. Such mir die Leitungen nach außen. Vor allen Dingen müssen wir eine dieser Leitungen kriegen – nur eine –, in die wir uns einhaken können.«
    Sie holte zitternd Atem, dann hatte sie sich gefaßt. »Alles klar.«
    Während er wartete, untersuchte Dread das Labor der Atascos. Teures Zeug. Unter anderen Umständen hätte es ihm nichts ausgemacht, einiges davon mitgehen zu lassen, obwohl es strikt gegen die Anweisungen des Alten Mannes gewesen wäre. Aber er roch einen fetteren Braten. Er gab dem Sprengmeister, der im Gang stand und eine schlanke schwarze Zigarre rauchte, ein Zeichen.
    »Verkabeln.«
    Der Mann drückte die Zigarre am Boden aus und heftete dann Klümpchen aus Anvax-Gel an mehrere über das Zimmer verteilte Punkte. Sobald Dread und Dulcy Atascos Festspeicher völlig leergeräumt hatten, würde er den Sprengsatz fernzünden.
    Er stieg gerade die Treppe hinauf, als Dulcy Anwin sich wieder online meldete. »Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche zuerst?«
    Sein Grinsen war ein Reflex, eher Hunger als Humor. »Ich kann eine schlechte Nachricht verkraften. Es hat heute abend noch nicht viele gegeben.«
    »Ich krieg die meisten von diesen Leuten nicht zu fassen. Es scheint mehrere verschiedene Setups zu geben, aber die meisten sind aufspürsicher. Es sind keine Replikanten, würde ich meinen, aber sie benutzen eine Art Blindrelaissystem – es sind wenigstens zwei anonyme Router im Spiel, dazu andere, noch merkwürdigere Sachen. Wenn ich sie alle ein paar Tage lang an einem Ort hätte, könnte ich was aufdröseln, aber ansonsten keine Chance.«
    »Sie fangen schon an, sich zu verlaufen. Wahrscheinlich sind sie in wenigen Minuten offline. Aber du hast gesagt ›die meisten‹. Ist das die gute Nachricht?«
    »Ich hab einen davon im Visier. Vom Objekt als Gast reingeholt. Kein Relais, keine trickreichen Umwege. Der Haken ist schon drin.«
    Dread tat einen tiefen Atemzug. »Prima. Das ist sehr gut. Ich will, daß du die Person rasch aufspürst und dir dann ihren Index reinholst. Kriegst du das hin?«
    »Wann soll das geschehen?«
    »Sofort. Ich will, daß du mit diesem Haken den Benutzer, oder die Benutzerin, abschaltest und offline beförderst und dann den Sim selbst in Besitz nimmst. Überflieg den Index – ganz schnell, wir erstellen später eine bessere Version –, und merk dir, was du kannst. Egal, wer er oder sie ist, das bist dann du. Alles klar?«
    »Du willst, daß ich mich als diese Person ausgebe? Was ist mit der ganzen Datenarbeit, die wir zu tun haben?«
    »Die mach ich selber. Ich muß sie selber machen. Keine Bange, ich schick demnächst eine Ablösung. Menschenskind, wenn ich die Daten erst einmal unter Dach und Fach habe, werde ich dir diesen Haken wahrscheinlich persönlich abnehmen.« Der Schmerz in

Weitere Kostenlose Bücher