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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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als Anreiz sozusagen. Aber, wie die Vermittlungsbeamten rasch einsahen, um den jungen Johnny Wulgaru vom Hals zu bekommen, lohnte es sich, den Etat zu überziehen. Johnny war eine Bombe, die jederzeit losgehen konnte.
    Die Vorgeschichte der ersten Episode, bei der er an etwas gedreht hatte, war überraschend alltäglich gewesen. Aus Zorn über seine grausame Mißhandlung der Hauskatze hatte seine Pflegemutter ihn einen kleinen schwarzen Bastard genannt. Er hatte etwas vom Tisch geschlagen, und sie hatte ihn gepackt, um ihn in seinem Zimmer einzusperren. Als sie ihn durchs Wohnzimmer schleifte, hatte sein Wutgeheul einen Höhepunkt erreicht, und auf einmal hatte der Wandbildschirm geflackert und war ausgegangen.
    Sehr zum Leidwesen seiner Vormünder erwies sich der Schaden an der inneren Elektronik als irreparabel und mußten sie fast einen Monat ohne Verbindung zur Außenwelt auskommen, ehe sie es sich leisten konnten, ihn zu ersetzen.
    Sie hatten den Vorfall nicht mit ihrem Mündel in Zusammenhang gebracht, obwohl sie wußten, daß er zu anderen, weitaus prosaischeren Gewalttaten fähig war. Aber Johnny selbst hatte es gemerkt und sich gefragt, ob es Magie sein könnte. Ein paar Experimente hatten bewiesen, daß es Magie – oder wenigstens so gut wie – war, und anscheinend besaß nur er diese Fähigkeit. Ein einziger Tag in seinem dunklen Zimmer mit dem Pad seines Adoptivvaters hatte ihm gezeigt, daß er es auch machen konnte, ohne wütend zu sein, wenn er bloß die richtigen Sachen in der richtigen Weise dachte.
    Er hatte die Fähigkeit mehrere Jahre lang nur für Lappalien – kleinere Akte von Vandalismus, gehässige Vergeltungsmaßnahmen – und in einer Reihe weiterer Pflegefamilien angewandt. Auch als seine Geheimnisse dunkler und schrecklicher wurden, dachte er nie daran, seine Gabe, an den Dingen etwas zu drehen, zu weitergehenden Zwecken zu benutzen als zu Bildstörungen von Sicherheitskameras am Schauplatz eines Raubes – oder am Schauplatz einer Jagd, denn mit denen hatte er angefangen, noch bevor er geschlechtsreif geworden war. Erst als der Alte Mann ihn unter erheblichem finanziellen Aufwand aus dem Jugendgefängnis herausgeholt und hintereinander in mehrere Heilanstalten bugsiert hatte, von denen die letzte dem Alten Mann mehr oder weniger gehörte, hatte Dread begriffen, daß er den Dreh auch für weitergehende Ziele einsetzen konnte …
     
    Das Boot prallte in die Höhe, und einen Moment lang wurde er unsanft in die wirkliche Welt zurückgeholt. Dread schob den Himmel, das Wasser, die schweigend neben ihm hockenden Männer beiseite. Wo ist er? Zurück. Stop.
    Aber diese Verwendungsart war viel schwieriger als die einfache Zerstörung, die er ganz am Anfang praktiziert hatte, oder die spätere Taktik, elektronische Teile einfach zu blockieren. Was er heute nacht drehen wollte, verlangte Fertigkeiten, die er noch immer nicht vollkommen beherrschte, obwohl er fast ein Jahr in einem der Labors des Alten Mannes damit zugebracht hatte, eine zermürbende Übung nach der anderen durchzuexerzieren, begleitet von den jovialen Ermunterungen von Wissenschaftlern in weißen Kitteln, deren hilfsbereites Gehabe nicht über die darunter sitzende Furcht vor ihm hinwegtäuschen konnte. Er hätte nicht sagen können, welchen Machtzuwachs er mehr genossen hatte.
    Finden, dann zupacken. Schließlich hatte er den Datenzapfer erwischt, ergriff ihn geistig, ließ sein Denken um ihn herum und in ihn hinein gleiten und eruierte ihn dabei. Das mechanische Eindringen in das elektronische Nervensystem der Insel, das sein Gearteam vollbracht hatte, war ein entscheidender erster Schritt gewesen: Er mußte so weit wie möglich im Sicherheitssystem drin sein, bevor er mit seiner eigenen Arbeit beginnen konnte. Schon jetzt bereitete ihm die nötige Feinkontrolle Kopfschmerzen. Wenn er seine Fähigkeit länger als eine kurze Weile betätigte, meinte er, den Dreh selbst glühend heiß und wund in seinem Gehirn spüren zu können wie eine entzündete Drüse.
    Wie ein Jagdhund, der eine Witterung aufnimmt, durchforschte er das unerklärliche innere Dunkel des Drehs, bis er genau die elektronischen Pulse fand, die er brauchte, und verfolgte dann ihren Pfad zurück, ging dem Datenstrom bis zu seiner Quelle in den zentralen Prozessoren und dem Hauptspeicher des Sicherheitssystems nach. Prozessoren waren nur elektronische Artefakte, eigentlich nicht so viel anders als einfachere Dinge wie Überwachungskameras oder Pkw-Zündungen –

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