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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hingesetzt«, sagte Conrad unvermittelt.
    »Ich komm schon wieder nicht mit«, entgegnete Fredericks. Er beäugte die Speisekarte. »Ich denke, ich nehme den Seebarsch.« Er winkte den Kellner herbei, der sich schutzsuchend in eine windstille Ecke drückte. »Bist du sicher, daß das pazifischer Seebarsch ist?«
    Als sie bestellt hatten und der Kellner in den warmen inneren Teil des Restaurants zurückgeeilt war, ergriff Vivien das Wort.
    »Das Problem«, sagte sie und malte dabei einen fast durchsichtigen Weißweinkreis auf den Tisch, »liegt darin, daß die Kinder heutzutage nichts mehr aufschreiben. Sie reden miteinander – und was sie alles reden! –, und sie suchen zusammen Orte im Netz auf, aber sie halten nichts mehr schriftlich fest.«
    »Ja?« sagte Fredericks.
    »Es hat uns eine Menge Arbeit gekostet herauszukriegen, was Orlando getrieben hat«, erklärte Conrad Gardiner. »Im Netz. Aber wir glauben, daß da die Ursache für den Zustand der beiden liegt.«
    »Das kann nicht sein.« Enrica Fredericks’ Stimme war tonlos. »Das geht gar nicht. Unser Arzt hat uns das erklärt. Es sei denn, jemand … jemand hätte ihnen Charge verpaßt.« Ihr Gesicht war verkniffen und bitter. »So sagt man doch, oder? Jemandem Charge verpassen?«
    »Könnte sein«, sagte Vivien. »Aber wenn, dann wäre es eine Art Charge, von der die Ärzte noch nie gehört haben. Jedenfalls müßte man sich jahrelang extreme Überdosen zuführen, damit es diese Wirkung hätte – nein, selbst dann wäre es nicht so. Seht mal, ihr habt es selbst gesagt: Ihr könnt Sam nicht ausstecken – sie schreit, sie schlägt um sich, ihr müßt sie wieder einstecken. Genauso ist es mit Orlando, nur mit dem Unterschied, daß wir bei seiner Krankheit die Reaktion nur an den Anzeigen seiner Lebensfunktionen erkennen können. Wir haben Neurologen, Neuropsychologen, Chargetherapiezentren konsultiert, alles. Niemand hat je von so etwas gehört. Deshalb sind wir an euch herangetreten.«
    Die Salate und Vorspeisen kamen. Ramsey blickte stirnrunzelnd auf seine Bruschetta. Vielleicht wurde es langsam Zeit, daß er anfing, ein bißchen auf seine Gesundheit zu achten. Die Warteliste für Herztransplantate war eine ganze Meile lang, selbst bei der neuen Generation geklonter Austauschherzen. Es wäre klüger, wenn er einen grünen Salat bestellte.
    Er schob die Bruschetta beiseite.
    »Entschuldigt, wenn ich ungeduldig bin«, sagte Jaleel Fredericks, »aber das scheint bei dieser Zusammenkunft meine Rolle zu sein. Worum geht es eigentlich? Das alles ist uns bekannt, wenn auch nicht die Details.«
    »Es geht um folgendes: Wir alle wissen, daß eurer Sam und unserem Orlando etwas zugestoßen ist, aber wir unsererseits glauben nicht an einen Unfall.«
    Fredericks zog eine Augenbraue hoch. »Weiter.«
    »Wir haben uns nach Kräften bemüht, sämtliche Dateien in Orlandos System zu öffnen. Deshalb ist es so frustrierend, daß die Kinder nicht mal mehr mailen, wie wir es noch taten. Es gibt Pfade, aber keine Aufzeichnungen, die der Rede wert wären. Und zu allem Überfluß hat sein Agent auch noch Dateien beseitigt. Das ist eine der Sachen, die uns stutzig machen.«
    Ramsey rutschte interessiert auf seinem Stuhl vor. »Warum das?«
    »Weil es eigentlich nicht vorkommen dürfte«, sagte Conrad. Er trank nur Wasser, und er nahm erst einmal einen langen Schluck. »Wir haben das Haussystem außer Betrieb gesetzt, als das passierte – das heißt, Orlandos ganzen Teil. Daß sein Agent Dateien gegen unseren Willen bewegt hat, kann nur mit Orlandos Genehmigung geschehen sein, und … na ja, ihr habt ihn gesehen. Warum also entfernt das Ding weiterhin Dateien und zerstört andere? Es hat sich sogar versteckt, so daß wir es nicht abstellen können, ohne das ganze System zu löschen und auch noch den letzten Anhaltspunkt dafür zu verlieren, was Orlando zugestoßen ist. Das Ding hat sich tatsächlich vollkommen verdünnisiert. Der Roboterkörper, den es im Haus benutzt, ist ebenfalls fort. Der war es, den ich vorhin im Krankenhaus gesehen zu haben meinte.« Er schüttelte den Kopf. »Die ganze Geschichte ist unheimlich.«
    »Aber ich verstehe das nicht«, sagte Enrica mit wehleidiger Stimme. »Was hätte das für einen Sinn? Wenn jemand Dateien versteckt oder sie zerstört oder was weiß ich, welchen Grund könnte es dafür geben?«
    »Das wissen wir nicht.« Vivien spielte mit einem Selleriestengel. »Aber wir haben vor dem Verschwinden der Dateien genug gesehen, um zu wissen,

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