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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sie richtige Menschen sind …«
    Aber die in Luanda versammelte Presse war nicht so leicht zu überzeugen.
    Reporter: »Woher sollen wir wissen, daß ihr nicht einfach Doubles seid und dem Gear bloß verdammt ähnlich seht …?«
     
     
    > Renie lehnte sich an die Reling, wo !Xabbu hockte und den dunklen, leicht öligen Fluß betrachtete.
    Ein neuer Tag, dachte sie, eine neue Welt. Lieber Gott, bin ich müde!
    Das Werk entschwand hinter ihnen; nach und nach wurde das dichte Gewirr von Rohren und Strommasten am Ufer von Pyramidenpappeln und Riedgras erst durchsetzt und dann abgelöst, und statt der flackernden Sicherheitslichter schien ein zunehmender Präriemond. Wenn sie das dumpfe Pochen der Schmerzen von den ganzen Schnitten und Schlägen und die Paviangestalt ihres Freundes ignorierte, konnte sie sich beinahe einreden, in einer ganz normalen Umgebung zu sein. Beinahe.
    Sie seufzte. »Das hat alles keinen Zweck, weißt du.«
    !Xabbu legte seinen Schwanz mit elegantem Schwung übers Geländer, damit er sich ihr voll zudrehen konnte. »Was meinst du damit, Renie?«
    »Das alles.« Sie machte eine Handbewegung, die den mürrisch und schweigend am Steuer stehenden Azador, die unruhig in der Kajüte schlafende Emily, den Fluß und das nächtliche Kansas einbegriff. »Die ganze Art, wie wir vorgehen. Wir werden einfach von einem Ort zum nächsten befördert – oder gejagt. Von einer Simulation zur nächsten. Wir sind unserm Ziel nicht näher, und wir stellen mit Sicherheit keine Bedrohung für die Dreckskerle dar, die meinen Bruder krank gemacht haben.«
    »Aha.« !Xabbu kratzte sich am Arm. »Und was ist deiner Meinung nach unser Ziel? Die Frage ist nicht als Witz gemeint.«
    »Ich weiß.« Sie runzelte die Stirn und ließ sich zu Boden gleiten, bis sie mit dem Rücken am Bootsrand saß und nunmehr auf das gegenüberliegende, aber genauso dunkle und stille Flußufer blickte. »Sellars meinte, wir sollten nach jemand Ausschau halten, der Jonas heißt, aber das war das letzte, was wir von Sellars gehört haben. Wie also finden wir diesen Jonas, unter Millionen von virtuellen Personen? Es ist unmöglich.« Sie zuckte mit den Achseln. »Und zudem gibt es jede Menge neue Fragen. Dieser Dingsbums, Kunohara, sagte, deine Freunde vom Kreis wären auch irgendwie in die Sache verwickelt.«
    »Es sind nicht wirklich meine Freunde, falls er überhaupt von derselben Gruppe redete. Es sind Leute, für die ich Achtung empfinde, eine Vereinigung von Männern und Frauen, die anderen Angehörigen ihrer Stämme zu helfen versuchen und die mir geholfen haben. Jedenfalls dachte ich das.«
    »Ich weiß, !Xabbu , ich wollte dich nicht irgendwie beschuldigen. Mir ist jedenfalls nicht klargeworden, ob er meinte, sie würden den Gralsleuten helfen oder sie bekämpfen. Wie sagte er? ›Zwei Seiten derselben Medaille?‹« Erschlagen von alledem lehnte sie den Kopf an die Reling zurück. Sie waren schon so lange in diesem virtuellen Universum! Wie es wohl Stephen ging? Ob sich sein Zustand irgendwie verändert hatte?
    Und ihr Vater, was der wohl machte, und Jeremiah? Es war fast unmöglich sich vorzustellen, daß sie nur wenige Schritte von ihr entfernt waren. Es war, als glaubte man an Gespenster.
    »Wenn ich raten sollte«, begann !Xabbu langsam, »würde ich sagen, daß nach Kunoharas Meinung die Gralsleute und der Kreis sich irgendwie bekriegen, aber daß im Grunde kein großer Unterschied zwischen ihnen besteht.«
    »Kann sein.« Sie zog die Stirn kraus. »Aber ich hab das Rätselraten ziemlich satt. Ich will Tatsachen. Ich brauche Informationen.« Entweder der Fluß wurde schmaler, stellte sie geistesabwesend fest, oder Azador steuerte sie näher ans Ufer heran: Die Bäume wirkten höher als noch vor wenigen Minuten, so daß ihre schattenhaften Formen den Blick auf den Himmel weitgehend versperrten. »Wir bräuchten sowas wie eine Landkarte, oder wir müßten wissen, wo Martine und die andern sind. Oder beides.« Sie seufzte wieder. »Verdammt, was ist bloß mit Sellars los? Ob er uns aufgegeben hat?«
    »Vielleicht kann er nicht wieder in das Netzwerk hinein«, meinte !Xabbu . »Oder er kann es, aber genau wie uns bleibt ihm nichts anderes übrig, als aufs Geratewohl zu suchen.«
    »Herrje, was für ein trostloser Gedanke.« Sie setzte sich auf, ohne sich um das schmerzhafte Aufbegehren ihres Rückens und ihrer Beine zu kümmern. »Wir brauchen Informationen, darauf kommt alles an. Wir verstehen ja nicht mal, wie dieser Ort hier

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