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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Betriebsamkeit hatte Renie erwartet, daß Lenore sie in irgendein Büro führen würde, doch statt dessen standen sie immer noch auf dem Korridor, wo Lenore einfach ein Datenfenster mitten im Raum geöffnet hatte, als plötzlich neben ihnen eine stämmige Frau aus dem Nichts auftauchte. Sie hatte ein außerordentlich ernstes Gesicht mit gut simulierten mediterranen Zügen und kurzen braunen Haaren.
    »Schaut nicht so verdattert«, sagte sie zu Renie und !Xabbu . Es hörte sich beinahe wie ein Befehl an. »Hier im Stock müssen wir uns mit diesem ganzen ›realistischen‹ Quark nicht abgeben.« Während sie noch über diese kryptische Äußerung nachsannen, wandte sich die Frau an Lenore. »Du wolltest mit mir reden? Über diese Leute, stimmt’s?«
    »Wir wollten sie eigentlich vorher anmelden, aber Cully hätte uns am Schluß beinahe in einen Vogelschnabel reingesteuert, deshalb waren wir ein wenig abgelenkt.«
    »Halb so wild«, war Cullens Kommentar.
    »Sie haben sich aus einer andern Simwelt hierher verirrt – aus der von Atasco, nicht wahr?« Lenore wandte sich Bestätigung heischend an Renie. »Und jetzt kommen sie nicht mehr von der Strippe.«
    Die neu Hinzugekommene schnaubte. »Ich hoffe, du wirst bei dir Zuhause ausreichend mit Wasser und Glukose versorgt, Herzchen, denn wir haben im Moment nicht viel Zeit, dir zu helfen.« Sie wandte sich wieder den Piloten zu. »Die Ecitonfront ist umgeschwenkt, und auf dem Zug ist sie ungefähr zwölf Meter breit. Ich möchte, daß ihr zwei morgen früh nochmal nachsehen fliegt.«
    »Aye, aye, Käpt’n.« Cullen salutierte.
    »Verpiß dich.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Renie und !Xabbu , wobei sie letzteren mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. »Wenn ich die Zeit für einen alten Witz hätte, würde ich sagen: ›Wir bekommen hier nicht viel Pavianbesuch‹ – aber die Zeit habe ich nicht. Ich heiße Angela Boniface. Ihr zwei seid ein Problem. Wir haben eine sehr strikte Vereinbarung mit dem Pächter, und wir dürfen niemanden ohne seine Erlaubnis reinbringen.«
    »Wir möchten euch nicht lästig fallen«, sagte Renie hastig. »Wir gehen, sobald wir können. Wenn ihr uns zur nächsten …«, sie stockte, weil sie über das Wort im Zweifel war, »äh, Grenze bringen könnt, verschwinden wir einfach.«
    »So einfach ist das nicht.« Angela Boniface verengte die Augen. »Verdammt. Na schön – Kwok, sieh mal, ob du hier jemand auftreibst, der herausfinden könnte, was mit ihrem Gear nicht stimmt. Ich muß Bello noch wegen einer Sache den Marsch blasen.« Bevor sie sich halb herumgedreht hatte, hatte sie sich schon in Luft aufgelöst wie eine Zauberkünstlerin.
    »Die Projektleiterin«, sagte Lenore erklärend.
    »Was meinte sie mit ›diesem realistischen Quark‹?« fragte !Xabbu . Sogar Renie mußte über seinen Tonfall schmunzeln.
    »Sie meinte, daß wir hier drin nicht so tun müssen, als wäre es eine reale Welt«, erklärte Cullen und reckte und streckte dabei mit katzenartigen Bewegungen seine langen Arme. »Kunohara will nicht, daß irgend etwas das natürliche Erscheinungsbild der Simulation stört, wenn wir also Dinge aus der Nähe untersuchen wollen, müssen wir interagieren, zu einem Teil der Umwelt werden – aber zu einem unauffälligen Teil der Umwelt. Aus dem Grund sehen die Beförderungsmittel wie große Insekten aus. Er hat auch noch diese ganzen andern unglaublich nervenden Vorschriften erlassen, an die wir uns halten müssen. Es ist ein kleines Spiel, das er da treibt, und er genießt es, uns durch die Reifen springen zu lassen. Jedenfalls denke ich das.«
    »Und wenn du mal deine erste oder zweite Milliarde beisammen hast«, bemerkte Lenore, »baust du dir deine eigene Simulation, Cully. Dann kannst du die Vorschriften machen.«
    »Oho, wenn das passiert, wird meine Vorschrift Nummer eins lauten: ›Keine Sechzehnstundentage für den Boß.‹ Ich muß noch kurz was aufzeichnen, und dann mach ich, daß ich hier rauskomm. Sayonara.« Er schnippte mit den Fingern und verschwand.
     
    »Einen Platz zum Schlafen gibt’s hier nicht so richtig«, entschuldigte sich Lenore, als sie die beiden in einem Konferenzzimmer ablieferte. »Damit gibt sich hier niemand ab – wäre ja auch idiotisch.« Sie sah sich in dem leeren Raum um. »Tut mir leid, daß es hier so kahl ist. Ich kann was an die Wände hängen, wenn ihr wollt, vielleicht noch ein paar Möbel machen.«
    Renie schüttelte den Kopf. »Schon gut.«
    »Na schön, ich komme euch in

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