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Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer

Titel: Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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eine relativ freie Fläche am Rande der Erhebung, auf der der Stock lag, als die ersten zu Fuß laufenden Flüchtlinge vor dem Schwarm aus dem Dickicht hinter ihnen hervorbrachen. Eine langbeinige Spinne stelzte vorbei, hoch wie ein Haus. Kleinere, aber eher noch unerfreulichere Tiere kamen in einem wilden Tumult blindlings hinter ihr hergestürzt.
    »Wir sind nicht schnell genug.« Renie taumelte bei diesen Worten und wäre beinahe hingefallen; sie ließ Lenore auf den Boden ab. Eine über ihren Köpfen hinwegstreichende Fliege machte einen Lärm wie ein kleiner Düsenhelikopter. »Wir müssen einen sicheren Ort finden. Irgendwas Erhöhtes.«
    »Bist du verrückt?« herrschte Cullen sie an und deutete auf den Stock. »Da oben steht Code im Wert von Millionen.«
    »Heiliger Bimbam! Du kapierst es wirklich nicht, was?« Ein Teil von Renie wußte, daß Schreien kein gutes Rezept war, doch das war ihr jetzt egal. »Hier geht’s nicht um Gear, hier geht’s ums Überleben!«
    !Xabbu hatte ihr Ausbleiben bemerkt und eilte zu ihnen zurück. Ein Tausendfüßler, ein glänzendes, schlängeliges Ding, das eben noch Hals über Kopf geflohen war, machte urplötzlich einen Schlenker zur Seite und schnappte zu, doch der kleine Mann im Paviankörper machte einen Satz und rettete sich damit knapp vor dem runden Kopf mit den kräftigen Beißwerkzeugen. Sein Paviansim bleckte die Zähne und ging in Verteidigungsstellung. Der Tausendfüßler zögerte, dann wandte er sich ab und trappelte weiter, weil offensichtlich die Furcht vor dem todbringenden Schwarm hinter ihm größer war als sein Jagdtrieb.
    »Wir müssen irgendwo hochklettern«, schrie Renie !Xabbu zu. »Wir kommen nie im Leben rechtzeitig hin.«
    »Das … das ist unverantwortlich.« Cullen klang inzwischen ziemlich unsicher. Der nächste Schatten kreiste in der Höhe, wieder ein Ameisenvogel, der darauf aus war, unter den Flüchtenden Beute zu machen.
    »Hier.« !Xabbu stand am Fuß eines Farns und winkte. »Wenn wir auf diese Pflanze steigen, können wir uns an einen Platz begeben, wo sie, glaube ich, nicht hinkommen werden.«
    Renie bückte sich und lud sich Lenore wieder auf. Sie war gerade ein paar Schritte gegangen, als sie einen harten Schlag in den Rücken bekam, der sie aus dem Gleichgewicht brachte. Während sie sich bemühte, wieder Tritt zu fassen, bearbeitete die über ihrer Schulter liegende Lenore Renies Rücken mit den Fäusten.
    »Setz mich ab! Setz mich ab!«
    Renie ließ sie zu Boden gleiten, wobei sie darauf achtete, sie nicht einfach hinplumpsen zu lassen, und bekam zum Dank dafür eine herumfuchtelnde Faust aufs Ohr. »He, was soll der Quatsch?« knurrte sie.
    Lenore hatte sich zusammengerollt wie eine Kugelassel. Cullen kam angestapft. Der Lärm der fliehenden Insekten wurde immer lauter und ihre Flut immer breiter, so daß sie an ihrem Standort langsam in Gefahr waren. »Verdammt nochmal, Kwok, was machst du da?«
    »Laß mich in Ruhe.« Lenore sah nicht zu ihm auf. »Ich will nicht mehr.«
    Cullen beugte sich hinab und packte sie. Ihre Beine bewegten sich immer noch nicht, aber von der Hüfte aufwärts wehrte sie sich heftig und verpaßte ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Fluchend ließ er sie fallen. »Du scännst ja! Was soll das?«
    »Ihr müßt euch beeilen!« rief !Xabbu von einer Stelle hoch oben am Farnstengel. »Ich kann die Ameisen schon sehen!«
    »Wir gehen nicht ohne Lenore!« Cullen blickte wie einer, der sein Haus abbrennen sieht. »Herrje, ich kann sie doch nicht einfach hier liegenlassen.« Er faßte die Frau am Arm, doch sie schüttelte ihn ab. »Was ist los mit dir?« brüllte er sie an.
    »Das ist einfach so … blöde!« jammerte sie. »Es ist blöde, und es tut weh! Und ich will will will nicht mehr!« Sie riß die Augen weit auf und starrte ihn mit einer beinahe wahnsinnigen Eindringlichkeit an. »Es ist nicht wirklich, Cullen, nichts von alledem ist wirklich. Es ist ein Spiel, und ich mache bei diesem blöden Spiel einfach nicht mehr mit.« Sie drosch auf seine Hand ein. Er zog sie zurück.
    »Gut«, sagte Renie. »Befaß du dich mit ihr, wenn du willst.« Sie drehte sich um und hastete über die freie Fläche auf !Xabbu und den rettenden Farn zu. Ein Käfer scherte aus der vorderen Reihe der anstürmenden Meute aus und schnitt ihr knarrend wie eine Slup mit vollen Segeln den Weg ab. Sie wartete ungeduldig, bis er vorbei war, und sprintete dann weiter.
    »Ich kann sie nicht einfach liegenlassen!« schrie Cullen hinter

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