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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Keckheit wiedergewonnen hatte, erklärte: »Diese seyi-lo Gralsfuzzis ham zuviel Zeit, zuviel Geld, irgendwie. Ich würd mit sowas wie dem Netzwerk hier die geile Sätte aufziehn – ungeduppt.«
    Florimel verdrehte die Augen. »Laß mich raten … halbnackte Gogglegirls mit Riesenbrüsten und jede Menge laute Musik und Waffen und Autos und Charge, stimmt’s?«
    T4b nickte lebhaft, sehr beeindruckt von ihrem Durchblick und ihrem guten Geschmack.
    Die vom Fluß abgehenden Seitengänge füllten sich zunehmend mit Leuten, die in den verschiedensten Geschäften unterwegs waren. Renie registrierte mit Erleichterung, daß sie und ihre Freunde nicht ganz so ungewöhnlich waren, wie sie befürchtet hatte: Einige der Einheimischen waren so bleich wie Zekiel und Sidri, aber im ganzen gab es ein ziemlich breites Spektrum von Hautfarben und Körpergrößen, auch wenn sie bis jetzt noch niemanden gesehen hatte, den sie als schwarz bezeichnen würde. Wobei, fiel ihr ein, ihr eigener Sim auch nicht so furchtbar dunkelhäutig war. Nicht einmal !Xabbus derzeitige Gestalt schien allzu weit über das Übliche hinauszugehen, denn Renie erblickte allerlei Tiere, die zum Markt getrieben wurden, und einige saßen sogar auf den Schultern ihrer Besitzer, Tauben und ein oder zwei Ratten, die eindeutig Haustiere waren. Je länger sie am Flußufer entlangspazierten, das sich inzwischen zu einer Promenade mit improvisierten Verkaufsbuden verbreitert hatte, die Mützen und Seile und Dörrfisch feilboten, um so mehr gingen Renie und ihre Gefährten einfach in der Menge unter.
    Sie fragten einen alten Mann, der ein Fischernetz flickte, nach dem Weg zum Bibliotheksmarkt, und obwohl er den Gedanken, daß jemand den nicht kennen könnte, sichtlich erheiternd fand, gab er ihnen vergnügt Auskunft. Breite Flure stießen jetzt in regelmäßigen Abständen rechtwinklig auf den Promenadenkorridor wie große Seitenstraßen, und an einem besonders breiten Boulevard, an dessen Ecke ein Holzschild mit einem rundäugigen Vogel darauf stand, bogen Renie und die anderen ab und bahnten sich durch das Menschengetümmel einen Weg, der vom Fluß wegführte.
    Die Schwarze-Eulen-Straße hatte eine anscheinend später eingezogene Holzdecke, aber war noch breiter als die Uferpromenade und mit einer Vielzahl von Läden und Tavernen und sogar Restaurants zu beiden Seiten zudem feiner. Einige aus der geschäftigen Menge hatten Sachen an, die genauso altertümlich und ungewöhnlich wirkten wie die von Renie und ihren Freunden, aber andere, vor allem Männer, waren ungefähr nach der Mode des neunzehnten Jahrhunderts in Gehröcke und Hosen in dezentem Schwarz oder in geringfügig gewagteren dunkelblauen oder dunkelbraunen Farbtönen gekleidet, wie Kontoristen in einem Dickensroman. Sie erwartete beinahe, Ebenezer Scrooge zu begegnen, wie er an seiner Uhrkette nestelte und den Pöbel verfluchte.
    Martines Hand auf ihrem Arm riß Renie aus ihrer gedankenverlorenen Menschenbetrachtung.
    »Moment mal …« Die Blinde legte den Kopf schief, dann schüttelte sie ihn. »Nein, nichts.«
    »Was dachtest du, was du gehört hättest? Oder gefühlt?«
    »Irgend etwas Bekanntes, aber ich bin mir nicht sicher, es war so flüchtig. Hier sind so viele Leute, daß es mir schwerfällt, die ganzen Daten zu verarbeiten.«
    Renie senkte die Stimme und beugte sich an Martines Ohr. »Meinst du, es war … du weißt schon wer?«
    Martine zuckte mit den Schultern.
    Durch den Betrieb in dem breiten, überfüllten Korridor war die Gruppe ein wenig auseinandergezogen worden. Sicherheitshalber riefen Renie und Florimel die Gefährten wieder zusammen. Das Gedränge wurde noch vermehrt durch Leute, die aus den Nebenarmen dazustießen, teilweise mit hochbeladenen Wagen, deren Fracht häufig die Beute ausgedehnter Raubzüge zu sein schien: Renie bezweifelte, daß Leute aus diesem buntscheckigen Haufen eigenhändig vielarmige Leuchter herstellen konnten, und selbst wenn, dann wohl kaum ein so zwielichtiger Schmutzfink wie der Mann, der ihnen gerade entgegenkam.
    Fast ohne es zu merken erreichten sie ihr Ziel. Der Gang verbreiterte sich so abrupt, daß man meinen konnte, die Wände hätten sich in nichts aufgelöst, und die Decke entschwand in luftige Höhen, die noch weit über der obersten Sprosse der vorher erklommenen Leiter liegen mußten. Die Räumlichkeit, in der sie sich nunmehr befanden, war so groß wie vier der riesigen Ballsäle in den oberen Etagen zusammen und quoll genauso von Menschen über

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