Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
ihr das wirklich wollt.«
    »Du meinst, wir sollen … springen?« fragte Fredericks, der eine Zeitlang geschwiegen hatte.
    »Wenn’s dir lieber ist, kannst du dich auch einfach fallen lassen.« Der kleine Gott feixte. »Die Wände stehen bis unten hin genausoweit auseinander wie hier – damit sich niemand dagegenstemmen und wieder hochklettern kann. Du brauchst also nicht zu befürchten, daß du an den Seiten langschrappst.«
    Fredericks blickte zweifelnd. »Kannst du uns nicht irgendwie … runterfliegen? Deine göttlichen Kräfte einsetzen, oder was weiß ich?«
    Bes lachte rauh. »Göttliche Kräfte? Ich bin ein Gott des heimischen Herdes, zuständig für Mistvieh und Hausputz und Menstruationsblut. Du bist der Kriegsgott, oder? Einer der Götter, die losstürmen, sobald irgendwo Pauken und Posaunen erschallen? Warum fliegst du uns nicht runter?«
    Orlando war zu sehr damit beschäftigt, wieder zu Atem zu kommen. Fredericks war auf sich allein gestellt.
    »Wir … wir haben einen fliegenden Wagen«, sagte er schließlich. »Jawohl, den haben wir. Bei uns zuhause.«
    Missus Simpkins warf ihm einen scharfen Blick zu. »Sie sind keine sehr wichtigen Götter, Bes. Sei nett zu ihnen.«
    Die gelben Affen, die in das Loch hineingesaust waren, kaum daß sie es erblickt hatten, stiegen jetzt aus der Dunkelheit auf wie eine Wolke brennenden Schwefels.
    »Weit weit runter!« juchzten sie. »Molto grosso windiger Wind! Dann klatschnasser Platscho grande!«
    »Kein Bammel, Landogarner! Die Krokodile sind bloß muy pequeño Babykrokos!«
    »Krokodile?« fragte Fredericks erschrocken.
    »Die haben sie erfunden«, sagte Bonnie Mae und schlug mit der Hand nach den überdrehten Affen. »Auf, los geht’s!«
    Bes amüsierte sich köstlich. »Eigenartige Kriege müßt ihr führen auf den kleinen Inseln im Großen Grünen«, sagte er süffisant zu Fredericks. »Weiberkriege mit Zetern und Kratzen und sich in den Lendenschurz Pissen …«
    »He!« rief Fredericks und warf sich in die Brust, um größer zu wirken, was bei einem potentiellen Gegner von der Größe eines Cockerspaniels ziemlich überflüssig war.
    »Hör auf.« Orlando war müde und konnte keine Kraft auf solchen Blödsinn verschwenden. »Springen wir. Wie weit müssen wir schwimmen, wenn wir im Wasser sind?«
    Immer noch breit grinsend wandte Bes sich ihm zu. »Nicht weit, gar nicht weit. Aber du kommst auf diesem Weg nicht mehr zurück, wie gesagt. Hast du immer noch Lust?«
    Orlando nickte matt.
    Der Sprung war geradezu erleichternd, eine Aufhebung der Schwerkraft, wenigstens für einen Moment. Das Wasser am Grund war warm wie Blut. Es gab sehr wenig Licht. Fredericks klatschte Sekunden später neben ihm auf, und sie traten auf der Stelle, bis Bes und Bonnie Mae Simpkins hinterhergekommen waren.
    »Nochmal!« quietschten die über dem Wasser kreisenden Äffchen.
    »Sag mal«, japste Orlando ein paar Minuten später, als Bes ihn auf einen steinernen Fußpfad zerrte, »wenn es keinen Weg zurück gibt, wie willst du dann rauskommen, nachdem du uns hingebracht hast?«
    »Er ist Bes, Junge«, bemerkte Missus Simpkins.
    »Und was soll das heißen?« knurrte Orlando. Der winzige Mann hatte einen Griff wie ein Schraubstock; Orlando schlenkerte mit der Hand, damit das Blut wieder zirkulierte.
    »Das heißt, daß selbst Glupschi und Grobsack es sich zweimal überlegen werden, bevor sie mich gegen meinen Willen wo festhalten.« Bes schüttelte sich wie ein Hund, daß das Wasser aus seinem Bart und seinen verfilzten Haaren spritzte. »Wenn sie mir was tun oder mich auch nur gefangennehmen, dann werden sie derart den Zorn der Menge zu spüren bekommen, daß Upuauts kleiner Aufstand daneben wie eine Lustpartie aussehen wird, und das wissen sie genau.«
    »Er redet von Tefi und Mewat«, sagte Bonnie Mae leise.
    Orlando nickte. Er mußte wieder Kraft sparen. Selbst das kurze Schwimmen in dem lauen Wasser hatte ihn erschöpft, und die Muskeln taten ihm weh.
    Der kleine Mann zauberte abermals eine Lampe aus dem Nichts hervor und führte sie damit durch ein weiteres Gewirr von Gängen.
    »Komischer Gott«, flüsterte Fredericks. »Sollen wir ihn mal fragen: ›He, ist das ’ne Laterne da unter deinem Lendenschurz?‹«
    Orlando grunzte vor Lachen, obwohl es ein wenig weh tat.
    Die Gänge wurden breiter. Auf einmal flackerte die Lampenflamme in einem schwachen Luftzug.
    »Der Hauch des Re«, sagte Bes und legte einen Moment die Stirn in Falten, bevor er sich für eine Richtung

Weitere Kostenlose Bücher